Strategie Antibiotikaresistenzen Bereich Mensch

Die Bedeutung von Antibiotika als lebensrettende Medikamente, die Situation der Antibiotikaresistenzen und die Gründe, die zu deren Zunahme beigetragen haben werden kurz erläutert, sowie die Schwerpunkte der Umsetzung der Strategie Antibiotikaresistenzen aufgezeigt.

Strategie Antibiotikaresistenz: Mensch

Bedeutung von Antibiotika

Seit der Entdeckung und dem Einsatz von Antibiotika in den 40er Jahren sind viele bakterielle Erkrankungen heilbar, die zuvor das Leben der Menschen stark beeinträchtigt und oft auch zum Tode geführt haben. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts traten Epidemien (s. Rubrik "Weiterführende Themen" weiter unten) auf, denen viele Menschen zum Opfer gefallen sind. Pneumonien, Meningitis, Tuberkulose, aber auch banale Zahninfektionen konnten fatale Folgen haben. In der modernen Medizin spielen Antibiotika nebst der Behandlung von schweren Infektionen eine weitere wichtige Rolle in der Infektionsprävention: zum Beispiel bei chirurgischen Eingriffen, bei Chemotherapien zur Behandlung von Krebs, oder bei Immunschwäche.

 

Heutige Problematik mit Antibiotikaresistenzen beim Menschen

Resistenztrends weltweit weisen eine Verminderung der Wirksamkeit von Antibiotika auf. Infektionen durch Extended-Spectrum Beta-Lactamase-produzierende Enterobakterien (ESBL), Carbapenem-resistente Enterobakterien (CRE) und Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) sind immer schwieriger zu behandeln. Im klinischen Kontext bedeutet dies, dass die Wirksamkeit der vorhandenen Therapien abnimmt und als Konsequenz Morbidität und Mortalität zunehmen.

Gründe der Zunahme von Antibiotikaresistenzen

Auch wenn die Resistenzentwicklung ein natürliches biologisches Phänomen ist – die heute bekannten Resistenzformen existieren teilweise schon seit mindestens 30‘000 Jahren in unserer Umwelt – hat die Geschwindigkeit der Entwicklung und der Verbreitung von antimikrobiellen Resistenzen zugenommen. Mikroorganismen entwickeln heute nicht nur vermehrt Resistenzen gegen einzelne, sondern öfters gegen mehrere Antibiotikaklassen (sogenannte Multiresistenz). Der Hauptfaktor, der zu diesem Phänomen beiträgt, ist der häufige und unsachgemässe Einsatz dieser Medikamente. Zudem führt die Globalisierung zu einer fortschreitenden Verbreitung der Resistenzen weltweit. Die Dringlichkeit dieser Problematik wurde international auf politischer Ebene erkannt.

Schweizer Strategie zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen im Humanbereich

Seit der Verabschiedung der Nationalen Strategie gegen Antibiotikaresistenzen im November 2015 durch den Bundesrat mit dem Ziel, die nachhaltige Wirksamkeit der Antibiotika für die Gesundheit der Menschen und der Tiere zu erhalten, sind über zwei Drittel der vorgesehenen Massnahmen initiiert. Deren Umsetzung folgt einem One-Health-Ansatz und sieht eine breite Beteiligung von Akteuren und Stakeholdern vor. Eine Übersicht über alle Massnahmen des Humanbereichs ist auf Seite 22 der Strategie zu finden (Massnahmen im Humanbereich (PDF, 236 kB, 15.06.2022)).

Ursachen und Übertragungswege von antibiotikaresistenten Bakterien

One-health Infografik
1) In Gesundheitseinrichtungen können resistente Bakterien durch Kontakt zwischen Patient/innen bzw. zwischen Patient/innen und ihren Besucher/innen, durch das Pflegepersonal oder auch durch (bei einem Eingriff) kontaminierte Oberflächen und Medizinprodukte übertragen werden.
2) Resistente Bakterien, die nach einer Antibiotikabehandlung auftreten, können von einem Menschen auf ein Tier übertragen werden oder umgekehrt.
3) Resistente Bakterien können auch Rohfleisch während der Schlachtung infizieren und Lebensmittelinfektionen verursachen. Sie können zudem Milchprodukte, Eier, Fisch und Meeresfrüchte sowie Gemüse und Obst kontaminieren.
4) Tourismus und Lebensmittelimporte sind der schnellste Verbreitungsweg resistenter Bakterienstämme über die Landesgrenzen hinweg.
5) Resistente Bakterien können in Flüsse, Seen und Grundwasserreserven gelangen, obschon Kläranlagen im Abwasser 99 % davon eliminieren, bevor es in die Gewässer gelangt.
6) Die Ausbringung von Tierdünger (Gülle) auf bestellten Feldern kann auch zur Verbreitung von resistenten Bakterien führen, die sich auf Pflanzen vermehren, in das Grundwasser sickern oder in Flüsse und Seen geschwemmt werden können.

Schwerpunkte der Umsetzung von Massnahmen des Humanbereichs

Für die Umsetzung im Humanbereich wurden ein Kernteam und ein Expertenpool konstituiert. Diese Gremien beraten das BAG zu strategischen und zu technischen Umsetzungsthemen. Thematische Schwerpunkte sind die Verbesserung der umfassenden Überwachung (in Partnerschaft mit anresis.ch) und die Entwicklung der Aktivitäten des neuen Referenzlaboratoriums für die Früherkennung und Überwachung neuartiger Antibiotikaresistenzen. Für den ambulanten Bereich wurden Richtlinien zur Verschreibung von Antibiotika erarbeitet, und im Spitalbereich wird derzeit ein Programm zur rationellen Verwendung von Antibiotika ausgearbeitet. Ausserdem wurden verschiedene Evaluationen durchgeführt, um den Informationsbedarf der Bevölkerung abzuklären.

Dokumente


Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz

Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR)

Das Strategiedokument hält detailliert Ziele und Massnahmen fest bezüglich der Überwachung, der Prävention und der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Schweiz, sowohl in den Bereichen der Human- und  Tiermedizin, wie auch in der Landwirtschaft und der Umwelt.

Titelbild Broschüre Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz

Broschüre Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz

Die Broschüre zur Strategie StAR informiert in gekürzter Form über die Ziele und Handlungsfelder der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz, welche in den Bereichen der Human- und Tiermedizin, der Landwirtschaft und  der Umwelt ein gemeinsames Vorgehen vorsieht.

Gesetze

Gesetzgebung Übertragbare Krankheiten – Epidemiengesetz (EpG)

Das Epidemiengesetz soll gewährleisten, dass übertragbare Krankheiten frühzeitig erkannt, überwacht, verhütet und bekämpft werden und trägt dazu bei, Krankheitsausbrüche mit grossem Gefährdungspotenzial besser zu bewältigen.

Weiterführende Informationen

Carbapenemase-produzierende Enterobakterien (CPE)

Bakterien, deren Resistenzentwicklung gegen Antibiotika eine vorhandene oder potentielle Bedrohung der öffentlichen Gesundheit darstellen, werden sorgfältig überwacht.

Antibiotikaresistenzen

Hier erfahren Sie Wissenswertes zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen.

Nationale Strategie zu Impfungen (NSI)

Der Bund hat in Zusammenarbeit mit den Kantonen und weiteren Akteuren eine nationale Strategie zu Impfungen (NSI) erarbeitet, die die Bevölkerung ausreichend gegen die durch Impfungen vermeidbaren Krankheiten schützen soll.

Vergangene Epidemien und Pandemien

Blick in die Vergangenheit: Welche länderübergreifenden Epidemien haben die Schweiz bedroht? Welche relevanten Ausbrüche waren in der Schweiz zu verzeichnen? Hier sind historische Dokumente zu ausgewählten Krankheiten zu finden.

Strategie NOSO: Spital- und Pflegeheiminfektionen

Mit der Strategie NOSO möchte der Bund gemeinsam mit Umsetzungspartnern die Bevölkerung stärker vor Spital- und Pflegeheiminfektionen schützen.

Letzte Änderung 23.03.2023

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Kontakt

Bundesamt für Gesundheit BAG
Abteilung Übertragbare Krankheiten
Sektion Strategien, Grundlagen und Programme
Schwarzenburgstrasse 157
3003 Bern
Schweiz
Tel. +41 58 463 87 06
E-Mail

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