Die Notwendigkeit des Einsatzes von Antibiotika wird durch die Anwendung gezielter präventiver Massnahmen reduziert.

Healthcare-assoziierte Infektionen (HAI) vermeiden
Infektionen entstehen auch in stationären Gesundheitseinrichtungen in Zusammenhang mit therapeutischen, diagnostischen oder pflegerischen Massnahmen, sind also healthcare-assoziiert. Dabei spricht man auch von nosokomialen Infektionen oder Krankenhausinfektionen. Die nationale Strategie NOSO setzt hier mit dem Ziel an, derartige Infektionen zu überwachen, zu verhüten und zu bekämpfen.
Viele healthcare-assoziierte Infektionen sind bakterieller Natur und benötigen die Verabreichung von Antibiotika zu ihrer Vorbeugung oder Behandlung. Deshalb erhalten mehr als 25% aller hospitalisierten Patientinnen und Patienten Antibiotika.
Mit der Strategie NOSO werden Konzepte zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung healthcare-assoziierter Infektionen erstellt, deren Umsetzung etappenweise erfolgt. Dies bedingt auch die Evaluation struktureller und prozessualer Massnahmen, um HAI und die Ausbreitung von Erregern zu verhindern. Die beiden Strategien NOSO und StAR haben viele Synergien und werden in der Umsetzung eng koordiniert, insbesondere in Handlungsfeldern der Überwachung und der Ausbruchsbekämpfung.
Am Beginn der Umsetzung der Strategie NOSO stand eine Punktprävalenzstudie, welche auch den Einsatz von Antibiotika in Akutspitälern erhob. Die Studie wurde von Swissnoso in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Genf durchgeführt. Die Resultate dieser Studie gaben Auskunft über die Höhe der Infektionsraten und die Antibiotikaanwendung an einem Stichtag in den teilnehmenden Spitälern in der Schweiz. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Sensibilisierung der Ansprechgruppen, für die Kommunikation an die Öffentlichkeit und für Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitswesen.
Die Umsetzung der Strategie NOSO wird die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beeinflussen und einen wichtigen Beitrag zur sachgemässen und gezielten Anwendung von Antibiotika leisten.
Diagnoseverfahren entwickeln, die rascher ein Ergebnis liefern
Je früher Ärztinnen und Ärzte wissen, mit welchem Erreger sich eine Person angesteckt hat und wie sensibel dieser für Antibiotika ist, umso rascher können sie eine angemessene Behandlung einleiten.
Idealerweise sollte vor einer Verschreibung von Antibiotika eine Untersuchung gemacht werden. Aber die diagnostischen Instrumente zur Erkennung der Erreger oder ihrer Sensibilität für Antibiotika sind oft langsam und ungenau. Deshalb werden Antibiotika oft empirisch verschrieben. Das Nationale Referenzlaboratorium zur Früherkennung und Überwachung neuartiger Antibiotikaresistenzen (NARA) hat auch die Aufgabe, neue diagnostische Tests zu entwickeln. So entwickelte und vermarktete es namentlich den ersten Schnell-Diagnosetest auf Polymyxin- bzw. Colistinresistenz, der in weniger als 3 Stunden – statt 24 bis 48 Stunden – aus Bakterienkulturen ein Ergebnis liefert. Dieser Test lässt sich auch bei einer Kultur aus biologischer Probe (z. B. Blutkultur) anwenden. Mit einem Budget von 20 Millionen Franken hat das nationale Forschungsprogramm 72 ebenfalls den Auftrag, raschere und zuverlässigere Diagnoseverfahren zu entwickeln.
Mit Impfungen Erkrankungen vorbeugen
Sowohl Kinder als auch Erwachsene können sich durch Impfungen vor verschiedenen viralen und bakteriellen Infektionen schützen. Dies trägt unter anderem auch dazu bei, den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren und das Risiko einzudämmen, dass sich antibiotikaresistente Bakterien bilden.
Dank Impfen Antibiotikagebrauch reduzieren
Wenn Risikopatienten rechtzeitig geimpft werden, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung mit infektiösen Erregern viel geringer. Folglich müssen aufgrund sinkender Primär- und Sekundärinfektionen weniger Antibiotika verschrieben werden. Ebenso werden in diesen Zielgruppen mögliche Komplikationen, die durch bestehende oder sich neu entwickelnde resistente Bakterien verursacht werden, durch Impfungen eingedämmt.
Der Schweizerische Impfplan
Den Schweizerischen Impfplan verfassen unabhängige Expertinnen und Experten (Eidgenössische Kommission für Impffragen, EKIF) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit und dem Schweizerischen Heilmittelinstitut (Swissmedic). Er wird regelmässig überarbeitet und an den neusten Wissenstand angepasst. Grundlage dafür sind neue Entwicklungen von Impfstoffen, neue Erkenntnisse über deren Wirksamkeit und Sicherheit, Veränderungen der epidemiologischen Lage in der Schweiz sowie Empfehlungen der WHO-Experten. Die in diesem Plan formulierten Impfempfehlungen zielen auf einen optimalen Impfschutz der Bevölkerung und jedes einzelnen Individuums ab.
Eine Impfung wird nur empfohlen, wenn ihr Nutzen (Verhinderung von Krankheiten und deren Komplikationen, Verringerung der Sterblichkeit) das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen um ein Vielfaches übertrifft.
Letzte Änderung 05.12.2019
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