Veröffentlicht am 1. Juli 2025
Strategie NOSO: FAQs
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Strategie NOSO.
Healthcare-assoziierte Infektionen
Die Strategie NOSO definiert jene Infektionen als healthcare-assoziierte Infektionen, die während des Aufenthaltes in einem Spital oder Pflegeheim im Zusammenhang mit einer diagnostischen, therapeutischen oder pflegerischen Massnahme auftreten oder lediglich durch die Umstände des Aufenthalts in der Institution bedingt sind, etwa durch Erreger in der Luft oder auf Oberflächen.
Gemäss einer 2017 durch Swissnoso durchgeführten Erhebung in Schweizer Spitälern sind jährlich fast 60’000 hospitalisierte Personen von einer healthcare-assoziierten Infektion betroffen. Damit zusammenhängend sind rund 5'900 Sterbefälle. Abgesehen von der hohen Sterblichkeit führen diese Infektionen zu längeren bzw. zusätzlichen Behandlungen und können Langzeitschäden verursachen.
Seit 2017 ist die Prävalenz der healthcare-assoziierten Infektionen in den Schweizer Spitälern konstant geblieben. Die jährlichen durch Swissnoso durchgeführten Punktprävalenz-Studien (PPS) zeigen einen Durchschnittswert von 5.9%. Diese Rate ist etwas unter dem europäischen Durschnitt von 7.1% (Resultate der PPS 2022-2023 des European Centre for Disease Prevention and Control).
Die häufigsten Infektionstypen sind Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen (32.9 Prozent aller Spitalinfektionen), gefolgt von unteren Atemwegsinfektionen (16.9 Prozent), Harnwegsinfektionen (16 Prozent) und Blutstrominfektionen (12.4 Prozent) (Resultate der PPS 2024).
Nein. Beim Auftreten solcher Infektionen spielen auch patientenspezifische Faktoren wie die Abwehrkräfte des Immunsystems oder Begleiterkrankungen eine Rolle, ebenso die immer komplizierteren medizinischen Eingriffe und Therapien, z. B. auf Intensivstationen.
Mit gezielter Überwachung, Prävention und Bekämpfung lassen sich aber je nach Infektionsart 35 bis 55 Prozent der Fälle verhindern.
Strategie NOSO
Das Epidemiengesetz, das am 1. Januar 2016 in Kraft trat, beauftragt den Bund – unter Einbezug der Kantone – Ziele und Strategien zur Erkennung, Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten festzulegen und ein nationales Programm im Bereich der healthcare-assoziierten Infektionen zu erarbeiten. Die nationale Strategie NOSO definiert das geforderte nationale Programm. 2016 wurde zusätzlich die Reduktion von healthcare-assoziierten Infektionen in den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrats (im Rahmen der Strategie «Gesundheit2020») zu einer vorrangigen Massnahme erklärt, um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu verbessern.
Die Strategie NOSO entstand in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), mit H+ Die Spitäler der Schweiz, CURAVIVA Verband Heime und Institutionen Schweiz, der Expertengruppe Swissnoso sowie mit medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden, Versicherern und weiteren wichtigen Akteuren.
Das Globalziel der nationalen Strategie zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen (Strategie NOSO) ist die Reduktion der healthcare-assoziierten Infektionen in den Akutspitälern und Alters- und Pflegeheimen der Schweiz. Mit der Strategie legen Bund, Kantone und weitere wichtige Akteure die Basis für ein gezieltes und koordiniertes Vorgehen.
Gegen healthcare-assoziierten Infektionen (HAI) wurde zwar schon vor der Strategie NOSO viel getan. Was aber gefehlt hat, sind eine landesweite Überwachung der epidemiologischen Situation und allgemein gültige, wissenschaftlich begründete Standards zur Verhütung und Bekämpfung von HAI. Zudem brauchen Gesundheitseinrichtungen gezielte Unterstützung, damit das Thema im Arbeitsalltag einen höheren Stellenwert erhält.
NOSO ist die Abkürzung für «nosokomial». Der Begriff leitet sich ab aus dem griechischen νόσος (nósos) für «Krankheit» und κομεῖν (komein) für «pflegen». Healthcare-assoziierte Infektionen, die in einer Gesundheitseinrichtung erfolgen, nennt man daher auch nosokomiale Infektionen.
Die Strategie NOSO will die Anzahl der healthcare-assoziierte Infektionen in der Schweiz senken und die Ausbreitung potenziell gefährlicher Erreger in Spitälern und Pflegeheimen verhindern, um damit
1. die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, der Bewohnerinnen und Bewohner sowie des Personals zu erhöhen,
2. den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern,
3. einen Beitrag zu leisten zur Verhütung und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Schweiz und
4. Folgekosten von vermeidbaren Infektionen zu verhindern.
Gemäss einer 2017 durch Swissnoso durchgeführten Erhebung in Schweizer Spitälern belaufen sich die durch healthcare-assoziierte Infektionen (HAI) verursachten Kosten auf 751 Millionen Franken, was pro HAI-Fall 12’709 Franken macht. Da ein Grossteil der healthcare-assoziierten Infektionen vermieden werden kann, führen Investitionen in die Vermeidung von solchen Infektionen auch zu Kostenreduktionen. Wie hoch das Einsparpotenzial in der Schweiz ist, lässt sich derzeit nicht genau sagen.
Die Strategie NOSO baut auf bestehenden Strukturen und Massnahmen auf, klärt Verantwortlichkeiten und trägt dazu bei, die verschiedenen Anstrengungen auf die Verhütungs- und Bekämpfungsziele auszurichten. Sie umfasst fünf Handlungsfelder:
1. Governance
2. Monitoring
3. Verhütung und Bekämpfung
4. Bildung und Forschung
5. Evaluation.
Diese Handlungsfelder mit unterschiedlichen strategischen Zielen werden mit einem Bündel von 16 Schlüsselmassnahmen erreicht. Seit Beginn der Umsetzung der Strategie im Jahr 2016 wurden in gestaffelter Form verschiedene Massnahmen auf nationaler Ebene ergriffen.
Einzelheiten zu den Handlungsfeldern und den Schlüsselmassnahmen finden Sie hier.
Die Strategie NOSO betrifft derzeit die stationäre Versorgung (Spitäler und Pflegeheime) in der Schweiz. Eine Ausweitung der Strategie auf den ambulanten Bereich in künftigen Jahren steht zur Diskussion.
Der Bund, konkret das Bundesamt für Gesundheit (BAG), und die Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Umsetzung der Strategie NOSO. Sie arbeiten dabei eng mit zahlreichen Fachverbänden, Behörden und Organisationen zusammen. Gemeinsam mit den medizinischen Fachgesellschaften sind diese Akteure zentral für eine kohärente und breit abgestützte Umsetzung. Denn das Ziel der Strategie, healthcare-assoziierte Infektionen substanziell und nachhaltig zu reduzieren, kann nur erreicht werden, wenn alle ihren Beitrag leisten.
Verbindung der Strategie NOSO mit anderen Strategien
Ja. Healthcare-assoziierte Infektionen mit resistenten Erregern sind am schwersten zu behandeln. Wenn sich die Zahl solcher Infektionen senken lässt, wie auch die der healthcare-assoziierten Infektionen im Allgemeinen, hat dies Auswirkungen auf den Einsatz von Antibiotika: Es braucht weniger davon, um im Krankheitsfall die Infektion zu bekämpfen. Damit reduziert sich auch das Risiko, dass resistente Erreger entstehen und sich verbreiten. Dieser Zusammenhang bedingt eine enge Kooperation der beiden Strategien.
Die Qualitätsstrategie des Bundes will die Qualität bei den medizinischen Leistungen sichern und fördern (Qualitätsentwicklung). In dieser Strategie wird die Reduktion von healthcare-assoziierten Infektionen im Handlungsfeld Patientensicherheit thematisiert.
Nein. Als Mitglied der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trägt die Schweiz allerdings die globale Strategie der Weltgesundheitsorganisation zur Infektionsprävention und -kontrolle, die übergeordnet globale Strategie der WHO zur Patientensicherheit, sowie den Global Action Plan on Antimicrobial Resistance mit. Darin sprechen sich die WHO-Mitgliedstaaten für verstärkte Anstrengungen im Bereich der Patientensicherheit aus. Die Strategie NOSO soll hierzu einen Beitrag leisten.
Strukturelle Mindestanforderungen und operative Ziele für Spitäler
Die Mindestanforderungen wurden von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Swissnoso erarbeitet, unter Einbezug der betroffenen Fachgesellschaften (SGSH, SGINF, SIPI und fibs). Sie beruhen auf wissenschaftlicher Evidenz und wurden auf der Basis von internationalen Empfehlungen (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten [ECDC] und Weltgesundheitsorganisation [WHO]) für die Schweiz angepasst.
Die strukturellen Mindestanforderungen sind Empfehlungen, die von Swissnoso, dem BAG, H+ und der GDK vollumfänglich zur Umsetzung empfohlen sind. Im Mai 2022 hat die GDK die Mindestanforderungen in ihren Empfehlungen an die Kantone übernommen. Die meisten Kantone haben die Umsetzung der strukturellen Mindestanforderungen im Rahmen von Leistungsvereinbarungen mit den Spitälern als verbindlich erklärt oder planen diese Standards in die Leistungsvereinbarungen zu integrieren. Dazu könnten die Mindestanforderungen auch über die Qualitätsverträge verbindlich werden, wenn sie als Massnahme in dem Vertrag ausgewählt werden.
Diese Mindestanforderungen wurden speziell für den akuten stationären Bereich entwickelt. Sie sind daher in anderen Bereichen der Pflege und in anderen Arten von Einrichtungen nicht oder nicht vollständig anwendbar. Die Erarbeitung von strukturellen Mindestanforderungen für Alters- und Pflegeheime ist eine der Priorität der Strategie NOSO für die kommenden Jahren und Teil des Aktionsplans für die Umsetzung der Strategie NOSO in den Alters- und Pflegeheime der Schweiz.
Die genauen Kosten für Akutspitäler, die Strukturen entwickeln müssen, hängen von mehreren Faktoren ab, darunter die Grösse des Spitals. Es ist jedoch zu beachten, dass die meisten Akutspitäler bereits über entsprechende Hygiene-Strukturen verfügen, und dass durch die Prävention von healthcare-assoziierten Infektionen erhebliche direkte und indirekte Kosten eingespart werden können. Die effektiven Kosten sind darum auch abhängig vom aktuellen Umsetzungsstand in einem Spital. Grobe Kostenschätzungen finden sich im Dokument zu den strukturellen Mindestanforderungen.
In der Qualitätsstrategie ist die Reduktion von healthcare-assoziierten Infektionen im Handlungsfeld Patientensicherheit ein Thema. Indem die strukturellen Mindestanforderungen zur Bekämpfung solcher Infektionen beitragen, ist deren Umsetzung ein wichtiges Instrument für die Leistungserbringer, um unerwünschte Ereignisse und Schäden an Patientinnen und Patienten zu vermeiden.
In Zusammenarbeit mit den Spitälern identifiziert und erarbeitet Swissnoso laufend praktische Umsetzungshilfen. Unter anderem steht ein Instrument zur Selbstevaluation der Umsetzung der Mindestanforderungen, inkl. ein Handbuch zur Hilfestellung zur Verfügung. Die Teilnahme an den regelmässigen, durch Swissnoso durchgeführten Punktprävalenz-Erhebungen der healthcare-assoziierten Infektionen und des Einsatzes antimikrobieller Mittel in Schweizer Akutspitälern sind auch ein gutes Mittel für die Spitäler, um die Entwicklung der Rate der healthcare-assoziierten Infektionen zu folgen, über die nötigen Massnahmen zu entscheiden und deren Auswirkung zu bewerten.
Das BAG hat die operativen Ziele in Zusammenarbeit mit den Partnern der Strategie NOSO auf Basis von internationalen Empfehlungen erarbeitet. Das Dokument ist das Resultat eines Konsenses aller beteiligten Fachorganisationen und wurde durch den Spitalverband H+, die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und das Nationale Zentrum für Infektionsprävention Swissnoso validiert.
Das Globalziel der Strategie NOSO ist, die healthcare-assoziierte Infektionen zu reduzieren. Die operativen Ziele werden dazu beitragen, dieses Globalziel zu erreichen. Sie entsprechen einer Roadmap für eine nachhaltige Senkung der healthcare-assoziierten Infektionen bis 2035 in Schweizer Akutspitälern. Dazu geben die Umsetzungshilfen der operativen Ziele einen Rahmen für die Umsetzung der strukturellen Mindestanforderungen und die Evaluation der Auswirkungen der umgesetzten IPC-Massnahmen in den Spitälern.
Die operativen Ziele sind als Empfehlung für die Schweizer Akutspitäler erarbeitet worden. Psychiatrische Kliniken, Rehabilitationskliniken, sowie Alters- und Pflegeheime sind nicht eingeschlossen, da diese Einrichtungen unter anderen Bedingungen arbeiten. Zudem stehen ihnen Instrumente für die Infektionsprävention und -kontrolle noch nicht gleichermassen zur Verfügung.
Die operative Ziele verweisen auf die strukturellen Mindestanforderungen für die Prävention und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen in Schweizer Akutspitälern. Nachdem die Spitäler ihre betriebsbezogenen Reduktionsziele festgelegt haben, stehen ihnen diesen Katalog an Massnahmen zur Prävention und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen zur Verfügung, um Massnahmen einzuleiten und ihre Ziele zu erreichen.
Zur Zielerreichung der definierten betriebsbezogenen Reduktionsziele der Spitälern stehen ihnen die strukturellen Mindestanforderungen für die Prävention und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen in Schweizer Akutspitälern zur Verfügung. Diese legen die zu ergreifenden Massnahmen fest, insbesondere in Bezug auf die Überwachung und Prävention der healthcare-assoziierten Infektionen, und Schulung des Personals. Im Rahmen der Strategie NOSO entwickelt Swissnoso laufend weitere Werkzeuge, um die Mindestanforderungen umzusetzen und die Zahl der healthcare-assoziierten Infektionen zu reduzieren. Beispiele hierfür sind ein Instrument zur Selbstevaluation der Umsetzung der Mindestanforderungen sowie Module zur Überwachung und Prävention der am weitesten verbreiteten healthcare-assoziierten Infektionen.
Wenn die Zahl der Infektionen sehr niedrig ist, ist die Messung der Verringerung der Inzidenz von healthcare-assoziierten Infektionen nicht angemessen. In solchen Fällen ist es sinnvoller, eine andere Art von Reduktionsziel zu wählen, z. B. einen Rückgang in absoluten Zahlen (z. B. Halbierung der katheter-assoziierten Harnweginfektionen), oder aber Prozessindikatoren zu wählen, die z. B. mit der Händehygiene zusammenhängen. Wichtig ist, über die Problematik nachzudenken und Indikatoren zu wählen, die in der spezifischen Situation der Einrichtung Sinn machen.
Die im Dokument erwähnten Reduktionsziele von 5 % bis 2030 und 4 % bis 2035 sind nationale Ziele. Das heisst, bis zum jeweiligen Zeitpunkt sollen alle Spitäler mit ihren Massnahmen zur Reduktion der healthcare-assoziierten Infektionen zu diesen nationalen Zielen beitragen. Um diese zu ermöglichen, definiert jedes Spital seine Reduktionsziele entsprechend seiner eigenen Situation und Prävalenzrate, selbst wenn das nationale Ziel in einem Spital schon erreicht ist. Wichtig ist, dass eine Reduktion der Prävalenz im Vergleich zur jeweiligen Situation angestrebt wird.
NOSO in Alters- und Pflegeheimen
Zur Situation in Alters- und Pflegeheimen (APH) wurde im September 2024 zum ersten Mal eine systematische Erhebung (Punktprävalenzstudie SPOT) durchgeführt. 94 APH mit insgesamt 7'244 Bewohnenden nahmen daran teil. Die Prävalenz von healthcare-assoziierten Infektionen lag bei 2,3 Prozent, wobei Harnwegsinfektionen die häufigsten Infektionen (44 Prozent) waren, gefolgt von Atemwegsinfektionen (15 Prozent) und Haut-/Weichteilinfektionen (15 Prozent).
Die Studie zeigt zusätzlich, dass 2,6 Prozent der Bewohnenden eine systemische antibiotische Behandlung erhielten.
Die Strategie NOSO hat zum Ziel, healthcare-assoziierten Infektionen in Spitälern und Pflegeheimen zu reduzieren und die Ausbreitung von potenziell gefährlichen Krankheitserregern zu verhindern. Die Strategie NOSO hat in einer ersten Phase verschiedene Abklärungsstudien unterstützt, um den Bedarf in Alters- und Pflegeheimen zu erfassen. Die Covid-19-Pandemie hat zudem aufgezeigt, dass eine zielgerichtete Infektionsprävention und -kontrolle in diesen Institutionen wichtig ist. Der Aktionsplan reagiert gezielt auf diesen Bedarf.
Ja, die wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Covid-19 Pandemie sind in den Aktionsplan eingeflossen.
Die Covid-19-Pandemie hat die Alters- und Pflegeheime stark betroffen. Zu Beginn fehlte es den Institutionen an Fachwissen im Umgang mit der Pandemie, insbesondere im Hinblick auf Isolationsmassnahmen. Dazu waren die Arbeitsbedingungen für Gesundheitsfachpersonen sehr belastend. Besonders deutlich wurde das Spannungsfeld zwischen Schutzmassnahmen zur Infektionsvermeidung und der Aufrechterhaltung der Lebensqualität der Bewohnenden. Verschiedene Publikationen formulierten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Qualität der Infektionsprävention in der Langzeitpflege. Einige davon fanden Eingang in die Massnahmenpakete des Aktionsplans.
Der Aktionsplan basiert auf den 16 Schlüsselmassnahmen der Strategie NOSO, von denen im Rahmen des Akteur-Workshops im September 2023 vier prioritäre Massnahmen für die Umsetzung in Alters- und Pflegeheimen ausgewählt wurden. Für diese vier Schlüsselmassnahmen wurden im Aktionsplan insgesamt sechs Massnahmenpakete definiert.
Basierend auf den Rückmeldungen aus dem Akteurs-Workshop im September 2023 sowie aus der Arbeitsgruppe mit zentralen Akteuren im Bereich Alters- und Pflegeheime (APH) hat das BAG den Aktionsplan NOSO in APH ausgearbeitet. Eine umfassende Konsultation des Dokuments wurde im Verlauf durchgeführt. Der Aktionsplan ist somit das Resultat einer engen Zusammenarbeit des BAG mit der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), den kantonalen Partnern, dem Dachverband der Dienstleister für Menschen im Alter (CURAVIVA) sowie den betreffenden Fachgesellschaften und Bildungsinstitutionen. Im Juni 2025 wurde der Aktionsplan von CURAVIVA sowie von der GDK validiert.
Der Aktionsplan NOSO in Alters- und Pflegeheime zielt darauf ab, bis 2029 alle Akteure für die Wichtigkeit der Infektionsprävention und -kontrolle (IPC) zu sensibilisieren und mit der konsequenten Umsetzung der Massnahmen bestehende Lücken zu schliessen. Schweizweit sollen zudem gut funktionierende IPC-Strukturen auf institutioneller sowie auf behördlicher Ebene Stabilität und Resilienz gewährleisten, auch in Krisenzeiten.
Der Aktionsplan NOSO in Alters- und Pflegeheimen wurde als Handlungsempfehlung für den Kontext der Schweizer Alters- und Pflegeheime erarbeitet. Im Sinne der integrierten Gesundheitsversorgung sollen jedoch bei der Umsetzung die Schnittstellen mit Akutspitälern, Rehakliniken, Organisationen der häuslichen Pflege und ambulanten Medizin sowie weitere sozialmedizinische Institutionen, gezielt einbezogen werden.
Das erste Massnahmenpaket konzentriert sich auf die Stärkung der kantonalen und institutionellen Strukturen für die Infektionsprävention und -Kontrolle (IPC) sowie auf die Förderung von Netzwerken.
Weitere Massnahmenpakete betreffen die Erarbeitung von strukturellen Mindestanforderungen sowie von nationalen Empfehlungen zu Themen der Infektionsprävention, welche für die Alters- und Pflegeheime (APH) relevant sind. Zur Ausarbeitung dieser Inhalte wird eine nationale IPC-Expertengruppe für den Bereich der Alters- und Pflegeheime etabliert.
Als nächstes wird die Förderung der IPC-Bildung des Personals in APH angestrebt. Hierzu sollen IPC-Themen im Kontext der APH vermehrt in Weiterbildungen und Veranstaltungen einfliessen, sowie bedarfs- und anwendergerechte IPC-Schulungen in den Institutionen durchgeführt werden.
Schliesslich ist die Durchführung einer Punktprävalenzstudie zur Erfassung der Häufigkeit von healthcare-assoziierten Infektionen und des Antibiotikakonsums in den Schweizer APH Teil des Aktionsplans.
Der Aktionsplan ist eine Handlungsempfehlung in Form einer Roadmap. Das BAG, die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und der Dachverband der Dienstleister für Menschen im Alter (CURAVIVA) empfehlen vollumfänglich die Umsetzung. Verbindlich ist die Umsetzung nicht.
Das Zielpublikum dieses Dokuments sind die kantonalen zuständige Stellen, der Bund, die Dachverbände der Alters- und Pflegeheime (APH), die Fachgesellschaften, die Bildungsinstitutionen und die APH. Kantone, welche die Aufgaben im Bereich der APH an die Gemeinden delegieren, sollen sicherstellen, dass auch die zuständigen kommunalen Stellen, einbezogen werden. Für jedes Massnahmenpaket wurden die Akteure mit klar definierten Rollen und entsprechenden Verantwortlichkeiten festgelegt.
Bundesamt für Gesundheit BAG
Sektion Infektionskontrolle und Bekämpfungsmassnahmen
Schwarzenburgstrasse 157
Schweiz - 3003 Bern