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Patientenwillen stärken: Wie gehe ich vor?

Wer entscheidet für mich bei Gesundheitsfragen, wenn ich nach einem Unfall nicht ansprechbar bin? Welche Behandlung wünsche ich, falls ich pflegebedürftig bin und welche nicht? Auf dieser Seite finden Sie Infos, um mit Familie, Freunden oder Fachleuten über Ihre Wünsche zu sprechen und diese festzuhalten.

Vertretungsberechtigte Person bestimmen

Icon einer Person
Überlegen Sie, wer für Sie entscheiden soll, wenn Sie wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr selbst entscheiden können. Wählen Sie eine Person, der Sie vertrauen und der Sie zutrauen, Ihren Willen zu vertreten, wenn Sie urteilsunfähig sind.

Diese Person wird als vertretungsberechtigte Person bzw. Vertretungsperson bei medizinischen Massnahmen oder als therapeutische Vertretung bezeichnet.

Fragen Sie diese Person, ob sie diese Aufgabe übernehmen möchte. Dokumentieren Sie den Namen und die Kontaktdaten der Person in einer Patientenverfügung. Weiter unten auf dieser Webseite lesen Sie mehr zur Patientenverfügung (unter «Willen dokumentieren»).

Falls Sie einmal nicht mehr selbst entscheiden können, ist diese Person die wichtigste Ansprechperson für das medizinische Behandlungsteam. Sie entscheidet gemeinsam mit den Gesundheitsfachpersonen, welche Behandlungen gemacht werden. Sprechen Sie deshalb offen mit der Person über Ihre Einstellungen zum Leben, Ihre Behandlungswünsche und Sorgen.

Wenn Sie keine solche Person bestimmen, legt das Gesetz in Art. 378 Abs. 1 ZGB fest, wer dazu berechtigt ist, Sie in medizinischen Angelegenheiten zu vertreten (mehr dazu lesen Sie weiter unten).

Gedanken machen: Was möchte ich?

Icon einer Glühbirne, die für "sich Gedanken machen" steht
Überlegen Sie, was Ihnen im Leben und im Alltag wichtig ist und welche Wünsche Sie für Ihre Gesundheit und Behandlung haben.

Auch bei guter Gesundheit ist es sinnvoll, sich diese Fragen zu stellen:

  • Was macht mein Leben heute lebenswert?
  • Was belastet mich aktuell in meinem Leben?
  • Wann wäre mein Leben für mich nicht mehr lebenswert?
  • Was wäre, wenn es mir plötzlich sehr schlecht gehen würde?

Vertiefte Fragen für die Auseinandersetzung mit Ihrem Leben und Ihren Wünschen:

  • Ist es mir wichtig, lange zu leben? Warum?
  • Was möchte ich in meinem Leben unbedingt noch erleben?
  • Welche Aktivitäten sind für mich so wichtig, dass ich nie auf sie verzichten könnte? Könnte ich vielleicht andere Interessen finden?
  • Was müssten andere unbedingt über mich wissen, wenn ich nicht mehr selbst für mich sprechen und entscheiden kann?

Wenn Sie gesundheitliche Probleme haben, vielleicht mit einer chronischen Krankheit oder sogar einer lebensbedrohlichen Erkrankung leben, dann wird die Planung konkret. Der Verlauf der Erkrankung, die Prognose und die Behandlungsmöglichkeiten stehen im Vordergrund. Wir empfehlen Ihnen, Behandlungswünsche und Therapieziele immer mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen. Eine gute Einstiegsfrage ist: «Was kommt auf mich zu?». Konkrete Hilfestellungen für ein Gesprächseinstieg finden Sie weiter unten auf dieser Webseite unter «Gedanken teilen».

Vertiefte Fragen bei bestehenden gesundheitlichen Problemen:

  • Was belastet mich? Wovor habe ich Angst?
  • Was oder wer hilft mir im Moment, oder wenn es mir schlechter geht?
  • Kann ich akzeptieren, dass ich von meinem Partner, meiner Partnerin oder von einer fremden Person gepflegt werde? Wie viel Pflege kann ich zulassen, und wie viel Abhängigkeit?
  • Was belastet mich und muss unbedingt geregelt werden, was kann noch warten?
  • Wer oder was braucht es, damit es geregelt werden kann?
  • Was kann ich planen, was nicht?
  • Wer muss informiert werden?

Gedanken teilen

Icon einer Sprechblase, die für "Gespräche" steht
Über Ihre Wünsche und Sorgen zu sprechen, ist manchmal nicht einfach. Meistens ist es aber für Sie und andere hilfreich und erleichternd, wenn Sie den ersten Schritt zum Gespräch machen.

Oft fällt eine grosse Last von den Schultern, wenn Sie über Ihre Gedanken, Sorgen und Wünsche im Hinblick auf Ihre Gesundheit sprechen konnten.

Sprechen Sie zuerst mit Ihrer vertretungsberechtigten Person und danach allenfalls mit anderen Personen, die Ihnen wichtig sind. Gesundheitliche Probleme und medizinische Entscheide sollten Sie grundsätzlich immer mit medizinischen Fachpersonen besprechen.

Willen dokumentieren

Icon eines Dokuments, das für "Willen dokumentieren" steht.
Dokumentieren Sie Ihren Willen in einer Patientenverfügung. Sie ist ein wichtiges Mittel, um festzuhalten, welche medizinische Behandlungen Sie wollen oder ablehnen, wenn Sie nicht mehr selbst entscheiden können.

Es hilft Fachpersonen, vertretungsberechtigten Personen, Familie und Freunden, wenn Sie Ihre Wünsche nicht nur mitteilen, sondern diese auch in einer Patientenverfügung aufschreiben.

Im Unterschied zum sogenannten Vorsorgeauftrag gilt die Patientenverfügung nur für den medizinischen Bereich. In jedem Lebensabschnitt kann es sinnvoll sein, eine Patientenverfügung zu erstellen. Denn niemand kann vorhersehen, wann eine medizinische Notfallsituation eintritt. Wenn Sie urteilsunfähig sind, muss das Behandlungsteam prüfen, ob eine Patientenverfügung vorhanden ist.

Beratungsangebote für die Erstellung der Patientenverfügung

Verschiedene etablierte Organisationen bieten für die Erstellung der Patientenverfügung eine Beratung an. Es gibt auch regional verankerte Organisationen, die Sie beraten. Informieren Sie sich bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin oder beispielweise bei einer lokalen oder regionalen Fachstelle für die Bevölkerung (z.B. Fachstelle für das Alter) über die Beratungsmöglichkeiten in Ihrer Region.

Weiterführende Themen

Die Webpage «Patientenwillen stärken: Wie gehe ich vor?» ist im Rahmen des nationalen Projekts «Gesundheitliche Vorausplanung» entstanden. Mehr zum Projekt und zur Roadmap lesen Sie auf der Webseite «Gesundheitliche Vorausplanung (GVP)».

Bundesamt für Gesundheit BAG

Abteilung Gesundheitsversorgung und Berufe
Sektion Weiterentwicklung Gesundheitsversorgung
Schwarzenburgstrasse 157
Schweiz - 3003 Bern