Therapeutic products: «We must strengthen security of supply.»

Liebefeld, 11.1.2024 - Welcome address by Anne Lévy, FOPH Director at the closing event of the stakeholder group on «Implementing the supply report», FOPH Campus – Check against delivery.

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich begrüsse Sie ganz herzlich zu dieser Abschlussveranstaltung und freue mich, dass Sie gekommen sind.

Der heutige Anlass bedeutet leider nicht das Ende der Versorgungsengpässe mit Arzneimitteln. Jedoch den Start der Konsultationen zum gemeinsam erarbeiteten Umsetzungsbericht Arzneimittelengpässe. Damit dieser vom Bundesrat vor dem Sommer verabschiedet werden kann.

Heute möchten wir uns ganz herzlich für Ihren wertvollen Beitrag dazu bedanken, wir haben damit ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Die zuverlässige Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit Arzneimitteln ist zunehmend eine Herausforderung. Und eines der dringendsten «Public Health»-Probleme: jeder Tag ohne die richtigen Medikamente kann die Gesundheit der betroffenen Patientinnen und Patienten gefährden.

Gute Lösungen für dieses Problem finden wir nur gemeinsam. Und wenn ich gemeinsam sage, meine ich uns alle: die Pharmaindustrie, die Apotheken, die Spitäler, die
Ärztinnen und Ärzte, die Branchenverbände, der Bund, die Kantone …

Hier nachhaltige Lösungen zu finden, steht weit oben auf meiner Prioritätenliste.

Und ich bin überzeugt, dass wir dafür auch Mut zu neuen Lösungsansätzen brauchen. Nur «etwas Mehr vom Bisherigen» wird dieses globale Problem nicht lösen können.

Wir beim BAG haben zusammen mit der Wirtschaftlichen Landesversorgung und der Armeeapotheke alle Hebel in Gang gesetzt, um kurz-, mittel- und langfristig Massnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Situation umsetzen zu können.

So hat unter der Federführung der Wirtschaftlichen Landesversorgung eine Taskforce Anfang letztes Jahr kurzfristig wirksame Massnahmen identifiziert und empfohlen. Und es wurde beispielsweise eine Teilabgabe von Medikamenten oder eine einfachere Vergütung bei Importen eingeführt.

Kurzfristige Massnahmen sind gut! Sie lösen das Problem aber nicht nachhaltig.

Deshalb waren das BAG und das BWL auch froh, dass wir im Auftrag des Bundesrats (April 2022) die Massnahmen aus dem BAG-Bericht zu den Arzneimittelversorgungsengpässen weiter vertiefen und konkrete Umsetzungsvorschläge erarbeiten konnten.

So haben wir gemeinsam mit Ihnen letztes Jahr über 30 Handlungsoptionen genauer geprüft und zu konkreten Umsetzungsvorschlägen aufbereitet. Im Fokus stand insbesondere die Wirksamkeit bei der Ursachenbekämpfung. Ihre Rückmeldungen und konstruktiven Anregungen haben wesentlich dazu beigetragen, die empfohlenen Massnahmen praxistauglich auszugestalten und den Umsetzungsbericht zu erstellen.

Dafür danke ich Ihnen sehr.

Doch zurück zu unserem Kernthema: den Medikamenten, die fehlen.

Das Thema hat mich bereits in meiner Zeit als CEO der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel beschäftigt: Das Unispital Basel macht den zentralen Einkauf für praktisch alle Basler Spitäler, ist also für die Schweiz ein sehr grosser Player. Und wenn sogar das Unispital Mühe hat, die Basismedikamente zu erhalten, dann stimmt etwas Grundlegendes nicht!

Die Pandemie hat dieses Bewusstsein verstärkt: Wir können uns nicht einfach blind darauf verlassen, dass es immer von allem genug hat, was wir brauchen. Wir müssen selber aktiv etwas für die Versorgungssicherheit tun, wir müssen unsere Versorgungssicherheit stärken! Sie hat auch deutlich gemacht, wie wichtig stabile, internationale Produktions- und Lieferketten sind. Und vielleicht haben wir es auch der Pandemie zu verdanken, dass das Thema nun auch stärker auf den politischen Radar gekommen ist.

Klar ist: Versorgungsstörungen nehmen weltweit zu - nicht nur in der Schweiz.

Dies insbesondere bei den verschreibungspflichtigen, tiefpreisigen Medikamenten ohne Patentschutz, oft Generika. Was vor allem die Grundversorgung trifft.

Die Konzentration von wesentlichen Herstellungsschritten auf wenige Anbieter, meist in Indien und China, gepaart mit «just-in-time-Lieferketten» ohne Lagerhaltung erhöhen die Abhängigkeit der westlichen Länder vom asiatischen Raum. Diese globalen Aspekte kann die Schweiz nicht im Alleingang verändern. Hier brauchen wir rasch eine gute, tragfähige internationale Zusammenarbeit.

Es gibt auch national wirksame Umsetzungsvorschläge. Beispielsweise im Bereich des Imports oder der erleichterten Zulassung. Diese beheben zwar nicht die Ursachen der Versorgungsstörungen. Sie können den Ärzten, Spitälern und anderen
Leistungserbringern aber helfen, besser darauf zu reagieren.

Als «Ultima Ratio» kann auch vorgesehen werden, dass der Bund selbst in die Beschaffung oder Herstellung eingreift. Immer vorausgesetzt, dass er die Wirtschafts-akteure damit nicht konkurrenziert.

Dort wo die Schweiz es kann, sorgt sie schon heute gut vor und nutzt ihre Stärken gezielt. So hat der Bundesrat im Sinne einer vorausschauenden Planung Ende letztes Jahr eine neue Impfstoffstrategie verabschiedet. Diese dient der Schweiz zur besseren Vorbereitung auf eine Pandemie und zur Stärkung der Resilienz im Krisenfall – auch das müssen wir im Auge behalten. Unter anderem soll der Bund zukünftig die Impfstoff-Forschung in der Schweiz gezielt fördern können. Dies wird so mit der aktuell laufenden Teilrevision des Epidemiengesetzes vorgeschlagen. Im Moment läuft die Vernehmlassung dazu. Zudem kann der Bund vermehrt Reservationsverträge für künftige Pandemie-Impfstoffe abschliessen und so die technologischen Kompetenzen und die vorhandene Infrastruktur in der Schweiz stärken. Beispielsweise im Bereich der mRNA-Technologie.

Die laufende Teilrevision des Epidemiengesetzes sieht auch vor, dass der Bund Anreize für die Bereitstellung und Entwicklung von Antibiotika schaffen kann: Die Forschung zu neuen Antibiotika soll gefördert und international abgestimmt werden. Und die neuen Antibiotika sollen auch in der Schweiz verfügbar sein. Dabei müssen neue Antibiotika noch zurückhaltender und gezielter eingesetzt werden, als bereits bestehende. Womit auch gleich gesagt sei, dass mir bewusst ist, dass es hier wohl auch neue Vergütungsmodelle oder andere innovative Lösungen brauchen wird.

Im Rahmen des Kostendämpfungspakets II hat der Bundesrat dem Parlament zudem eine Änderung vorgeschlagen, mit der bei tiefpreisigen Arzneimitteln, die von Versorgungsstörungen betroffen sind, künftig auf Preissenkungen verzichtet werden kann (Differenzierte WZW-Prüfung).

Auch wenn wir heute ein wichtiges Etappenziel erreicht haben, haben wir den Gipfel noch nicht erklommen, das Versorgungsproblem noch nicht gelöst. Die Bergtour bleibt lang und streng. Aber wir kennen jetzt den Weg etwas besser und können so die Kräfte besser einteilen. Ich bin überzeugt, dass die erarbeiteten Massnahmen helfen werden, die Wirtschaftsakteure mittel- und langfristig bei ihrem Versorgungsauftrag zu unterstützen.

Ich freue mich, mit dem heutigen Anlass das erreichte Etappenziel mit Ihnen zu feiern. Und wenn wir schon dabei sind, können wir dann auch gleich noch auf das neue Jahr anstossen!

Die vorgeschlagenen Massnahmen erfordern teilweise Gesetzes- oder Verordnungsanpassungen. Hierfür wird es Mehrheiten brauchen. Doch auch die Umsetzung der übrigen Massnahmen braucht ein enges Zusammenspiel aller Akteure. Sobald Einzelinteressen in den Vordergrund rücken, schadet das der Gesamtlösung. Wenn wir hingegen – wie bei der Erstellung des Umsetzungsberichts – alle am gleichen Strick in die gleiche Richtung ziehen, dann kommen wir vorwärts!

Für diese konstruktive Zusammenarbeit, sowie für ihre Expertise und Ihr Engagement auf dieser strengen Bergtour danke ich Ihnen ganz herzlich.

Gerne übergebe ich nun das Wort noch meinem Kollegen Hans Häfliger, Delegierter für wirtschaftliche Landesversorgung beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.

Denn für das optimale Zusammenspiel braucht es auch die Kooperation auf Bundesebene und die funktioniert, so finde ich, sehr gut!

Further information

Security in the supply of medicines

The supply of medicines in Switzerland can no longer be assured in all cases. The federal government is looking into additional measures and implementation proposals to assure a regular supply of medicinal products.

Last modification 12.01.2024

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