Klinische Audits im Strahlenschutz
Klinische Audits zielen darauf ab, eine optimale Nutzung der ionisierenden Strahlung im Hochdosisbereich in der Medizin zu gewährleisten. Durch die Einführung von klinischen Audits werden die Rechtfertigung der Exposition überprüft und die Prozesse und Ressourcen der Betriebe optimiert. Ein Steuerungskomitee, bestehend aus den Hauptakteuren, stellt die Implementierung in Form von Begutachtungen unter Fachkolleginnen und -kollegen sicher.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz hat die durchschnittliche Strahlenexposition der Bevölkerung aufgrund medizinischer Anwendungen innerhalb von 20 Jahren um 40 % zugenommen.
- Mehrere europäische Studien (5, 6, 7, 8, 9) haben gezeigt, dass teilweise ungerechtfertigte Untersuchungen und Behandlungen mit ionisierender Strahlung durchgeführt werden.
- Klinische Audits sind keine behördlich durchgeführten Kontrollen, sondern Begutachtungen unter Fachkolleginnen und Fachkollegen, auch Peer-Reviews genannt.
- Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat 2011 in enger Zusammenarbeit mit medizinischen, medizinisch-physikalischen und medizinisch-technischen Fachgesellschaften das Projekt «Klinische Audits» lanciert. Seit 2018 bilden deren Vertreterinnen und Vertreter das Steuerungskomitee für klinische Audits in der Schweiz.
- Die Strahlenschutzverordnung (StSV) ist die gesetzliche Grundlage für die klinischen Audits. Ihre revidierte Fassung trat am 1.1.2018 in Kraft.
- Klinische Audits sind mittlerweile fester Bestandteil der Strahlenschutzkultur. Im Jahr 2024 wurde eine Qualitätsumfrage unter den auditierten Diensten durchgeführt, die eine sehr positive Wahrnehmung ihrer Nützlichkeit ergab.
Organisation von klinischen Audits in der Schweiz
Für die Organisation wurde ein Steuerungskomitee gegründet. Seine Mitglieder bestehen aus Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Fachgesellschaften für Radiologie (SGR), Radio-Onkologie (SRO), Nuklearmedizin (SGNM), Kardiologie (SGK), Radiobiologie und Medizinische Physik (SGSMP), der Schweizerischen Vereinigung der Radiologiefachpersonen (SVMTR), des Berufsverbands der Schweizer Ärzteschaft (FMH), einem Vetreter der Ärztekammer für Urologie und des BAG. Gemeinsam legen sie die Strategie und Durchführung der klinischen Audits fest und stützen sich dabei auf die seit Beginn der Umsetzung der Audits gewonnenen Erfahrungen.
Für jedes auditierte Fachgebiet wurden Fachkommissionen gebildet. Diese legen unter anderem den Prüfungsinhalt fest und beraten das Steuerungskomitee. Ein Pool von Auditorinnen und Auditoren wurde speziell für die Durchführung von klinischen Audits ausgebildet. Aus diesen werden interdisziplinäre Auditteams gebildet.
Das im BAG integrierte wissenschaftliche Sekretariat ist für die Leitung des nationalen Programms für klinische Audits zuständig.
Beschreibung eines klinischen Audits
Wie unten abgebildet und im Film dargestellt, besteht ein Auditoren-Team in der Regel aus einer Ärztin bzw. einem Arzt, einer Medizinphysikerin bzw. einem Medizinphysiker und einer Radiologiefachfrau bzw. einem Radiologiefachmann (RFP). Die Zusammensetzung der Teams kann je nach den Themen des klinischen Audits variieren. Gemeinsam besuchen die Teams den zu auditierenden Betrieb und bewerten dessen klinische Praxis. Jede Auditorin bzw. jeder Auditor konzentriert sich auf ihr bzw. sein Fachgebiet und vergleicht die Praktiken der Kolleginnen und Kollegen mit anerkannten Standards.

Am Ende des Audits, welches durchschnittlich einen Tag dauert, legt das Auditoren-Team erste Empfehlungen zur Verbesserung der klinischen Praxis vor und diskutiert diese mit dem Team des auditierten Betriebes. Im Anschluss erstellen die Auditorinnen und Auditoren einen Bericht zu Handen des Betriebes, der aufgefordert ist, die Empfehlungen umzusetzen.
Weitere Informationen
Bundesamt für Gesundheit BAG
Sektion Strahlentherapie und medizinische Diagnostik
Schwarzenburgstrasse 157
Schweiz - 3003 Bern