Sucht ist eine Krankheit und charakterisiert ein zwanghaftes Verhalten, das auch dann weiterbesteht, wenn schwerwiegende gesundheitliche und soziale Folgen für den betroffenen Menschen und sein Umfeld eintreten.
Sucht hat viele Gesichter. Neben dem Konsum psychoaktiver Substanzen wie Tabak, Alkohol, Drogen oder Medikamente fällt auch exzessives Verhalten wie Internetnutzung oder Glücksspiel unter den Suchtbegriff. Sucht und risikoreiches Verhalten verursachen frühzeitige Todesfälle und hohe volkswirtschaftliche Kosten.
Sucht ist ein bio-psycho-soziales Phänomen. Sie hat Auswirkungen auf die Physis und die Psyche der Menschen, ihr soziales Umfeld und ihre soziale Integration. Sie entsteht aus individuellen Veranlagungen, aber auch durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen zum Beispiel, persönliches Umfeld, berufliche und finanzielle Situation, kultureller Umgang mit Substanzen, Erhältlichkeit
- Medizinisch gesehen handelt es sich um eine Krankheit, die Fachwelt spricht in der Regel von Missbrauch oder Abhängigkeit. Sie wird in der internationalen Klassifikation der Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation WHO als «psychische oder Verhaltensstörung durch psychotrope Substanzen» beschrieben.
- Risikoarmes Verhalten umschreibt den Umgang mit psychoaktiven Substanzen sowie Verhaltensweisen, welche für die betroffene Person und ihr Umfeld nicht schädlich und oft Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens sind.
- Risikoverhalten beinhaltet den Konsum oder ein Verhalten, das zu Schäden für die einzelne Person und ihr Umfeld führen kann. Es werden drei Verhaltensmuster mit unterschiedlichem Schadenspotential unterschieden: Exzessives Verhalten, Chronisches Verhalten und Situationsunangepasstes Verhalten.
- Abhängigkeit kann für die Betroffenen auch markante soziale Folgen haben, wie Arbeitslosigkeit, Fürsorgeabhängigkeit, Verschuldung oder instabile Wohnsituationen.
- Abhängigkeit oder Missbrauch kann zu einem frühzeitigen Tod führen. Jeder siebte Todesfall in der Schweiz – rund 9'000 jährlich – hat mit dem Rauchen zu tun, 1'600 Menschen sterben an den Folgen des Alkoholmissbrauchs, dazu kommen jährlich rund 120 Drogentote, die an einer Überdosierung sterben.
- Auch die gesellschaftlichen Kosten im Zusammenhang mit Abhängigkeit und Risikoverhalten sind bedeutend. Zu den direkten Gesundheitskosten kommen indirekte volkswirtschaftliche Kosten: Insgesamt entgehen der Schweizer Volkswirtschaft an die 7,7 Mrd. Franken an Produktivität, weil dem Arbeitsmarkt aufgrund von Krankheiten, vorzeitigen Pensionierungen und Todesfällen Ressourcen verloren gehen.
- Der Konsum psychoaktiver Substanzen ist in der Schweiz weit verbreitet. Neun von zehn Personen trinken Alkohol, jede vierte raucht, und eine halbe Million hat im vergangenen Jahr mindestens einmal Cannabis konsumiert.
- Schätzungen gehen davon aus, dass rund 250‘000 Menschen in der Schweiz alkoholabhängig sind. Genauere Angaben dazu gibt es nicht, weil viele Menschen aus Scham keine Hilfe suchen.
- Bei rund einem Viertel aller Menschen, die 2013 in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden, war der problematische Substanzkonsum das Hauptproblem. Jede sechste psychiatrische Diagnose eines Hausarztes steht im Zusammenhang mit Alkohol.
- Im Rahmen der Agenda Gesundheit2020 hat das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit seinen Partnern die Nationale Strategie Sucht erarbeitet. Diese wurde Mitte November 2015 vom Bundesrat verabschiedet und wird aktuell umgesetzt.
- Die nationale Strategie Sucht basiert auf den vier Säulen Prävention, Therapie, Schadensminderung und Regulierung.
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Dokumente
Schlussbericht: Volkswirtschaftliche Kosten von Sucht (PDF, 4 MB, 17.02.2021)Dr. Barbara Fischer, Dr. Beatrice Mäder, Dr. Harry Telser
Polynomics AG, 2021
Letzte Änderung 28.04.2022
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