Die Analysenliste führt die von der Krankenversicherung vergüteten Laboranalysen samt Tarif auf. Der aktuelle Tarif ist veraltet und muss überarbeitet werden. Die Grundlagenarbeit der Revision «transAL» ist erfolgreich abgeschlossen. Derzeit wird das Modell zur Tarifneuberechnung entwickelt.
Key points
- Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beobachtet die Kostenentwicklung der Laboratorien fortlaufend und hat parallel zur Tarifrevision bereits mehrere kostensenkende Massnahmen in Kraft gesetzt, was zu jährlichen Einsparungen von über 200 Millionen Franken führt.
- Der aktuelle Tarif der Analysenliste (AL) ist aufgrund der schnellen Entwicklung der medizinischen Labordiagnostik veraltet. Deshalb hat das EDI beschlossen, den Tarif in enger Zusammenarbeit mit allen betroffenen Stakeholdern grundsätzlich zu revidieren.
- Nach der inhaltlichen und strukturellen Revision der AL (Projekt transAL-1), welche im Sommer 2020 abgeschlossen wurde, konnte das Projekt transAL-2 zur Neutarifierung der AL nach der Corona-Pandemie Ende 2022 effektiv lanciert werden.
- Das Projekt transAL-2 gliedert sich in fünf Phasen:
Phase 1 wurde im Dezember 2024 mit der Erarbeitung von vier Grundlagenberichten für die Entwicklung des Tarifmodells abgeschlossen.
Phase2 wurde gestartet: Das Beratungsunternehmen Polynomics AG entwickelt im Mandat das neue Tarifmodell. Der Prozess hat begonnen und die Daten zu den Kostenrechnungsstrukturen werden von den Laboratorien bereits geliefert.
In Phase3 erfolgt bis Ende 2025 die Tarifberechnung aller rund 1300 Positionen. Ausgeschlossen von dieser Tarifrevision sind die Schnellen Analysen der Hausarztmedizin, die in einer späteren Phase überprüft werden. Anschliessend werden die Tarife plausibilisiert (Phase4), so dass das EDI den neuen Tarif nach Anhören der Eidgenössischen Kommission für Analysen, Mittel und Gegenstände (EAMGK) voraussichtlich 2027 in Kraft setzen kann (Phase5). - Die Arbeiten an transAL-2 schreiten zügig und gut voran.
Die Analysenliste wird modernisiert
Im Jahr 2009 wurde der Tarif der Analysenliste (AL) basierend auf einer betriebswirtschaftlichen Bemessung in Kraft gesetzt. Der Tarif der AL ist aufgrund der schnellen Entwicklung der medizinischen Labordiagnostik jedoch veraltet. Deshalb hat das EDI beschlossen, die AL und den Tarif in enger Zusammenarbeit mit allen betroffenen Stakeholdern im Projekt transAL zu revidieren. transAL gliedert sich in Projekt transAL-1 und Projekt transAL-2:
- In transAL-1 wurde die AL inhaltlich und strukturell überarbeitet
- In transAL-2 wird der Tarif neu berechnet
transAL-1 wurde im Sommer 2020 abgeschlossen. transAL-2 konnte nach der Corona-Pandemie Ende 2022 effektiv lanciert werden.
Überblick zu den einzelnen Schritten von transAL
Die einzelnen Schritte von transAL sind in untenstehender Grafik zeitlich dargestellt. transAL-2 gliedert sich in fünf Phasen, auf welche nachfolgend eingegangen wird.
Im Rahmen von transAL-1, das im Sommer 2020 mit der Publikation der AL «Version 1. Januar 2021» abgeschlossen werden konnte, wurde die AL inhaltlich und strukturell überarbeitet: Obsolete und mehrfach tarifierte Analyse-Positionen der AL wurden bereinigt. Zudem wurden die in der AL aufgelisteten Positionen und deren Bezeichnungen dem aktuellen Stand der Labortechnik und der Wissenschaft entsprechend angepasst. In der überarbeiteten AL ist, unter Zuhilfenahme des neu erstellten «Handbuchs zur Analysenliste», besser ersichtlich, wie die Analysen zu Lasten der Krankenversicherung verrechnet werden dürfen.
Grundlage der Neutarifierung der AL bilden das Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) sowie die Verordnung über die Krankenversicherung (KVV) dar. Das im Rahmen von transAL-2 entwickelte Tarifmodell soll zudem:
- eine periodische Aktualisierung der AL (Tarifpflege) ermöglichen
- in enger Zusammenarbeit mit sämtlichen Stakeholdern erfolgen
Folgende Stakeholder sind in der Arbeitsgruppe «Grundlagen transAL-2» vertreten:
- Alle labormedizinischen Fachgesellschaften (SGM, SGMG, SGKC, SGAI) ausser SGH
- Ärztevereinigung (FMH)
- Berufsverband der biomedizinischen Analytik und Labordiagnostik (labmed)
- Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe)
- Preisüberwachung (PUE)
- Schweizerischer Apothekverband pharmaSuisse
- Schweizerische Union für Labormedizin (SULM)
- Schweizerischer Verband der Diagnostikindustrie (SVDI)
- Spitäler (H+)
- Versicherer (curafutura und santésuisse, ab Anfang Januar prio.swiss)
- Verband der medizinischen Laboratorien (FAMH)
Grundlagenberichte
Zur Erhebung des Ist-Zustandes und als Voraussetzung für das Tarifmodell wurden vier Grundlagenberichte erstellt:
Ambulante Versorgungsstruktur bei medizinischen Laboranalysen in der Schweiz
Gemäss dem Bericht des Beratungsunternehmens Polynomics AG stellen in der Schweiz die ärztlichen Praxislaboratorien, die Spitallaboratorien und die Auftragslaboratorien die ambulante Versorgung mit Laboranalysen sicher. Die Leistungen konzentrieren sich dabei stark auf einige Kantone (z. B. Zürich, Bern, Waadt), während in anderen kaum Laboranalysen durchgeführt werden. Gemäss dem Faktenblatt «Mengen- und Umsatzentwicklung Analysenliste» generierten die Laboratorien im Jahr 2022 folgende Kosten zu Lasten der Krankenversicherung:
Praxislaboratorien: CHF 543 Mio.
Spitallaboratorien: CHF 506 Mio.
Auftragslaboratorien: CHF 907 Mio.
Beurteilung der methodischen Ausrichtung bei der Neutarifierung der Analysenliste
Dieser Bericht wurde vom Beratungsunternehmen Prime Networks AG erstellt und beleuchtet die Vor- und Nachteile der verschiedenen Vorgehensweisen bei der Tarifberechnung. Aufgrund der technischen Detailliertheit des Berichts hat das BAG erläuternd dazu ein Beiblatt verfasst.
Umsetzung des Effizienzkonzepts bei der Tarifierung medizinischer Laboranalysen
Dieser Bericht wurde vom Beratungsunternehmen Polynomics AG erstellt und widmet sich der Frage, mit welcher Methode die Effizienz bei der Tarifierung am besten erfasst und berücksichtigt werden kann. Der Methodenbericht zeigt auf, dass unter Anwendung einer mehrdimensionalen Methode die Effizienz am besten im Tarif implementiert werden kann.
Auslandpreisvergleich medizinische Laboranalysen
Das BAG hat der BSS Volkswirtschaftliche Beratung AG den Auftrag gegeben, einen methodisch korrekten Auslandpreisvergleich zu medizinischen Laboranalysen zu erstellen, bei dem insbesondere die unterschiedlichen Kostenniveaus und Unterschiede in den Gesundheitssystemen berücksichtigt wurden.
Der Bericht zeigt, dass das Preisniveau von in Auftrags- und Spitallaboratorien in der Schweiz durchgeführten Laboranalysen 1.5-1.7 Mal höher ist, als das Preisniveau der betrachteten Vergleichsländer. Gemäss Bericht ist das auch auf die dezentrale, flächendeckende Versorgung von hoher Qualität zurückzuführen.
Die in Phase1 erarbeiteten Grundlagen fliessen in Phase2 in die Entwicklung des neuen Tarifmodells ein. Da das neue Tarifmodell auf echten Kosten- und Leistungsdaten von Laboratorien beruhen wird, um einen sachgerechten Tarif zu garantieren, wurde eine Praktikergruppe, bestehend aus Vertretern und Vertreterinnen von Laboratorien eingesetzt. Phase2 hat mit einer ersten Sitzung der Praktikerguppe Ende November 2024 gestartet und erste Daten zu den Kostenrechnungsstrukturen werden von den Laboratorien bereits geliefert.
Nach der Entwicklung des Tarifmodells in Phase2 wird in Phase3 der Tarif aller rund 1300 Positionen (mit Ausnahme der Schnellen Analysen) bis Ende 2025 berechnet. In Phase4 wird der Tarif plausibilisiert und auf seine Robustheit hin überprüft. Phase1-4 erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der zur Unterstützung eingesetzten Arbeitsgruppe Grundlagen transAL-2.
In Phase5 wird nach Anhören der EAMGK voraussichtlich Ende 2027 der Tarif in Kraft gesetzt. Damit diese Schritte nahtlos aufeinander und ineinander greifen können, sind die Vorbereitungen bereits in vollem Gange am Laufen.
Letzte Änderung 19.12.2024
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