Hormontests bei einer vermuteten Schilddrüsenfunktionsstörung

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung können Messungen der Schilddrüsenhormone Aufschluss geben. Dabei gibt es zwei Testverfahren: Der einstufige Test misst das schilddrüsenstimulierende Hormon (TSH) und weitere Schilddrüsenhormone in einem Schritt, während das zweistufige Verfahren erst das Resultat der TSH-Messung abwartet. Nur wenn der TSH-Wert ausserhalb des Referenzbereichs liegt, kommt es zu einer zweiten Messung von weiteren Schilddrüsenhormonen. Obwohl Leitlinien ein zweistufiges Testverfahren empfehlen, wird oftmals ein einstufiger Test durchgeführt. Ziel des Berichts ist eine Untersuchung der klinischen Auswirkungen und ein Vergleich der Kosten der beiden Testverfahren unter Berücksichtigung von ethischen, rechtlichen, sozialen und organisatorischen Aspekten.

Die Literaturrecherche identifizierte 3 Studien, veröffentlicht zwischen 1990 und 2021. Untersucht wurde, ob bei zweistufigen Testverfahren Schilddrüsenfunktionsstörungen übersehen worden wären. Bei einer Fallserie mit 2'768 Blutproben gab es beim einstufigen Verfahren 5.3% nicht übereinstimmende Testergebnisse, die bei einem zweistufigen Verfahren übersehen worden wären. Gemäss den Autorinnen und Autoren der Studie ist dieser Prozentsatz in der täglichen Praxis vermutlich niedriger, wenn die Informationen über die klinische Vorgeschichte der Patientinnen und Patienten und andere externe Faktoren berücksichtigt werden. Die wirtschaftliche Literaturrecherche mit 10 Studien ergab, dass Schilddrüsenfunktionstests teils unnötig oder übermässig eingesetzt werden, was auf ein Potenzial für Kosteneinsparungen hinweist. Der Einsatz des zweistufigen Testansatzes war im Vergleich zum einstufigen kostensparend. Eine neue Modellrechnung dazu ergab nun, dass im Jahr 2020 eine Kostenersparnis von ungefähr 6.1 Millionen CHF möglich gewesen wäre. Das grösste Sparpotenzial bargen Reflextests. Bei diesen Tests wird die Blutprobe des TSH-Tests auch für die zweite Messung verwendet, es ist keine weitere Blutentnahme erforderlich.

Der Bericht kommt zum Schluss, dass es aus klinischer Sicht nur ein geringes Risiko gibt, dass bei der Anwendung des zweistufigen Testverfahrens Fälle einer Schilddrüsenfunktionsstörung übersehen würden. In Bezug auf die Kosten erwies sich der zweistufige Test im Vergleich zum einstufigen Testansatz als kostensparend. Am kostengünstigsten war der Reflextestansatz. Bei der Anwendung des Reflextests oder eines zweistufigen Verfahrens sollten die Auswirkungen fehlender oder falscher Diagnosen berücksichtigt werden.

Letzte Änderung 11.11.2022

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