Neue Radioaktivitäts-Messstation auf dem Jungfraujoch
Das BAG hat den Auftrag, die Radioaktivität in der Umwelt zu überwachen – hauptsächlich auch in der Luft. Auf dem Jungfraujoch wurde dafür eine neue Messstation eingerichtet. Diese Station, die höchstgelegene in Europa, misst die Radioaktivität laufend. So kann im Fall eines radiologischen oder nuklearen Ereignisses im Ausland eine mögliche radioaktiven Wolke in der Schweiz früh erkannt werden.
Das BAG überwacht permanent die Radioaktivität in der Umwelt: In der Luft, im Wasser, im Boden, in Lebensmitteln und in Futtermitteln. Diese Aufgabe ist Teil unseres gesetzlichen Auftrags und wird in Zusammenarbeit mit anderen Laboratorien der Kantone und des Bundes wahrgenommen.
Das BAG ist auf die Überwachung der Radioaktivität in der Luft spezialisiert. Dazu nutzen wir unser automatisches Messnetz URAnet aero, das 15 Stationen umfasst. Sie sind über das ganze Land verteilt, hauptsächlich in der Nähe von Kernkraftwerken. Ergänzend sind an sechs Standorten Hochvolumen-Aerosolsammler (HVS) installiert, die hochempfindliche Messungen ermöglichen.
Eine fixe Messstation statt punktuelle Kontrollflüge
Die neue Messeinrichtung auf rund 3500 m ü. M. liegt in der sogenannten freien Troposphäre und bietet damit einzigartige Bedingungen für die empfindliche Messung der Radioaktivität im europäischen Raum. Denn in den Schichten der freien Troposphäre findet der grossräumige Transport von Luftmassen am schnellsten statt. Dank ihrer Lage kann die neue Messstation des BAG daher selbst sehr geringe Radioaktivitätskonzentrationen in der Luft schnell nachweisen, auch wenn diese von ausserhalb der Schweiz stammen.
Eine radioaktive Wolke, die nach einem nuklearen Ereignis im Ausland die Schweiz erreicht, kann durch die neue Messstation rasch erkannt und charakterisiert werden, unabhängig von ihrer Ursache (Unfall in einem Kernkraftwerk, Einsatz einer Atombombe oder militärischer Angriff auf eine Nuklearanlage). Die frühzeitige Erkennung einer radioaktiven Wolke, bevor sich Radioaktivität auf dem Boden ablagert, ist von entscheidender Bedeutung, um vorbeugende Massnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung zu ergreifen.
Ein Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung
Die Kenntnis der Art und der Konzentrationen der Radionuklide in einer radioaktiven Wolke liefert auch wertvolle Hinweise auf die möglichen Ursachen des Ereignisses, sollten diese von den Behörden des betroffenen Landes nicht bekannt gegeben wurde. Mit der neuen Messstation trägt das BAG nicht nur zum Schutz der öffentlichen Gesundheit bei, sondern auch zur Stärkung der Sicherheit der Schweiz.
Die neue Messstation ist die Höchstgelegene in Europa und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Überwachung der Radioaktivität auf europäischer Ebene. Sie ist Teil des informellen Netzwerks Ro5 (verfügbar auf Französisch), das rund 50 hochempfindliche Messstationen in ganz Europa umfasst. Die Messergebnisse werden mit unseren europäischen Partnern geteilt.
Eine technische Herausforderung
Die Messung der Radioaktivität in der Luft in einer Höhe von 3500 Metern ist technisch sehr aufwändig. Die Anlage muss in der Lage sein grosse Luftmengen zu filtrieren, selbst unter extremen Bedingungen wie Temperaturen bis zu minus 30 Celcius, hoher Luftfeuchtigkeit und starken Winden. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat das BAG neue technische Lösungen ausgearbeitet.
Die Station Jungfraujoch unterscheidet sich von den anderen URAnet-aero-Stationen auch durch das deutlich höhere gefilterte Luftvolumen. Die Konstruktion der Ansaugleitung sowie die Steuerung der Pumpe, der Heizelemente und der Sensoren mussten speziell für diesen Standort entwickelt werden. Tatsächlich werden auf dem Jungfraujoch jede Woche 100 000 m3 Luft angesaugt und gefiltert.
Die Realisierung dieser automatischen Messstation mit hochsensibler und differenzierter Messung in der freien Troposphäre ist einzigartig. Dies war nur dank der wissenschaftlichen Expertise und den technischen Kompetenzen der Mitarbeitenden des BAG möglich, die anerkannte Spezialisten auf dem Gebiet der Überwachung der Radioaktivität in der Luft sind.
Möchten Sie mehr wissen? Im untenstehenden Faktenblatt finden Sie weitere interessante Informationen.
Weitere Informationen
Weiterführende Themen
Radioaktivität in der Luft
Wir betreiben sechs Hoch-Volumen-Aerosolsammler zur Messung der aerosolgebundenen Radioaktivität in der Aussenluft. Die Luftfilter werden wöchentlich gewechselt und im Labor Gamma-spektrometrisch gemessen.
Höhenflugfilter (HFF)
Mit zwei an Militärflugzeugen der Schweizer Armee befestigten Filtern werden in bis zu 15'000 m Höhe Luftproben erhoben, die anschliessend im URA-Labor mittels Gammaspektrometrie gemessen werden.
Grenzwerte Radioaktivität
Welche Immissionsgrenzwerte gelten in der Schweiz? Welche Konzentrationen sind für die Gesundheit unbedenklich?
Bundesamt für Gesundheit BAG
Sektion Umweltradioaktivität
Schwarzenburgstrasse 157
Schweiz - 3003 Bern
