Das Wissen der Fachpersonen über und die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Problematik der Antibiotikaresistenzen sind zu verbessern, um einen sachgemässeren Antibiotikagebrauch zu erreichen.

Die Bevölkerung über die Auswirkungen des Antibiotikagebrauchs informieren
Die Öffentlichkeit wird über Antibiotikaresistenzen informiert: Wie entstehen sie? Wie breiten sie sich aus? Wie kann ich mich schützen?
Die Kenntnisse und die Wissenslücken der Schweizer Bevölkerung im Bereich der Antibiotikaresistenzen wurden 2016 mittels einer vom Institut Demoscope im Auftrag des BAG durchgeführten Umfrage erhoben (siehe Rubrik Dokumente).
Auf diese erste Erhebung folgte eine vertiefte Studie, mit der in der Schweizer Bevölkerung vier verschiedene Gruppen ermittelt werden konnten. Die Gruppen unterscheiden sich durch ihre Wahrnehmung und ihren Konsum von Antibiotika. Die erste Gruppe zeichnet sich durch einen reduzierten Antibiotikabedarf und -verbrauch aus. Sie ist sich der Risiken von Antibiotikaresistenzen bewusst und versierter als die Personen der anderen Gruppen. Die zweite Gruppe verfügt über solide Kenntnisse zu Antibiotika, Antibiotikaresistenzen und Präventionsmassnahmen. Sie zeigt sich jedoch undifferenziert gegenüber der Antibiotikaproblematik. Die dritte Gruppe zeigt wenig Willen, Präventionsmassnahmen zu treffen und ist gegenüber den Antibiotika eher unkritisch. Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist jünger als die Personen in den anderen Gruppen. Die vierte Gruppe ist gekennzeichnet durch eine grosse Nachfrage nach und einen hohen Verbrauch von Antibiotika sowie durch ausgeprägte egoistische Werte. Der Bericht ist in der Rubrik Dokumente weiter unten zu finden.
Eine nationale Sensibilisierungskampagne, welche von 2018 bis 2021 durchgeführt wird, unterstützt die Verbreitung der wichtigsten Botschaften.
Akteure verstärkt sensibilisieren
Die Sensibilisierung der Akteure aller von Antibiotikaresistenzen tangierten Bereiche wird verstärkt. Die Informationen werden zielgruppenspezifisch abgegeben. Die Bedürfnisse der einzelnen Akteure werden berücksichtigt.
Pharmasuisse, FMH, SSO und BAG haben ein Faktenblatt und Video in elf Sprachen erarbeitet, welche den richtigen Antibiotikagebrauch erläutern (Antibiotika richtig einsetzen). Weitere Hilfsmittel zur Antibiotikavergabe wie nationale Behandlungsrichtlinien und Entscheidungshilfen wurden im Rahmen der StAR zusammen mit ärztlichen Fachgesellschaften und weiteren Akteuren erstellt. Auf einem Infoblatt (siehe Rubrik Dokumente) sind diese Hilfsmittel übersichtlich zusammengefasst und wurden an die Schweizer Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte versandt.
Erfahrungen anderer Länder nutzen
Schweden, Grossbritannien, die USA, Dänemark und die Niederlande haben erfolgreiche Kampagnen und Weiterbildungsprogramme zur Antibiotikaresistenz durchführt. Sie haben gezeigt, wie die Akteure und die Bevölkerung wirksam sensibilisiert werden konnten. Diese Erfahrungen fliessen in die in der Schweiz getroffenen Massnahmen ein. Die internationale «Antibiotic Awareness Week» findet jedes Jahr im November statt und bietet zusätzlich Gelegenheit für eine breite Sensibilisierung.
Diskursanalyse zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
Mit einer Diskursanalyse hat der Forschungsbereich Organisationskommunikation und Öffentlichkeit (OKOE) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Muster der sprachlichen Verständigung im öffentlichen Diskurs über Antibiotika und Antibiotikaresistenzen untersucht. Die Analyse zeichnet das Bild eines behördenspezifischen, vielschichtigen, aber schwach ausgeprägten Diskurses über Antibiotikaresistenzen. Die journalistische Berichterstattung zu Antibiotika(resistenzen) ist deutlich bezogen auf Ereignisse und behördliche Informationsangebote.
Die Studie kann unten unter «Dokumente» bezogen werden oder via «Links» direkt auf der Seite der ZHAW eingesehen werden.
Aus-, Weiter- und Fortbildung der Ärzteschaft
Ergänzung bestehender Bildungskonzepte für die Ärzteschaft zur Erhöhung des Wissens über Antibiotikaresistenzen, Diagnostik, präventive Massnahmen und den fachgerechten Antibiotikaeinsatz.
Gemeinsam mit den betroffenen Akteuren wurde geprüft, wie der sachgemässe Antibiotikaeinsatz und das Problem der Antibiotikaresistenzen zielführend in der Aus-, Weiter- und Fortbildung der Medizinalpersonen und des Pflegepersonals aufgenommen werden können.
Entscheidungshilfen Antibiotikavergabe für Praxis und Qualitätszirkel
Das Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM) hat drei evidenzbasierte Ärzteinformationen und Entscheidungshilfen erstellt, die Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte und ihre Patientinnen und Patienten bei der partizipativen Entscheidungsfindung bezüglich Antibiotikavergabe unterstützen. Einfach verständliche Grafiken zeigen die Vor- und Nachteile einer Therapie mit und ohne Antibiotika bei Halsschmerzen, Mittelohrentzündung oder einem unkomplizierten Harnwegsinfekt. Die Hilfen eignen sich auch optimal als Denkanstoss und Trainingshilfe in den Qualitätszirkeln der Ärztefortbildung. Sie sind auf der Seite des BIHAM abrufbar.
Symposium Antibiotikaresistenzen für Fachpersonen vom 16. November 2018
Anlässlich der World-Antibiotic-Awareness-Week organisierten wir gemeinsam mit medizinischen Fachgesellschaften (SSI, SGM-SSM), der Vereinigung Swissnoso, den Laboratorien zur Überwachung von Antibiotikaresistenzen (NARA, ANRESIS) ein Symposium zum Thema Antibiotikaresistenzen. Eingeladen waren Fachpersonen aus Spitälern und mikrobiologischen Laboratorien. Experten informierten über die aktuelle Resistenzlage in der Schweiz und weltweit sowie über den Umgang mit der Problematik. Dabei haben sie Richtlinien zur Diagnostik von Resistenzen und Verschreibungspraxis von Antibiotika vorgestellt und aktuelle Herausforderungen bei der Konzeption von Stewardship-Programmen erörtert.
Hier können die Videos der Präsentationen zum Symposium angesehen werden:
- Einführung, Dr. Alexander Schweiger, Swissnoso
- Antibiotikaresistenzen weltweit: Zahlen und Fakten zu einer globalen Herausforderung, Prof. Patrice Nordmann, NARA
- Antibiotikaresistenzen: die Situation in der Schweiz, Prof. Jacques Schrenzel, SGM-SSM
- Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR): aktuelle Massnahmen, Corinne Corradi, Céline Gardiol, BAG
- Mikrobiologische Diagnostik und Resistenzbewertung, Dr. Laurent Poirel, NARA
- Infect.ch: Online-Tool mit Antibiotikaresistenzdaten, Dr. Andreas Kronenberg, ANRESIS
- Entwicklung infektiologischer Guidelines: ein kontinuierlicher Prozess, Prof. Pietro Vernazza, SSI
- Stewardship-Programme: ein einheitlicher Ansatz für Schweizer Spitäler, Dr. Benedikt Huttner (Universitätsspital Genf)
- Empfehlungen zur Prävention bei mulitresistenten Keimen (Multidrug-resistant organisms MDRO), Prof. Andreas Widmer, Swissnoso
- Abschluss und Ausblick, Corinne Corradi, BAG
Letzte Änderung 02.04.2022
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