Bakterielle Infektionen werden durch gezielte präventive Massnahmen reduziert. Verbesserte Hygiene, Massnahmen in den Bereichen Management, Organisation, Information und Impfungen verringern die Notwendigkeit des Einsatzes von Antibiotika.
Healthcare-assoziierte Infektionen (HAI) vermeiden
Infektionen können in stationären Gesundheitseinrichtungen in Zusammenhang mit therapeutischen, diagnostischen oder pflegerischen Massnahmen entstehen. Diese Infektionen werden deshalb «healthcare-assoziiert» (HAI), nosokomial oder auch Krankenhausinfektionen genannt. Die nationale Strategie NOSO setzt hier mit dem Ziel an, derartige Infektionen zu überwachen, zu verhüten und zu bekämpfen.
Viele healthcare-assoziierte Infektionen sind bakterieller Natur. Antibiotika werden eingesetzt, entweder um diese zu verhindern (prophylaktisch), oder – wenn die Infektion schon vorhanden ist – um diese zu behandeln. Mehr als 30% aller hospitalisierten Patientinnen und Patienten erhalten Antibiotika.
Mit der Strategie NOSO werden Konzepte zur Überwachung, Verhütung und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen erstellt, deren Umsetzung etappenweise erfolgt. Ein wichtiger Meilenstein der Strategie sind die strukturellen Mindestanforderungen für die Prävention und Bekämpfung von HAI in Schweizer Akutspitälern. Die beiden Strategien NOSO und StAR haben viele Synergien und werden in der Umsetzung eng koordiniert. Dies insbesondere in den Handlungsfeldern Überwachung und Ausbruchsbekämpfung.
Das zentrale Monitoringinstrument der Strategie NOSO sind die regelmässigen Punktprävalenzstudien zu HAI, welche auch den Einsatz von Antibiotika in Akutspitälern erheben. Die Resultate dieser Studien geben Auskunft über die Höhe der Infektionsraten und die Antibiotikaanwendung an einem Stichtag in den an der Studie teilnehmenden Spitälern in der Schweiz. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Sensibilisierung der Ansprechgruppen, für die Kommunikation in der Öffentlichkeit und für Entscheidungsträger sowohl in der Politik als auch im Gesundheitswesen.
Die Umsetzung der Strategie NOSO zielt auf die Reduktion von HAI und damit auch eine Senkung des Antibiotikaeinsatzes. Sie leistet so einen wichtigen Beitrag zur sachgemässen und gezielten Anwendung von Antibiotika.
Diagnoseverfahren entwickeln, die rascher ein Ergebnis liefern
Je früher Ärztinnen und Ärzte wissen, welcher Erreger mit welcher Resistenz eine Infektion verursacht, desto rascher kann eine gezielte Antibiotikabehandlung eingeleitet werden. Dadurch kann der Einsatz von Breitbandantibiotika reduziert werden.
Idealerweise sollte vor einer Verschreibung von Antibiotika eine Untersuchung zur Erregeridentifikation durchgeführt werden. Die diagnostischen Instrumente zur Erkennung der Erreger oder ihrer Sensibilität für Antibiotika sind vielerorts noch langsam und ungenau. Deshalb werden Antibiotika häufig empirisch verschrieben. Das Nationale Referenzlaboratorium zur Früherkennung und Überwachung neuartiger Antibiotikaresistenzen (NARA) hat die Aufgabe, neue diagnostische Tests zu entwickeln. So entwickelte und vermarktete es namentlich den ersten Schnell-Diagnosetest auf Polymyxin- bzw. Colistinresistenz, der in weniger als 3 Stunden – statt wie bisher in 24 bis 48 Stunden – aus Bakterienkulturen ein Ergebnis liefert. Auch im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms zur Antimikrobiellen Resistenz (NFP 72) wurden zwischen 2015 und 2023 raschere und zuverlässigere Diagnoseverfahren entwickelt.
Mit Impfungen Erkrankungen vorbeugen
Sowohl Kinder als auch Erwachsene können sich durch Impfungen vor verschiedenen viralen und bakteriellen Infektionen schützen. Dies trägt unter anderem dazu bei, den Antibiotikaverbrauch zu reduzieren.
Impfungen verhindern bakterielle Infektionen sehr effektiv. Je mehr Infektionen verhindert werden können, desto weniger Antibiotika müssen eingesetzt werden. Wenn Infektionen reduziert werden können, werden auch deren Komplikationen verhindert. Zu diesen gehören unter anderem auch sogenannte Sekundärinfektionen, d.h. auf die erste Infektion folgt als Komplikation eine zweite Infektion, z.B. mit einem resistenten Erreger. Deshalb reduziert eine wirksame Impfung den Antibiotikaeinsatz auch aus dieser Perspektive.
Den Schweizerischen Impfplan verfassen unabhängige Expertinnen und Experten der Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic. Er wird regelmässig überarbeitet und an den neusten Wissensstand angepasst. Grundlage dafür sind neue Entwicklungen von Impfstoffen, neue Erkenntnisse über deren Wirksamkeit und Sicherheit, Veränderungen der epidemiologischen Lage in der Schweiz sowie Empfehlungen der WHO-Experten. Die in diesem Plan formulierten Impfempfehlungen zielen auf einen optimalen Impfschutz der Bevölkerung und jedes einzelnen Individuums ab. Eine Impfung wird nur empfohlen, wenn der Nutzen (Verhinderung von Krankheiten und deren Komplikationen, Verringerung der Sterblichkeit) das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen um ein Vielfaches übertrifft.
Zusätzlich wird seit 2018 die Nationale Strategie zu Impfungen (NSI) umgesetzt. Die NSI hat zum Ziel, mit dem schweizerischen Impfplan sowie den Empfehlungen bzw. den krankheitsspezifischen Strategien den angestrebten Impfschutz der Gesamtbevölkerung und besonders vulnerabler oder gefährdeter Gruppen zu erreichen.
Letzte Änderung 03.07.2024
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Abteilung Übertragbare Krankheiten
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