Addiction support: reducing harm remains key

Bern, 6.6.2024 – Closing remarks by Anne Lévy, FOPH Director, at the second national roundtable on crack, Liebefeld – Check against delivery.

Sehr geehrte Damen und Herren
Geschätzte Expertinnen und Experten aus dem Sucht-Bereich hier und online zugeschaltet
Mesdames, Messieurs

Es freut mich, dass ich gemeinsam mit Ihnen den Erfahrungsberichten aus Lausanne, Brugg, Basel, Zürich und Genf beiwohnen konnte und so aus erster Hand geschildert bekomme, wie sich die Situation präsentiert, was gut funktioniert und was schwierig ist.

Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für diesen Einblick bedanken. Und dafür, dass Sie Ihre Erfahrungen offen schildern. Diese Offenheit hilft, gute Lösungen zu erkennen und sie umzusetzen. Und die Massnahmen der Städte, Kantone und des Bundes optimal aufeinander abzustimmen.

Ich bin überzeugt – und das bestärken ja auch Ihre Erfahrungen: Die 4-Säulen-Politik ist wirksam. Und sie funktioniert auch dann, wenn neue Substanzen auftauchen. Die 4-Säulen-Politik ist nach wie vor ein gutes Fundament. Das alle vier Pfeiler braucht:

  • Prävention,
  • Therapie,
  • Schadensminderung und
  • Repression, beziehungsweise Regulierung.

Daran können wir anknüpfen. Angesichts des veränderten Umfelds ist aber auch klar, dass wir die 4-Säulen-Politik weiterentwickeln müssen, wenn andere Substanzen auftauchen.

Damit wir auf die gesundheitlichen und sozialen Herausforderungen reagieren können, die beispielsweise der Konsum von Crack, für die Betroffenen mit sich bringt.


J’aimerais également remercier les participants francophones en ligne et sur place pour vos contributions. Et pour les interventions concernant les expériences à Lausanne et à Genève. Vos explications étaient très précieuses pour moi. Elles montrent que la politique des quatre piliers reste une base solide.

Je suis convaincue que ces quatre piliers, à savoir

  • la prévention,
  • la thérapie,
  • la réduction des risques et
  • la réglementation,

doivent fonctionner aussi lorsque de nouvelles substances apparaissent. Dans une telle situation, il faut réagir vite et de façon adéquate, afin de protéger la santé des personnes concernées et de garantir la sécurité de toute la population.

Comme vous le savez, la mise en œuvre de la politique en matière de drogues et d’addictions est avant tout la mission des cantons et des communes.

À cette occasion, je souhaite donc vous remercier de tout cœur pour la bonne collaboration. Grâce à vous, beaucoup de choses fonctionnent déjà bien aujourd’hui.


Neue Substanzen kommen immer wieder. Wichtig ist einfach, dass wir schnell und adäquat darauf reagieren. Und so die Gesundheit der Betroffenen und die Sicherheit der ganzen Bevölkerung gewährleisten.

Dazu haben heute verschiedene Fachgremien ihre Vorschläge eingebracht. Etwa die Schweizerische Gesellschaft für Suchtmedizin sowie die Eidgenössische Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nicht übertragbarer Krankheiten (EKSN). Dafür danke ich Ihnen herzlich.

Einiges involviert auch den Bund – anderes betrifft vor allem die Kantone. Ich begrüsse die Weiterentwicklung, die Sie damit anstossen, sehr. Selbstverständlich sind wir an wissenschaftlicher Evidenz interessiert. Und wir werden ihre Anregungen gerne genauer anschauen.

Die Einschätzungen aus der Fachwelt zeigen: Eine Abhängigkeit von Crack geht oft mit einem raschen Verlust von Wohnung und Arbeitsplatz einher. Die Menschen werden obdachlos. Das verstärkt ihre gesundheitlichen Risiken zusätzlich. Wirksame Angebote für die Betroffenen, sollten daher auch Wohnraum vorsehen. Und besonders wichtig: die Schnittstellen zwischen den einzelnen Angeboten sollten so niederschwellig sein, dass sie keine unüberwindbaren Hürden enthalten.

Die Umsetzung der Drogen- und Suchtpolitik ist Sache der Kantone und der Gemeinden. Und ich danke Ihnen an dieser Stelle auch ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit. Denn: Vieles läuft heute schon gut!

Anderes muss noch etwas angepasst oder verbessert werden. So zeigen die Erfahrungen aus den Städten beispielsweise, dass zentral gelegene Kontakt- und Anlaufstellen helfen, den Gesundheitszustand von suchtkranken Menschen zu stabilisieren und den öffentlichen Raum zu entlasten. Und dass es oft einfacher ist, bestehende Kontakt- und Anlaufstellen auszubauen als dieses Angebot – in einer akuten Krise – komplett neu aufzubauen.

Solche Erkenntnisse gilt es zu nutzen.

Was der heutige Runde Tisch auch gezeigt hat: Es braucht ein schweizweit funktionierendes Netz mit psychosozialen und suchtmedizinischen Hilfestellungen für die Betroffenen. Hier braucht es Weiterentwicklungen und eine bessere Abstimmung der Angebote unter den Kantonen. Denn auch hier zeigt die Erfahrung aus der Praxis: suchtkranke Menschen haben dann die besten Chancen für eine Reintegration, wenn sie in ihrem sozialen Umfeld begleitet werden.

Manchmal braucht es – in einem ersten Schritt – vor allem einmal Überlebenshilfe: Wo Notschlafstellen eingerichtet, Grundbedürfnisse erfüllt und Beschäftigungsprogramme angeboten werden, trägt dies dazu bei, den Gesundheitszustand der Betroffenen zu stabilisieren. Davon profitiert die ganze Gesellschaft. Etwa, weil das den öffentlichen Raum entlastet oder das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung erhöht.

Ein anderes Thema ist das Monitoring der Angebote für Menschen mit einer Suchterkrankung sowie die Überwachung der Konsumentwicklung. Das Monitoring ist Sache des Bundes, unterstützt von den Kantonen und Gemeinden. Am letzten Runden Tisch wurde festgehalten, dass die Städte auf verlässliche und frühzeitige Daten angewiesen sind. Auf ein Frühwarnsystem also, das hilft, rechtzeitig geeignete Massnahmen zu ergreifen.

Mit dem Pilotprojekt zum Abwassermonitoring konnten wir Ihnen heute einen Lösungsansatz präsentieren. Der Pilot wurde 2021 gestartet und wird Mitte 2025 abgeschlossen sein.

Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Grundsätzlich bin ich schon heute überzeugt: die Daten aus dem Abwasser sind hilfreich. Und sie ergänzen die bereits bestehenden Datenquellen des BAG optimal. Die grossen Vorteile des Abwassermonitorings: Es kommt ohne individuelle Tests oder Befragungen aus und hat sich auch international etabliert. Nebst seiner Rolle als Frühwarnsystem ermöglicht das Abwassermonitoring auch, gesundheitspolitische Diskussionen auf einer soliden Datengrundlage zu führen. Und unterstützt die faktenbasierte, politische Entscheidfindung.

So können Städte und Kantone beispielsweise rasch reagieren und frühzeitig in Prävention oder Behandlung investieren, wenn sie sehen, dass der Konsum von Kokain, Crack oder Ketamin ansteigt.

Aus dem Abwassermonitoring lässt sich auch ablesen, ob eine Substanz als Freizeitdroge konsumiert wird - was dann der Fall ist, wenn die Werte vor allem am Wochenende hoch sind. Oder ob es eine Substanz mit hohem Suchtpotenzial ist, die über alle Wochentage hinweg gleich hohe Werte aufweist. So lassen sich Therapien und Beratungen zielgerichtet anpassen.

Und wenn wir die Daten zum Cannabis-Konsum aus dem Abwassermonitoring mit den Verkaufstrends vergleichen, kann dies in Regulierungsentscheide einfliessen. Weil wir so Indikatoren zur Bedeutung, beziehungsweise zum Umfang des Schwarzmarkts erhalten.


Chers participants et participantes francophones, j’ai trouvé cet échange très enrichissant et vous remercie sincèrement de votre présence, de votre engagement et de vos interventions.

Votre participation montre une fois encore l’importance d’accorder toute l’attention qu’elle mérite à la politique en matière de drogues et d’addictions. Et aussi l’importance d’un échange rapproché entre tous les acteurs.

Nous nous devons de poursuivre cette collaboration réussie ! En effet, nous pouvons tous apprendre les uns des autres afin d’améliorer encore notre efficacité.


Der heutige Runde Tisch gehört zur Koordinations-Aufgabe, die dem Bund zukommt. Ich danke Ihnen herzlich, für Ihr Kommen und Ihre engagierten Beiträge. Ihre aktive Teilnahme hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass unser Land der Drogen- und Suchtpolitik das nötige Augenmerk schenkt. Und wie wichtig ein enger Austausch unter allen Akteuren ist.

Selbstverständlich ist der gemeinsame Lernprozess in der Drogen- und Suchtpolitik noch nicht abgeschlossen.

Und so erlaube ich mir zum Schluss noch einen Aufruf. Ein Aufruf, der sich an uns alle richtet: Bleiben wir pragmatisch und lösungsorientiert. Achten wir darauf, die Würde und die Gesundheit der suchtkranken Menschen zu wahren. Und sorgen wir dafür, dass unser Handeln auf einem soliden, wissenschaftlichen Fundament steht.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung und die gute Zusammenarbeit!

Last modification 06.06.2024

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