Verzeichnis Modelle guter Praxis – Interprofessionalität
Gesundheitsprojekte finden und teilen
Auf www.bag-blueprint.ch finden Sie Ideen aus der Praxis – zu Interprofessionalität und anderen Gesundheitsthemen – um Ihr Projekt weiterzuentwickeln oder ein neues umzusetzen. Oder erfassen Sie Ihr Projekt und teilen es mit anderen.
zurück zur Suche
Familienzentrierte Betreuung in der Neonatologie
Universitätsspital Zürich, Frauenklinikstr. 10, 8091 Zürich
Klinik für Neonatologie
8091 Zürich
Kanton: Zürich
Kurzbeschrieb
Zu einer zeitgemässen Neonatologie gehört neben hochmoderner medizinischer Versorgung die Implementierung familienzentrierter Ansätze. Dies beinhaltet die Etablierung einer gemeinsamen Kultur mit gelebten patienten- und familienorientierten Werten und einem gezielten Aufbau der Beziehungen zwischen Neu- und Frühgeborenem, ihren Eltern und Familien, der Bezugspflegepersonen, der Bezugsärzten/-innen, sowie allen involvierten Fachpersonen. Deshalb erfolgte 2016 in Anlehnung an die partizipative Aktionsforschung eine Evaluation der Ist-Situation auf der Klinik für Neonatologie und darauf aufbauend die Entwicklung des familienzentrierten Betreuungsansatzes mit entsprechenden Leitfäden und Instrumenten. 2016-2017 erfolgte die Implementierung, bestehend aus einer Edukationsphase, d.h. einer gemeinsamen Schulung von Pflegefachpersonen und Ärzten/-innen zu theoretischen Grundlagen der familienzentrierten Betreuung sowie familienbezogene Assessments und Interventionen anhand des Familienbetreuungsmodells von Wright und Leahey (2013) und einer Trainingsphase, d.h. einer Vertiefung durch regelmässige Fallbesprechungen, Teamcoaching und Peer-Feedback. Die Implementierung wurde durch eine Mixed-Methoden-Studie begleitet, welche die Auswirkungen auf die Haltungen und Praxisfähigkeiten von Fachpersonen und deren Implementierungserfahrung untersucht. Das Projekt hatte folgende Effekte: (1) Stärkung der Familie als Ressource und dadurch Verbesserung der Langzeitentwicklung Frühgeborener; (2) Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit im Betreuungsteam selbst und mit den Familien; (3) Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und damit Stärkung des Arbeitsplatzes, und (4) Reduktion der Hospitalisationstage und somit Reduktion der Gesundheitskosten. Das Projekt selbst, sowie die daraus generierten, systematischen Erkenntnisse zum Implementierungsprozess und den Auswirkungen auf Fachpersonen, soll Vorbildcharakter für evidenzbasierte Grundlagen und die Ausweitung im gesamten Medizinbereich Frau-Kind, aber auch weiteren medizinischen Fachbereichen haben.
Kontaktperson(en)
Tanja Karen, Oberärztin, Tel. 044 255 45 94; Maya Christen, Fachexpertin Intensivpflege; Tel. 044 255 53 45; Rahel Naef, Klinische Pflegewissenschaftlerin, Tel. 044 255 74 14; Barbara Dinten-Schmid, Pflegeexpertin Neonatologie, Tel. 044 255 53 89
Tanja.Karen@usz.ch, Maya.Christen@usz.ch, rahel.naef@usz.ch, barbara.dinten@usz.ch
Interventionsbereich
- Bildung
- Tools / Instrumente
Setting (Ort)
- Spital (stationärer Bereich)
Folgende Berufe (inkl. Fachkräfte in Aus- oder Weiterbildung) sind involviert
- Ärzte/innen
- Pflegefachleute
- Hebammen
Interventionsbereich / Kontext
- Prävention / Gesundheitsförderung
- Akutversorgung (inkl. Notfall / Intensivmedizin)
- Versorgung chronisch Kranker
- Palliative Care / Lebensende
- Pädiatrische Versorgung / Versorgung von Kindern & Jugendlichen
- Gesundheitskompetenz
Zahl der involvierten Berufspersonen
Zahl der betroffenen Patienten/innen
2016: ca. 150, 2017: ca. 180
Früh- und Neugeborene und ihre Familien
Zahl der geschulten Personen
2016: ca. 70, 2017: ca. 47
2016: ca. 60 Pflegefachpersonen und 10 Ärzte/-innen / 2017: ca. 40 Pflegepersonen und 7 Ärzte/-innen
Die Angebote / Massnahmen / Instrumente sind
- in der Institution / im Gremium implementiert
Projektverlauf
Projektplanung: 2015–2016
Projektumsetzung: 2016–2017
Projektevaluation
Es wurde eine interne Evaluation durchgeführt.
Andere ähnliche Projekte, die beim Erarbeiten als Inspiration dienten
Unsere Massnahmen basieren auf der Methode der Aktionsforschung nach Stringer mit den drei Phasen LOOK-THINK-ACT und haben zum Ziel eine patienten- und familienzentrierte, interprofessionelle Betreuung im Medizinbereich Frau-Kind (MB FKI), im UniversitätsSpital Zürich (USZ) zu implementieren. LOOK- Phase: Ist-Analyse mittels 20 SWOT-Analysen und Dokumentenanalyse zum aktuellen Einbezug von Familien und Angehörigen, Literaturrecherche zu neuster Evidenz, Evaluation der Patientenrückmeldungen. THINK-Phase: Zusammenführen der Resultate aus der IST-Analyse und Erstellen eines Rahmenkonzeptes «Familienzentrierte Betreuung», basierend auf den Strukturen des USZ und den Instrumenten des «Calgary Family Assessment und Interventionsmodell» (Wright & Leahey, 2014). ACT-Phase: Pilot-Implementierung in der Klinik für Neonatologie mittels einer Schulungs- und Trainingsintervention, bestehend aus drei interprofessionellen Schulungseinheiten (3x4h), gefolgt von Trainingsaktivitäten wie Fallbesprechungen, Peer-Feedback und Praxisreflexionen. Die Einführung des systemischen Ansatzes (family systems nursing) folgt im Kontext der translationalen Forschung (knowledge translation) und in Anlehnung an international umgesetzte Projekte (siehe z. B. Duhamel et al., 2015; Svavarsdottir et al., 2015; Sveinbjarnardottir et al., 2011).
Elemente des Projekts, die inzwischen anderswo übernommen wurden
Aktuell laufen die Schulungen und die Implementierung des Projektes «Familienzentrierte Betreuung» im weiteren Medizinbereich Frau-Kind (Kliniken für Gynäkologie, Geburtshilfe, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin) am Universitätsspital Zürich.
Rat für künftige Projekte
Für eine erfolgreiche Umsetzung eines solchen Projektes benötigt es eine institutionelle Unterstützung (Dachverband bestehend aus Klinikdirektor/in und Pflegeleitung), ein interprofessionelles Projektteam (Pflegefachpersonen und Arzt/Ärztin), das die Leadership übernimmt. Um eine Haltungsänderung auf allen Stufen und bei allen Gesundheitsberufen zu erzielen, erfolgte eine Umbenennung des Projektes von «Familienzentrierter Pflege» in «Familienzentrierte Betreuung». Regelmässiger Austausch im Projektteam, kontinuierliche Teamschulungen und viel Geduld sind auch wichtig.
Downloads
Abstract: Pilot Evaluation of a Family Nursing Knowledge-to-Action Project in Neonatal Care (PDF, 10.07.2018, 14.9 kB)
Zusatzinformationen zur internen Evaluation (PDF, 10.07.2018, 187.7 kB)
Literatur (PDF, 10.07.2018, 201.2 kB)