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Multiprofessioneller, ambulanter Vorabklärungstag für komplexe Operationen im Kopf-Hals-Bereich

Inselspital, Universitätsspital Bern
Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie; Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
3010 Bern

Kanton: Bern

Kurzbeschrieb

Die Diagnose Krebs im Kopf-Hals-Bereich ist für Patientinnen/-en und ihre Angehörigen sehr belastend. Operationen zur Tumorentfernung führen oft zu einschneidenden, manchmal lebenslangen Veränderungen von vitalen Funktionen (Atmung, Sprache, Schlucken) und des Erscheinungsbilds. Um eine möglichst hohe Lebensqualität zu wahren, müssen Patientinnen/-en neue Fertigkeiten wie zum Beispiel die Pflege des Luftröhrenschnitts erlernen, sich in der Rehabilitation engagieren und Strategien zur Stressbewältigung entwickeln.

Um eine umfassende Vorbereitung auf die komplexe Operation und die oben genannten postoperativen Herausforderungen zu ermöglichen, wird im Kopf-Hals-Tumorzentrum des Inselspitals (KHT-Z) seit 2015 ein multiprofessioneller ambulanter Vorabklärungstag für komplexe Operationen (AVKO Tag) angeboten. Die Aufklärung über Hauptaspekte der Behandlung und deren Folgen verläuft standardisiert. Patientinnen/-en und Angehörige tauschen sich nach einander mit folgenden Berufsgruppen aus:
-Pflegeexpertin APN (Advanced Practice Nurse)
-Assistenzarzt KHT-Z
-Logopädie
-Sozialberatung
-Psychologie
-Pflege Poliklinik KHT-Z
-Chefarzt/Facharzt KHT-Z

Die Tagung beinhaltet ebenfalls:
- Austausch der beteiligten Berufsgruppen
- Eventuell Vorstellung am multidisziplinären präoperativen Board (Ärztinnen/-e des KHT-Z, plastische und rekonstruktive Chirurgie, Intensivmedizin)

Jede Fachperson geht auf spezifische Themen ihres Arbeitsgebiets ein. Patientinnen/-en und Angehörige lernen das Behandlungsteam kennen und haben Zeit, um Fragen zu stellen. Zusätzlich können die Fachpersonen sich ein ganzheitliches Bild der Lebenssituation der Patientinnen/-en machen.
Der AVKO Tag wird von Betroffenen und dem Behandlungsteam geschätzt. Eine Evaluationsstudie zum Vergleich von Patientinnen/-en mit und ohne AVKO Tag zeigte, dass solche mit einem Vorabklärungstag früher entlassen werden konnten, weniger gravierende Komplikationen auswiesen und deutlich weniger Kosten entstanden (Schmid, Schubert & Giger, 2019).

Webseite: www.hno.insel.ch/

Kontaktperson(en)

Prof. Dr. med. Roland Giger, Chefarzt und stv. Klinikdirektor, Leiter KHT-Z, Tel. +41 (0)31 632 29 31; Anne Sophie Dürig, Leiterin Pflegedienst HNO/SKG, Tel. +41 (0)31 632 82 52
roland.giger@insel.ch, anne-sophie.duerig@insel.ch

Interventionsbereich

  • Gesundheitsversorgung

Setting (Ort)

  • Spital (stationärer Bereich)

Folgende Berufe (inkl. Fachkräfte in Aus- oder Weiterbildung) sind involviert

  • Ärzte/innen (Chirurgen/innen für Hals-, Nasen und Ohrenkrankheiten; bei Bedarf werden Ärzte/innen anderer Disziplinen mit einbezogen: Plastische Chirurgen/innen, Onkologen/innen)
  • Zahnärzte/innen (Kieferchirurg/innen)
  • Psychologieberufe (Psychoonkologie)
  • Pflegefachleute (Hals, Nasen und Ohrenheilkunde; Schädel, Kiefer und Gesichtschirurgie)
  • Advanced Nurse Practitioner (ANP) (Nurse Practitioner für Patient/innen mit KHT und ihre Angehörigen)
  • Logopäden/innen (Logopäd/innen zur Stimmrehabilitation)
  • Berufe der Sozialarbeit (Sozialarbeiter/in)

Interventionsbereich / Kontext

  • Akutversorgung (inkl. Notfall / Intensivmedizin)
  • Versorgung chronisch Kranker
  • Onkologie / Krebspatient/innen

Zahl der involvierten Berufspersonen

  • 11–20 Personen

Zahl der betroffenen Patienten/innen

2015: 23,   2016: 31,   2017: 37,   2018: 33,   2019: 33

Die Angebote / Massnahmen / Instrumente sind

  • in der Institution / im Gremium implementiert

Projektverlauf

Projektplanung: 2014–2014
Projektumsetzung: 2014–2015

Projektevaluation

Es wurde eine externe Evaluation durchgeführt.
Das Projekt wurde durch eine Studentin in Pflegewissenschaft im Zuge ihrer Masterarbeit evaluiert.

Andere ähnliche Projekte, die beim Erarbeiten als Inspiration dienten

Das Angebot entstand aufgrund von Schwierigkeiten, die sich in der täglichen Berufspraxis zeigten (bottom-up).

Elemente des Projekts, die inzwischen anderswo übernommen wurden

Der AVKO wurde an mehreren Kongressen und Tagungen vorgestellt und stiess bei Fachpersonen auf grosses Interesse. Unseres Wissens wurde das Angebot aber bisher in keinem anderen Kopf-Hals-Tumorzentrum der Schweiz umgesetzt.

Rat für künftige Projekte

Wichtig für das Gelingen des Projekts waren die hohe Motivation aller Mitglieder des interprofessionellen Behandlungsteams, die langjährige Erfahrung mit der beschriebenen Patientengruppe und die Unterstützung durch die Klinikleitung. Die Arbeit in der Projektgruppe wurde zielstrebig und zeitnah angegangen. Hierdurch konnte das Projekt ressourcenschonend, schnell und effektiv realisiert werden. Die interprofessionelle Zusammenarbeit war im Projektverlauf herausfordernd. Es zeigte sich, wie wichtig es ist, verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten, Kommunikationswege und den Umgang mit Konkurrenz und Hierarchien offen zu thematisieren. Bei der Konzipierung des AVKO Tages wurden die Bedürfnisse betroffener Patient/innen nicht explizit angehört und berücksichtigt. Dies sollte in künftigen Projekten angestrebt werden, um eine Einbindung des Patienten/der Patientin als Experten/Expertin in eigener Sache zu gewährleisten.

Downloads

Workflow AVKO Tag (PDF, 03.12.2019, 14.1 kB)

Links

http://www.kopf-hals-tumorzentrum.insel.ch/

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Projektförderung

Die Projektförderung PGV unterstützt innovative Interventionen und Multiplikationen von bereits etablierten PGV-Angeboten. Sie zielt darauf ab, präventive Interventionen in der Gesundheitsversorgung zu integrieren.

Weiterführende Themen

Förderprogramme der Fachkräfteinitiative plus

Das vorhandene Potenzial an Fachpersonen in der Schweiz soll stärker gefördert und genutzt werden. Dies ist das Ziel der zwei neuen Förderprogramme im Gesundheitswesen, die am 4. März 2016 vom Bundesrat gutgeheissen worden sind.

Förderprogramm «Interprofessionalität im Gesundheitswesen 2017-2020»

Mit dem Förderprogramm soll die Interprofessionalität im Gesundheitswesen gestärkt werden. Dies soll u.a. zu einer erhöhten Effizienz beitragen.

Letzte Änderung 02.11.2022

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