Antibiotika sind lebensrettende Medikamente gegen bakterielle Infektionen. Jedoch werden sie durch Resistenzen zunehmend unwirksam. Daher wird seit 2015 die Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) umgesetzt. Am 26. Juni 2024 hat der Bundesrat einen One Health-Aktionsplan zur StAR 2024-2027 lanciert, um die Massnahmen der Strategie zu stärken.
- Bedeutung von Antibiotika
- Heutige Problematik mit Antibiotikaresistenzen beim Menschen
- Gründe der Zunahme von Antibiotikaresistenzen
- Ursachen und Übertragungswege von antibiotikaresistenten Bakterien
- Schweizer Strategie zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen im Humanbereich
- One Health-Aktionsplan StAR 2024 – 2027
- Schwerpunkte der Umsetzung von Massnahmen des Humanbereichs
Bedeutung von Antibiotika
Seit der Entdeckung und dem Einsatz von Antibiotika in den 1940er Jahren sind viele bakterielle Erkrankungen heilbar, die zuvor das Leben der Menschen stark beeinträchtigt- und oft auch zum Tode geführt haben. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts traten Epidemien auf, denen viele Menschen zum Opfer gefallen sind. Bakterielle Lungeninfektion, Hirnhautentzündung, aber auch banale Zahninfektionen konnten fatale Folgen haben. In der modernen Medizin spielen Antibiotika nebst der Behandlung von schweren Infektionen zudem eine wichtige Rolle in der Infektionsprävention, zum Beispiel bei chirurgischen Eingriffen.
Heutige Problematik mit Antibiotikaresistenzen beim Menschen
Weltweit nehmen Antibiotikaresistenzen bei bakteriellen Erregern zu. Infektionen durch Extended-Spectrum Beta-Lactamase-produzierende Enterobakterien (ESBL), Carbapenem-resistente Enterobakterien (CRE) und Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) sind immer schwieriger zu behandeln. Im klinischen Kontext bedeutet dies, dass die Wirksamkeit der vorhandenen Therapien abnimmt und als Konsequenz schwere Erkrankungen und Todesfälle zunehmen.
Gründe der Zunahme von Antibiotikaresistenzen
Die Geschwindigkeit der Entwicklung und der Verbreitung von antimikrobiellen Resistenzen hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Mikroorganismen entwickeln heute nicht nur vermehrt Resistenzen gegen einzelne, sondern öfters gegen mehrere Antibiotikaklassen (sogenannte Multiresistenz). Der Hauptfaktor, der zu diesem Phänomen beiträgt, ist der häufige und unsachgemässe Einsatz dieser Medikamente. Zudem führen die Globalisierung und die damit einhergehende Reisetätigkeit zu einer fortschreitenden Verbreitung der Resistenzen weltweit. Die Dringlichkeit der Problematik wurde international auf politischer Ebene erkannt.
Ursachen und Übertragungswege von antibiotikaresistenten Bakterien
Schweizer Strategie zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen im Humanbereich
Die Schweiz ist gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft gefordert, die Entstehung neuer Resistenzen zu verhindern und deren Übertragung und Verbreitung einzuschränken. Die Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) legt acht strategische Handlungsfelder und Zielsetzungen fest und wurde am 18. November 2015 vom Bundesrat verabschiedet. Deren Umsetzung folgt einem One-Health-Ansatz und sieht eine breite Beteiligung von Akteuren und Stakeholdern vor. Durch die Umsetzung der StAR konnten seit 2016 zahlreiche Massnahmen erfolgreich auf- und ausgebaut werden. So wurde zum Beispiel der Antibiotikaverbrauch gesenkt und die Resistenzsituation in der Schweiz vorübergehend stabilisiert.
One Health-Aktionsplan StAR 2024 – 2027
Die globale Problematik der antimikrobiellen Resistenzen (AMR) spitzt sich weiterhin zu. AMR bleiben damit eine der drängendsten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme im 21. Jahrhundert. Am 26. Juni 2024 hat der Bundesrat deshalb den neuen One Health-Aktionsplan zur StAR 2024-2027 lanciert. Damit stärkt der Bund die im Rahmen von StAR erfolgreich umgesetzten Massnahmen, konkretisiert Ziele und setzt Schwerpunkte für die kommenden Jahre. Für die Schweiz ist es von zentraler Bedeutung, die Umsetzung der StAR unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse und Empfehlungen gezielt voranzutreiben.
Zu diesem Zweck setzt sich der Bundesrat zum Ziel, mit dem One Health-Aktionsplan 2024–2027, die Umsetzung der Strategie StAR mit verbindlichen, innovativen und nachhaltigen Massnahmen umfassend zu stärken.
Die Umsetzung des One Health-Aktionsplans StAR erfolgt gemeinsam durch die vier Bundesämter für Gesundheit (BAG), für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), für Landwirtschaft (BLW) und für Umwelt (BAFU) in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen sowie zahlreichen weiteren Akteuren aus den Bereichen Mensch, Tier, Landwirtschaft und Umwelt.
Schwerpunkte der Umsetzung von Massnahmen des Humanbereichs
Für die Umsetzung im Humanbereich wurden Expertengremien konstituiert. Diese Gremien beraten das BAG zu strategischen und zu technischen Umsetzungsaspekten. Thematische Schwerpunkte sind die Verbesserung der umfassenden Überwachung (in Partnerschaft mit anresis.ch) sowie Aufbau und Betrieb eines Referenzlaboratoriums für die Früherkennung und Überwachung neuartiger Antibiotikaresistenzen (NARA). Für den ambulanten Bereich wurden Richtlinien zur Verschreibung sowie Entscheidungshilfen zur Abgabe von Antibiotika für die Praxis und zur Fortbildung in Qualitätszirkeln erarbeitet. Zusätzlich wurde eine nationale Antibiotic Stewardship Platform initiiert, die darauf abzielt, eine evidenzbasierte Verschreibung von Antibiotika im ambulanten Bereich zu fördern. Auch Spitäler werden bei der Einführung von Antibiotic Stewardship-Programmen unterstützt und es wurden Richtlinien zur Prävention und Ausbruchskontrolle von Infektionen mit multiresistenten Erregern erarbeitet. Mit verschiedenen Informationsprodukten und einer nationalen Kampagne werden Fachpersonen, Patientinnen und Patienten sowie die Bevölkerung zur Problematik der Resistenzen und zum sachgemässen Einsatz von Antibiotika sensibilisiert.
Dokumente
One Health-Aktionsplan StAR 2024 - 2027 (PDF, 2 MB, 20.06.2024)
In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern und Interessenvertretern aus Forschung, Politik und Wirtschaft wurde der One Health-Aktionsplan 2024-27 der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) erarbeitet und vom Bundesrat am 26. Juni 2024 verabschiedet. Der Aktionsplan soll neue Impulse setzen.
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Letzte Änderung 10.10.2024
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