Das BAG arbeitet kontinuierlich daran, die Palliative Care auf nationaler Ebene in verschiedenen Bereichen zu verbessern und weiterzuentwickeln. Derzeit konzentrieren sich die Arbeiten auf folgende Themenschwerpunkte und Projekte.
- Wie hoch ist der Bedarf nach Palliative Care?
- Gesundheitliche Vorausplanung (GVP)
- Spezialisierte Palliative Care: Hospizstrukturen ausbauen
- Zugang zu Palliative Care für vulnerable Gruppen verbessern
- Finanzierung der Palliative Care
- Allgemeine Palliative Care in Pflegeheimen stärken
- Palliative Care: Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie
- Übersicht über bestehende Angebote an Notfall-Telefonen für Menschen in palliativen Situationen
Aktuell
Neues Lehrmodul «Migrationssensible Palliative Care»
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat im Auftrag des BAG Schulungsmaterialien für migrationssensibles Handeln entwickelt. Dabei wurden bereits existierende Materialien überarbeitet und neue erstellt. Das Lehrmodul trägt zur Stärkung von Fachpersonen und Freiwilligen in ihren professionellen Begegnungen mit Menschen mit Migrationshintergrund bei. Es eignet sich für verschiedene Berufsgruppen und ist für die individuelle Weiterbildung oder in Gruppensettings anwendbar. Das Projekt zielt darauf ab, den Zugang zur Palliative Care zu verbessern. Mehr dazu lesen Sie auf der Webseite «Migrationssensible Palliative Care».
Wie hoch ist der Bedarf nach Palliative Care?
Wie viele Personen haben in der Schweiz derzeit Bedarf an palliativer Behandlung und Betreuung und wie wird es in 30 Jahren aussehen? Eine vom BAG in Auftrag gegebene Studie ist dieser Frage nachgegangen und hat den Bedarf geschätzt und prognostiziert.
Die vom BAG in Auftrag gegebene Studie hatte zum Ziel zu schätzen, wie viele Personen in der Schweiz Bedarf nach palliativer Behandlung und Betreuung haben – heute und im Jahr 2050. Die Berechnungen zeigen, dass die Anzahl Personen, die Bedarf an palliativer Versorgung in verschiedenen Strukturen haben, zwischen 104’000 bis 715’000 Personen liegt. Die grosse Spanne zeigt, dass selbst unter Berücksichtigung der Versorgung im Krankheitsverlauf der geschätzte Palliative-Care-Bedarf von der Betrachtungsweise und der Definition von Palliative Care abhängt.
Fokus Pädatrie: Zusätzlich wurden im Auftrag des BAG vertiefte Abklärungen zum Palliative-Care-Bedarf mit Fokus auf Neugeborene, Kinder und Jugendliche vorgenommen. Die Ergebnisse liegen in einem Kurzbericht vor.
Gesundheitliche Vorausplanung (GVP)
Gesundheit, Krankheit und Lebensqualität sind entscheidende Faktoren für ein würdevolles Lebensende. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit Behandlungsmöglichkeiten und mit dem Sterben sind Voraussetzungen, um die Selbstbestimmung zu fördern. Gesundheitlich Vorausplanen soll für alle, die das möchten, möglich sein. Mehr dazu lesen Sie auf der Webseite «Gesundheitliche Vorausplanung».
Spezialisierte Palliative Care: Hospizstrukturen ausbauen
Hospizstrukturen sind spezialisierte Abteilungen in Pflegeheimen bzw. eigenständige Häuser, die Personen mit einer komplexen Symptomatik bis zum Lebensende eine spezialisierte stationäre Behandlung und Pflege bieten. Sie sind ein wichtiger Bestandteil einer integrierten Palliative-Care-Versorgung. Zur Förderung von Hospizstrukturen wurden verschiedene Arbeiten umgesetzt.
Das BAG hat die Fachhochschule St. Gallen mandatiert, auf der Basis bestehender Grundlagen das Angebot «Hospiz», die Patientinnen und Patienten sowie die Leistungen, die in diesem Rahmen erbracht werden, zu beschreiben. Mit der Gegenüberstellung der Ist- mit der Soll-Situation nennt der Bericht als Synthese die wesentlichen Elemente für eine Definition eines stationären Hospizes. Diese dient der Plattform Palliative Care als Grundlage, um weitere Massnahmen zur Förderung von entsprechenden Angeboten zu ermitteln.
Im Auftrag des BAG hat das Forschungs- und Beratungsbüro «sottas formative works» ein Faktenblatt erarbeitet, das den quantitativen und qualitativen Nutzen von spezialisierter Palliative Care in der Langzeitpflege bzw. in Hospizen aufzeigt. Ziel des Auftrags ist es, faktenbasierte Grundlagen zur Förderung dieses Angebots zu schaffen.
Das BAG hat Polynomics beauftragt, die Kostenwirkung eines Ausbaus der Hospizstrukturen unter Berücksichtigung verschiedener Finanzierungsvarianten zu berechnen. Ziel des Auftrags war es, Massnahmen zur Förderung zusätzlicher Hospizstrukturen ableiten zu können und die Auswirkungen auf die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) abzuschätzen. Die Studie kommt zum Schluss, dass ein Ausbau der Hospizstrukturen mit zusätzlichen Kosten von 0 bis 54,8 Millionen Franken pro Jahr verbunden ist, je nachdem, welche Schätzmethode für die Zahl der potenziellen Hospizpatienten verwendet wird.
Es ist zu beachten, dass es sich um eine reine Kostenbetrachtung handelt und die Studie die Komplexität sowie mögliche Unterschiede in der Pflege- und Betreuungsqualität in den verschiedenen Hospizstrukturen nicht berücksichtigt. Unabhängig von dieser Einschränkung liefert die Studie jedoch eine wichtige Grundlage für die weiteren Arbeiten.
Das Webinar der Plattform Palliative Care vom 15. Dezember 2020 widmete sich der Frage, wie das Angebot der Hospiztstrukturen in der Schweiz gefördert und verankert werden kann.
Zugang zu Palliative Care für vulnerable Gruppen verbessern
Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen oder Suchterkrankungen, mit einer intellektuellen Beeinträchtigung oder Kinder und Jugendliche weisen in palliativen Situationen oft fachbezogene Probleme bzw. Bedürfnisse auf, die es zu berücksichtigen gilt.
Um auch für diese Patientengruppen Zugang zu qualitativ guten Palliative-Care-Angeboten zu gewährleisten, braucht es spezifische fachliche Kompetenzen und Leistungen. Solche ausgewiesenen Kompetenzen stehen nicht in allen Regionen/ Kantonen zur Verfügung und dies wäre aufgrund der oft kleinen Anzahl Betroffener auch nicht sinnvoll.
Eine Arbeitsgruppe der Plattform Palliative Care hat ein Konzept erarbeitet, das mittels externen Mandats konkretisiert wurde.
Das BAG hat zudem ein Mandat vergeben, um die Schnittstellen in der Versorgung von Menschen mit Suchterkrankungen in den Bereichen Palliative Care, Demenz und Psychiatrie zu untersuchen.
Projektstand: in Arbeit (Ergebnisse im Sommer 2021)
Finanzierung der Palliative Care
Bei der Finanzierung von Palliative-Care-Angeboten bestehen Herausforderungen. Im Rahmen der Nationalen Strategie Palliative Care wurden Arbeiten umgesetzt, um diese Probleme zu lösen. Handlungsbedarf besteht weiterhin. Mehr dazu lesen Sie auf der Webseite «Finanzierung der Palliative Care».
Allgemeine Palliative Care in Pflegeheimen stärken
Unter dem Lead von Curaviva Schweiz hat eine Arbeitsgruppe praxiserprobte Arbeitsinstrumente und Umsetzungshilfen in einer virtuellen Box zusammengestellt. Die «Palliative Care Box» richtet sich an Leitungs- und Fachpersonen in der stationären Langzeitpflege und in Institutionen für Menschen mit Behinderung. Sie soll dazu beitragen, Palliative Care in diesen Institutionen besser zu verankern.
Palliative Care: Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie
Bei einer Pandemie mit einer hohen Sterblichkeitsrate muss das «Leben zu Ende», d. h. das Sterben mitgedacht und die Bedeutung einer optimalen medizinischen, psychosozialen und spirituellen Begleitung der schwerstkranken Menschen und ihrer Angehörigen entsprechend gewichtet werden.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hat palliative ch analysiert, welche Faktoren dazu geführt haben, dass Fachpersonen der spezialisierten Palliative Care in die Versorgung der Covid-19-Patientinnen und -Patienten integriert wurde. Basierend auf den Studienergebnissen zeichnet sich ein Handlungsbedarf in verschiedenen Handlungsfeldern ab.
- Die Förderung der strukturellen Einbindung der Palliative Care Expertise: Fachpersonen der Palliative Care müssen zwingend Mitglieder von regionalen, kantonalen und/oder institutionellen Netzwerken sein.
- Die Gesundheitliche Vorausplanung: Die aktuelle Zeit (und die Zeit bis zur dritten Covid-19-Welle) muss genutzt werden, um die vorausschauende Versorgungsplanung in möglichst vielen Pflegeinstitutionen zu etablieren.
- Die Sensibilisierung für und das Verständnis der Palliativversorgung in den Pflegeheimen muss verbessert werden.
- Die Weiterbildung für Hausärztinnen und Hausärzte muss gefördert werden und dadurch zur Verbesserung der Behandlungsqualität und zu einem «guten Sterben» daheim oder in einem Pflegeheim beitragen.
Übersicht über bestehende Angebote an Notfall-Telefonen für Menschen in palliativen Situationen
Der Bundesrat will den Zugang zur Palliative-Care-Versorgung für alle Menschen in der Schweiz ermöglichen. Damit Menschen in palliativen Situationen und ihre Angehörigen jederzeit und niederschwellig Hilfe und Unterstützung erhalten, haben sich in einigen Regionen der Schweiz Notfall-Telefone etabliert. Die Berner Fachhochschule (BFH) beleuchtet dieses Angebot und hat im Auftrag des BAG eine Übersicht solcher Notfall-Telefone für die Schweiz erstellt.
Beim Notfall-Telefon handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot, eine Rufnummer für zu Hause lebende Menschen in palliativen Situationen, ihre Angehörigen und Betreuungspersonen, die in belastende Notsituationen geraten. In der Beratung wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, bei dem die Betreuung und Unterstützung durch Entscheidungshilfen, z.B. über notwendige Interventionen oder einzuleitende Massnahmen, im Vordergrund steht.
Auf der Grundlage der Studienergebnisse lassen sich die folgenden Schlussfolgerungen und Erkenntnisse ziehen:
- In der Schweiz existieren aktuell fünf Angebote an Notfall-Telefonen für Menschen in palliativen Situationen.
- Alle identifizierten Notfall-Telefone sind in der Deutschschweiz lokalisiert.
- Es existiert eine Vielfalt von Optionen zur Positionierung des Notfall-Telefons in der Gesundheitsversorgung.
- Die Notfall-Telefone werden in Kombination mit anderen Leistungen angeboten.
- Die Entwicklung der Notfall-Telefone ist jung und dynamisch.
Letzte Änderung 19.12.2024