Reduktion der Behandlungsdauer mit Trastuzumab bei HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen in der Schweiz. In 15-20 Prozent der Fälle beschleunigt sich das Tumorwachstum aufgrund der starken Vermehrung des HER2-Rezeptors in den Krebszellen. Dies sollen die Medikamente Trastuzumab oder Trastuzumab in Kombination mit Pertuzumab verhindern, welche im Frühstadium vor oder nach einem operativen Eingriff zum Einsatz kommen. Der vorliegende Bericht untersucht die Auswirkungen einer von 12 auf 6 Monate reduzierten Behandlungsdauer auf das Gesamtüberleben, krankheitsfreie Überleben, und Nebenwirkungen. Zudem wurden das Kosten-Nutzen-Verhältnis, Auswirkungen auf den Kostenhaushalt, sowie ethische, rechtliche, gesellschaftliche und organisatorische Aspekte untersucht.

Eine systematische Überprüfung klinischer Studien mit über 11'000 Frauen zeigte, dass die verkürzte Dauer der Trastuzumab-Behandlung von 6 Monaten im Vergleich zu 12 Monaten wahrscheinlich kein schlechteres Ergebnis hinsichtlich Gesamtüberleben hat. Unklar ist das Ergebnis beim krankheitsfreien Überleben. Bei kürzerer Behandlungsdauer kann die auf die Gesundheit bezogene Lebensqualität ähnlich oder besser sein. Das Risiko für Herzinsuffizienz ist wahrscheinlich geringer und das Risiko für schwere Nebenwirkungen sowie für einen Behandlungsabbruch wegen Nebenwirkungen kann tiefer sein. Es konnten keine Studien gefunden werden, welche eine verkürzte Behandlungsdauer von Trastuzumab in Kombination mit Pertuzumab untersuchten. Die Kosten-Nutzen-Analyse für die Schweiz ergab, dass eine kürzere Behandlungsdauer zu Kosteneinsparungen von CHF 15’047 pro Patientin und gleichzeitig aber auch zu einem Verlust von 0.62 Lebensjahren bei voller Gesundheit führt. Dieses Ergebnis bedeutet zwar, dass die zusätzlichen Einsparungen pro verlorenes Lebensjahr bei voller Gesundheit eher gering sind. Weitere Analysen zeigten aber, dass dieses Ergebnis auch als sehr unsicher zu bewerten ist. So ist es ähnlich wahrscheinlich, dass es zu Einsparungen und zu einem gleichzeitigen Verlust oder zu einem Gewinn an Lebensjahren in voller Gesundheit kommen kann. Publizierte Kosten-Nutzen-Analysen aus anderen Ländern zeigen Kosteneinsparungen bei einer verkürzten Behandlungsdauer, gehen aber sowohl von mehr als auch von weniger gewonnenen Lebensjahren bei voller Gesundheit aus. Es wurde berechnet, dass der Kostenhaushalt der Schweiz CHF 13,6 Millionen im Jahr 2024 bis CHF 14,1 Millionen im 2028 mit einer verkürzten Behandlungsdauer spart. Im Hinblick auf ethische, rechtliche, gesellschaftliche und organisatorische Fragen gibt es nur sehr wenig Literatur über eine verkürzte Behandlungsdauer. Die Anwendung der Grundsätze der biomedizinischen Ethik ergab, dass eine verkürzte Behandlungsdauer weitgehend mit den Prinzipien vereinbar ist. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Information und die Achtung der Entscheidungsfreiheit der Patientinnen.

Der Bericht kommt zum Schluss, dass das Gesamtüberleben bei einer auf 6 Monate oder weniger reduzierten Behandlungsdauer mit Trastuzumab wahrscheinlich nicht schlechter ist. Zum krankheitsfreien Überleben ist keine zuverlässige Aussage möglich. Die auf die Gesundheit bezogene Lebensqualität bei kürzerer Behandlungsdauer kann ähnlich oder höher sein. Das Risiko für Herzinsuffizienz ist wahrscheinlich geringer und das Risiko für schwere Nebenwirkungen im Allgemeinen kann geringer sein. Die Kosten-Nutzen-Analyse legt nahe, dass eine Behandlung mit Trastuzumab über 6 Monate im Vergleich zu 12 Monaten zu geringeren Kosten, allenfalls aber auch zu einem Rückgang der gewonnenen Lebensjahre bei voller Gesundheit führt.
 

Letzte Änderung 31.07.2024

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