Aktionsplan zur radiologischen Sicherung «Radiss»

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 7. Juni 2024 den Zwischenbericht zum Stand des Aktionsplans Radiss zur Kenntnis genommen und ihn um drei Jahre bis 2028 verlängert. Zudem wurde ein neues Aktionsfeld für das Krisenmanagement des BAG bei radiologischen Ereignissen hinzugefügt.

 

Radioaktive Materialien werden zum Beispiel in der Strahlentherapie zur Behandlung von Krebs, bei Sterilisationsprozessen oder bei der Materialprüfung eingesetzt. Sind sie nicht oder nicht mehr unter Kontrolle, stellen sie eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar und können grossen Schaden verursachen. Aus diesem Grund dürfen radioaktive Materialien durch Missbrauch oder Fahrlässigkeit nicht ausser Kontrolle geraten.

 

Ausgangslage und Zielsetzung

Der vom BAG geleitete Aktionsplan zur Verstärkung der radiologischen Sicherung und Sicherheit 2020–2025 («Radiss») wurde am 21. Oktober 2020 vom Bundesrat verabschiedet. Das Hauptziel ist, die Sicherung von radioaktiven Materialien zu verbessern, bewilligtes radioaktives Material unter ständiger Kontrolle zu halten, sowie herrenloses radioaktives Material aufzuspüren, bevor es Schäden an Mensch und Umwelt anrichten kann.

Konkret sollen sowohl der Missbrauch von radioaktivem Material zu kriminellen Zwecken als auch dessen unkontrollierte Verbreitung durch unzulässige Entsorgung oder durch illegale Ein-, Aus- und Durchfuhr verhindert werden. In den drei Aktionsfeldern «Prävention», «Detektion» und «Intervention» wurden Arbeitsgruppen gebildet, welche aus Mitgliedern mehrerer Bundesstellen1 aus sechs Departementen bestehen. Die Aktionsfelder wurden in acht Schwerpunkte und neunzehn Massnahmen gegliedert.

Symbol Prävention

Prävention

Symbol Detektion

Detektion

Symbol Intervention

Intervention

1 BAZG, Labor Spiez, NDB, Nuklearforensik Schweiz, fedpol, BA, NAZ, ENSI, BFE, VBS ABC-KAMIR, EDA, PSI und Suva


Ein wichtiger Meilenstein des Aktionsplans war die internationale Expertenmission der International Atomic Energy Agency (IAEA) zur Überprüfung der radiologischen Sicherung in der Schweiz im November 2023 («IPPAS-Mission»). Im Abschlussbericht der Mission wurde der Aktionsplan als vorbildlich gelobt, jedoch wurden auch einige Empfehlungen für eine weitere Stärkung der radiologischen Sicherung gemacht. Diese Empfehlungen fliessen nun zusammen mit den bisherigen Erkenntnissen in den zweiten Teil des Aktionsplans ein.

Bilanz und Ausblick (Stand Juni 2024)

Erreichte Ziele

  • Alle Betriebe mit hoch radioaktiven Quellen haben diese gemäss den Vorgaben des BAG gegen Diebstahl und Sabotage gesichert;
  • Die Zahl der hoch radioaktiven Quellen in der Schweiz wurde u.a. durch den Umstieg auf fortschrittlichere Technologien um 30% reduziert;
  • Die Anzahl Verwertungsbetriebe, die Kontrollen auf Radioaktivität durchführen, ist von 40 auf 160 gestiegen. Wöchentlich werden mehrere Funde gemeldet;
  • Die Zusammenarbeit der (Fach-)Stellen für die Kontrollen der Ein-, Aus- und Durchfuhr wurde verstärkt und die Anzahl Kontrollen erhöht;
  • Die Vorbereitung und Durchführung der internationalen Überprüfungsmission der IAEA zur radiologischen Sicherung (IPPAS) hat die guten Fortschritte bestätigt und hilfreiche Empfehlungen zur Optimierung ergeben;
  • Die Zuständigkeiten bei radiologischen Ereignissen wie zum Beispiel dem Fund oder Diebstahl von radioaktivem Material wurden unter den Behörden geklärt und in einer Wegleitung festgehalten.

Neues Aktionsfeld zum Krisenmanagement des BAG bei radiologischen Ereignissen

Icon für das neue Aktionsfeld "Krisenmanagement". Eine schützende Hand über der Schweizerkarte

Angesichts der zunehmenden Verschlechterung der sicherheitspolitischen Lage, insbesondere des Wiederaufkommens nuklearer Bedrohungen im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine, wird der Aktionsplan um ein neues Aktionsfeld für das Krisenmanagement des BAG erweitert. Dies soll die Vorbereitung auf potenzielle nukleare Bedrohungen, den Missbrauch von radioaktivem Material und die Freisetzung von Radioaktivität verbessern. Das Ziel ist einerseits, die Einsatzbereitschaft am BAG für aussergewöhnliche radiologische Ereignisse sicherzustellen. Andererseits sollen die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten festgelegt und rechtlich abgebildet werden.

Weitere Schritte

Die folgende Auflistung beschreibt einen Teil der Massnahmen, welche im zweiten Teil von Radiss umgesetzt werden sollen. Die Zusammenstellung aller Schwerpunkte und Massnahmen finden Sie in Abbildung 1 sowie im Zwischenbericht.

  • Integration der Empfehlungen der IAEA-Überprüfungsmission;
  • Reduktion von Insidergefahren in Betrieben mit hoch radioaktiven Quellen;
  • regelmässige Analyse der Bedrohungslage;
  • Stärkung der rechtlichen Grundlagen für die Sicherung von radioaktiven Materialien und bessere Klärung der Zuständigkeiten bei verschiedenen Typen von radiologischen Ereignissen;
  • Verstärkung der Kontrollen auf Radioaktivität bei der Ein-, Aus- und Durchfuhr
  • Erweiterung des Aktionsplans um ein viertes Aktionsfeld für das Krisenmanagement des BAG bei radiologischen Ereignissen. Dieses umfasst:
    • verbesserte Antizipation von Krisensituationen durch Bedrohungsanalysen;
    • gezielte und koordinierte Vorbereitung der Krisenbewältigung;
    • Entwicklung einer resilienten Organisation zur Krisenbewältigung bei aussergewöhnlichen radiologischen Ereignissen.

Die Verlängerung des Aktionsplans um drei Jahre ermöglicht es dem BAG, die Bearbeitung der noch verbleibenden und der neuen Aufgaben mit bereits vorhandenen Ressourcen zu finanzieren, indem sie über einen längeren Zeitraum verteilt werden kann.

Die nachfolgende Grafik zeigt die vier Aktionsfelder mit den Schwerpunkten und Massnahmen, welchen sich die Expertinnen und Experten aus den diversen Bundesstellen unter der Leitung des BAG bis Ende 2028 widmen werden.

Aktionsfelder, Schwerpunkte und Massnahmen
Übersicht über die Aktionsfelder, Schwerpunkte und Massnahmen des Aktionsplans Radiss

Detaillierte Informationen zu Radiss können dem Dokument «Aktionsplan Radiss 2020-2025» entnommen werden. Die Bilanz über die bisherigen Fortschritte sowie das weitere Vorgehen sind im Zwischenbericht «Zwischenstand und Verlängerung des Aktionsplans zur Verstärkung der radiologischen Sicherung und Sicherheit 2020-2025 (Radiss)» zusammengestellt. Die PDFs können Sie unter «Dokumente» herunterladen.

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Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) hat dem vom BAG geleiteten Aktionsplan Radiss 2023 ein gutes Zeugnis ausgestellt. Zusätzlich wurden Empfehlungen zur weiteren Optimierung der radiologischen Sicherung gemacht.

Letzte Änderung 21.06.2024

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Sektion Forschungsanlagen und Nuklearmedizin
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