Akkreditierung: Eine Pflicht aber auch eine Chance zur Weiterentwicklung

Bern, 13.9.2023 - Grussbotschaft von Anne Lévy, Direktorin BAG, anlässlich des 10. MedEd Symposiums des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung, im Casino Bern, 13. September 2023 – Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Frau Brodmann Mäder
Cher Monsieur Nendaz
Geschätzte Damen und Herren

Besten Dank für die Einladung zu Ihrem Symposium und herzlichen Glückwunsch zu dessen zehntem Geburtstag.

Ich bin gern zu Ihnen gekommen, weil mir eine gute, partnerschaftliche Kooperation sehr am Herzen liegt. Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht!

Auf den Start des neuen Akkreditierungszyklus 2023-2025 hin, haben wir gemeinsam deutliche Verbesserungen bei den Qualitätsstandards für die Weiterbildung hinbekommen. Zudem haben wir dafür gesorgt, dass gleichzeitig auf eine vollständig digitale Gesuchseingabe umgestellt wurde. Das spart Papier bei Ihrem Institut – und es schont die Bandscheiben der BAG-Mitarbeitenden, weil sie weniger Kisten voll mit Aktenordnern herumtragen müssen. Und es zeigt: Wenn alle am gleichen Strick ziehen, kommen wir auch im Gesundheitswesen bei der Digitalisierung vorwärts!

Wir alle wissen: Es ist gesetzliche Pflicht, die ärztlichen Weiterbildungsprogramme alle sieben Jahre akkreditieren zu lassen. Wenn man es clever macht, ist es jedoch mehr als eine lästige Pflicht. Dann ist es auch eine Chance! Eine Chance zur zeitgemässen Weiterentwicklung. Die Sie, einmal mehr, genutzt haben. Dafür möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken – auch im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eng mit Ihrem Institut zusammenarbeiten.

Das Medizinalberufegesetz verlangt eine zuständige Weiterbildungsinstitution pro Medizinalberuf. Für die Humanmedizin ist dies das SIWF. Im konstruktiven und intensiven Dialog ist es uns zusammen gelungen, die bisher 49 Qualitätsstandards für die ärztliche Weiterbildung auf gerademal 12 zu reduzieren. Und gleichzeitig die Bildungsqualität weiterzuentwickeln. Zwei neue Standards liegen mir besonders am Herzen:

Erstens: «Vernetzung und Austausch». Dabei geht es unter anderem auch darum, den internationalen Austausch zwischen Ihrer Institution und beispielsweise der Union Européenne des Médecins Spécialistes (UEMS) zu stärken. Oder den nationalen Austausch zwischen den über 40 Fachgesellschaften Ihrer Institution zu fördern. Mit dem Ziel, die Qualität der Weiterbildungen und damit der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Zum Wohl der Patientinnen und Patienten und zur Entlastung des Gesundheitssystems. Denn je spezialisierter die medizinische Versorgung wird, desto wichtiger wird ein enger Austausch über alle Bereiche hinweg. Das geht aus dem Fazit des Nationalfonds-Projekts zur «Gesundheitsversorgung» klar hervor (NFP 74).

Der zweite Standard, der mir wichtig ist, ist die Kompetenzorientierung. Denn wir alle wissen: Eine gute Behandlung lebt nicht nur von fundiertem Fachwissen.

Unter Chirurgen zirkuliert das Bonmot «see one, do one, teach one». Nur einmal dabei sein, reicht natürlich nicht! Der Spruch hat seine Wurzeln jedoch bei William Stewart Halsted, der Ende des 19. Jahrhunderts die Grundlage für die systematische Weiterbildung in der Chirurgie gelegt hat. Auch heute umschreibt dies den Lernweg der kompetenzorientierten Weiterbildung: Von der Live-Beobachtung über die ersten eigenen Aktionen unter Supervision bis zur eigenständigen, unbetreuten Durchführung beziehungsweise zur Weitergabe des Könnens an andere.

Im Fokus stehen die Patientensicherheit und die Qualität unserer Gesundheitsversorgung. Studien zeigen nämlich, dass im Durchschnitt jeder 10. Patient während eines Spitalaufenthalts einen unerwünschten Zwischenfall erlebt («adverse event»). Rund die Hälfte davon wäre vermeidbar. Hier leistet die Kompetenzorientierung in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung. Indem gängige Praxis zum allgemeingültigen Standard und damit verbindlich gemacht wird. Zum Wohl der Patientinnen und Patienten.

Umso mehr begrüsse ich es, wenn die Kompetenzorientierung von allen Fachgesellschaften aufgegriffen und sich in den entsprechenden Weiterbildungsprogrammen niederschlagen wird. Die Anstrengungen, die das SIWF diesbezüglich unternimmt, befürworten wir sehr! Wir sind uns bewusst, dass die Umsetzung anspruchsvoll sein kann und Zeit braucht. Schliesslich beinhaltet jede fachärztliche Weiterbildung über zwei Dutzend Aspekte, die vermittelt und geprüft werden müssen. Und das in einer Situation, in der die Arbeitsbelastung ohnehin schon sehr hoch ist.

Zu Recht hat der Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) das Thema aufgegriffen. Und im Juni einen Runden Tisch dazu organisiert. Wir haben gern daran teilgenommen, zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kantone (GDK), Spitäler (H+), der Ärzteschaft (FMH) und des Vereins der leitenden Spitalärztinnen und -ärzte sowie von Ihrem Institut. Diskutiert wurden drei Themenblöcke: Erstens, die arbeitsrechtliche Situation der Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, zweitens administrative Arbeiten, wie beispielsweise das langwierige Hin- und Her für Kostengutsprachen sowie drittens, die Weiter- und Fortbildung. Die Diskussion verlief sehr konstruktiv und wird in kleineren Gruppen nun vertieft. Mit dem Ziel, konkrete Verbesserungen für die Ärzteschaft zu erreichen.

Die Gespräche haben einmal mehr gezeigt: Damit Lösungen gefunden werden, braucht es den Austausch zwischen allen Betroffenen und Beteiligten. Und: Veränderungen brauchen Zeit.

Ich danke Ihnen! Und wünsche Ihnen einen inspirierenden Tag.

Weiterführende Themen

Akkreditierung Weiterbildungsgänge Medizinalberufe

Die Akkreditierung der Weiterbildungsgänge als Instrument des Bundes zur Förderung der Qualität der Weiterbildung und der Berufsausübung.


Letzte Änderung 13.09.2023

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