Patientenwillen stärken

Wenn Sie früh über Ihre Wünsche bezüglich medizinischer Behandlungen nachdenken und darüber sprechen, sorgen Sie für Klarheit und Sicherheit. Auch für Angehörige und die behandelnden Fachpersonen. Hier lesen Sie, wie Sie vorgehen können.

Viele Menschen kennen die «Patientenverfügung»: Ein Dokument, in dem Sie schriftlich festhalten, welchen medizinischen Massnahmen Sie zustimmen und welche Sie ablehnen, wenn Sie urteilsunfähig sind. Um den Patientenwillen zu stärken, braucht es aber mehr: Machen Sie sich über Ihre Wünsche Gedanken und sprechen Sie darüber.

Wieso ist es sinnvoll, über die eigenen Wünsche nachzudenken und zu sprechen?

Ein Unfall oder eine Krankheit kann plötzlich auftreten. Es lohnt sich deshalb in allen Lebenssituationen über die eigene Gesundheit und Behandlungswünsche nachzudenken und zu sprechen, denn so:

• können Sie sich über Ihre Wünsche und Einstellungen klar werden.
• schaffen Sie Sicherheit – für sich selbst und andere.
• entlasten Sie Angehörige und Fachpersonen, weil diese Ihren Willen kennen, wenn Sie nicht selbst für sich sprechen und entscheiden können.

Lesen Sie auf der Webseite «Patientenwillen stärken: Wieso ist es sinnvoll?» mehr, wieso es hilfreich ist, gewisse Fragen zu klären:

Webseite «Patientenwillen stärken: Wieso ist es sinnvoll?»

Patientenwillen stärken: Wie kann ich vorgehen?

Sie möchten sich mit Ihren Wünschen im Hinblick auf künftige medizinische Behandlungen auseinandersetzen, wissen aber nicht, wo Sie anfangen sollen? Hier finden Sie verschiedene Situationen und mögliche Vorgehensweisen.

• Eine gute Freundin hat eine Patientenverfügung ausgefüllt und mich angefragt, ob sie mich als ihre Vertretungsperson angeben darf. Ich kenne jedoch ihre Wünsche nicht wirklich. Wie können wir darüber sprechen?

  Wenn Sie die medizinische Vertretung für Ihre Freundin übernehmen wollen, sollten Sie die Wünsche und Vorstellungen Ihrer Freundin kennen. Sprechen Sie gemeinsam darüber. Hier finden Sie Tipps für das Gespräch und weitere Infos zur «vertretungsberechtigten Person»:

• Falls mein Kreislauf versagt und mein Herz stehen bleibt, möchte ich nicht reanimiert werden. Wie kann ich dies festlegen?

  Tritt ein Kreislaufstillstand auf, muss sehr rasch entschieden werden, ob Wiederbelebungsmassnahmen ergriffen werden sollen oder nicht. Fehlt eine klare Willensbekundung, werden die Notfallteams in aller Regel mit einer Reanimation beginnen. Wenn das nicht Ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht, müssen Sie Ihren Willen im Voraus klar festhalten und Ihrer vertretungsberechtigten Person mitteilen:

• Ich bin alleinstehend und habe keinen Kontakt zu meinen Familienangehörigen. Ich möchte nicht, dass diese mich vertreten, wenn ich selbst nicht mehr für mich reden und entscheiden kann. Was kann ich tun?

  Sie können auch eine Person ausserhalb Ihrer Familie als vertretungsberechtigte Person bestimmen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zum Thema:

• Ein guter Freund hatte einen Fahrradunfall und sich dabei schwere Kopfverletzungen zugezogen. Seitdem ist er nicht mehr ansprechbar und muss in einem Pflegeheim betreut werden. Falls mir auch so etwas passiert, möchte ich nicht dasselbe erleben. Kann ich gewisse Dinge bereits regeln, obwohl ich noch jung bin?

  Grundsätzlich kann diese Situation jeden treffen. Sie können in jedem Alter bereits gewisse Dinge regeln. Um Ihren Patientenwillen festzuhalten, können Sie die folgenden Schritte befolgen:

• In zwei Wochen muss ich mich einer grossen Operation unterziehen, bei der es zu Komplikationen kommen könnte. Natürlich hoffe ich, dass alles glatt geht. Und wenn nicht? Welche Vorkehrungen soll ich für diesen Fall treffen?

  Solange Sie selbst entscheiden können, bespricht das Behandlungsteam mit Ihnen, welche medizinischen Massnahmen durchgeführt werden sollen (und welche nicht). Falls Sie nach dem Eingriff nicht mehr urteilsfähig sind, sollten Sie im Voraus überlegen, was Ihnen wichtig ist, und mit Fachpersonen über mögliche Folgen des Eingriffs sprechen. Legen Sie gewisse Dinge am besten vorher fest. Hier finden Sie mehr Informationen:

• Ich werde älter, aber ich fühle mich noch fit und vital. Was mir klar ist: In den nächsten Jahren werde ich immer mehr unter Einschränkungen leiden. Deshalb stelle ich mir die Frage, ab wann das Leben nicht mehr lebenswert ist.

  Diese Gedanken sind berechtigt. Früher oder später wird jede Person an diesen Punkt in ihrem Leben kommen. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, um festzuhalten, wie Sie sich Ihre Zukunft im Hinblick auf mögliche Behandlung und Pflege vorstellen. Sie können sich dabei an den folgenden Schritten orientieren:

• In meiner Familie kommen gehäuft Erkrankungen vor, die schon in jungen Jahren zum Tod führen können. Wie bereite ich mein Leben darauf vor?

  Reden Sie mit Ihrem Umfeld und mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über Ihre Ängste und Sorgen. Die folgenden Schritte können Ihnen helfen, Fragen zu klären und Wichtiges festzuhalten:

• Ich bin an einer Demenz erkrankt. Wie kann ich auch bei fortschreitender Krankheit möglichst viel selbst bestimmen?

  Im Verlauf einer Demenzerkrankung wird es leider immer schwieriger, komplizierte Dinge zu verstehen. Am Anfang betrifft das oft administrative Dinge wie Bankgeschäfte oder das Prüfen von Rechnungen. Später können auch medizinische Entscheidungen überfordern, zum Beispiel das Einwilligen in Untersuchungen oder in Intensivtherapien wie Beatmung. Darum ist es wichtig, dass Sie möglichst bald über Ihre Wünsche sprechen und diese aufschreiben:

• Aufgrund meiner schweren Erkrankung kann es sein, dass ich nur noch wenige Monate zu leben habe. Ich möchte alles so gut wie möglich regeln, um meine Nahestehenden zu entlasten. Wo fange ich an?

  Wenn Sie an einer schweren Erkrankung leiden, empfehlen wir von Beginn an die Zusammenarbeit mit Gesundheitsfachpersonen (bspw. Ihrem Hausarzt, Ihrer behandelnden Spezialistin), um wichtige Fragen zu klären. Reden Sie offen über Ihre Ängste und Sorgen. Dokumentieren Sie Ihren Patientenwillen in einer Patientenverfügung:

• Meine Mutter hat kürzlich ihren 70. Geburtstag gefeiert. Da sie nun älter wird (und eine Parkinsonerkrankung hat), möchte ich gerne mit ihr besprechen, was ich als Angehörige tun soll, wenn es ihr gesundheitlich plötzlich schlechter gehen würde. Ich weiss jedoch nicht, wie ich vorgehen soll. Wie finde ich den richtigen Einstieg in dieses Gespräch? Was sollten wir regeln?

  Meilensteine im Leben, wie beispielsweise ein runder Geburtstag, sind eine gute Gelegenheit, über das Leben und auch über das Lebensende zu sprechen. Am besten suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Mutter und ermutigen Sie, gemeinsam mit Ihnen eine Patientenverfügung zu verfassen. Hier finden Sie Hilfestellungen:

• In der Patientenverfügung haben meine Eltern alle vier Kinder als vertretungsberechtigte Personen angegeben. Ich befürchte, dass wir uns nicht einig werden, falls wir anstelle entscheiden müssten. Was kann ich bereits heute machen, damit es dann nicht zu grossen Streitereien in der Familie kommt?

  Wichtig ist, dass Sie offen mit Ihren Eltern über Ihre Ängste und Befürchtungen sprechen. Wir empfehlen Ihnen, dass nur eine Person die Vertretung für Ihre Eltern bei medizinischen Massnahmen übernimmt. Das ist oft einfacher für alle Beteiligten sowie das behandelnde Fachpersonal, um im Ernstfall Entscheide zu treffen. Bleiben Sie mit allen Familienmitgliedern im Austausch. Sie finden Informationen zur vertretungsberechtigten Person und weitere hilfreiche Tipps, wie Sie vorgehen können, hier:

• Meine Mutter wohnt im Pflegeheim und wurde gegen ihren Willen ins Spital verlegt. Das, obwohl sie eigentlich gesagt hat, dass sie nicht mehr nochmals ins Spital will, wenn es ihr schlechter geht. Wie können wir das in Zukunft verhindern?

  Es ist wichtig, dass der Wille Ihrer Mutter schriftlich festgehalten wird und das gesamte Behandlungsteam darüber Bescheid weiss. Im Notfall muss auch der Notarzt oder die Notärztin informiert werden. Ihre Mutter kann deshalb neben einer Patientenverfügung auch zusammen mit Fachpersonen einen spezifischen Behandlungsplan erstellen.

• Ich fühle mich gebrechlich und möchte die Belastung für meine Angehörigen verringern, falls sich mein Gesundheitszustand plötzlich verschlechtert. Was kann ich tun?

  Wenn Sie befürchten, für Ihr Umfeld zu einer «Belastung» zu werden, ist es sinnvoll, die Initiative zu ergreifen. Folgendes können Sie tun:

• Die Ärzte müssen gewisse Dinge über mich unbedingt wissen, um mich richtig behandeln zu können. Sie sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Was kann ich tun?

  Es kann helfen, wenn gewisse Dinge schon im Vorfeld geregelt sind – besonders, wenn diese Dinge schwer sind, anzusprechen. Beispielsweise ist es für manche Personen sehr unangenehm, wenn sie ohne Hörgerät angesprochen werden. Oder trans Personen leiden darunter, wenn sie in einem ungeeigneten Zimmer untergebracht werden. Wenn Sie ein bestimmtes Szenario beunruhigt, können Sie Folgendes tun:

Auf der Webseite «Patientenwillen stärken: Wie gehe ich vor?» können Sie sich auch informieren, wie Sie Ihren Patientenwillen festhalten:

Webseite «Patientenwillen stärken: Wie gehe ich vor?»

Weiterführende Themen

Die Webpage «Patientenwillen stärken» ist im Rahmen des nationalen Projekts «Gesundheitliche Vorausplanung» entstanden. Mehr zum Projekt und zur Roadmap lesen Sie auf der Webseite «Gesundheitliche Vorausplanung (GVP)».