Das Pro Senectute Haus Reichenbach im Berner Oberland erachtet Angehörige als wichtige Partner. Es hat deshalb vor sieben Jahren mit dem Angehörigensupport ein Angebot für die grösste externe Gruppe geschaffen, die sich in ihrer Altersinstitution bewegt.
Das Wichtigste zur Entlastung betreuender Angehöriger
Das Angebot richtet sich an pflegende Angehörige von Bewohnenden im stationären und teilstationären Bereich, aber auch an weitere Angehörige aus dem Sozialraum. Zudem können Mitarbeitende, die ihre Angehörigen pflegen oder betreuen, vom Angebot Gebrauch machen.
Beratung und Support
Das Haus Reichenbach unterscheidet in der Angehörigenarbeit zwischen Beratung Pflege (Fokus Bewohnende) und Angehörigensupport (Fokus Angehörige). Beim Support dreht sich alles um Themen, die die pflegenden Angehörigen in ihrem Alltag beschäftigen.
Die Ziele des Angebots sind vielfältig. Angehörige sollen unter anderem ihre Aufgaben und Rollen bestmöglich wahrnehmen können, von den Fachprofis als «Experten ihrer Pflegesituation» wahrgenommen werden, Wertschätzung erfahren und kostenlosen Zugang zu Unterstützung erhalten. Das Angebot soll den pflegenden Angehörigen Sicherheit vermitteln, sie in ihrer Rolle stärken und Konflikte reduzieren.
Daneben ermöglicht das Haus Reichenbach auch Entlastungsaufenthalte.
Beratung
- Die Abteilungen Administration und Pflege beraten Angehörige rund um Themen bezüglich der Bewohnenden. Der Angehörigensupport berät pflegende Angehörige bei Fragen, die sie persönlich in ihrer Rolle als pflegende Angehörige beschäftigen. Die Unterstützung findet auf Nachfrage elektronisch, telefonisch oder im persönlichen Gespräch statt. Auch regelmässige Gespräche werden angeboten. Die Gespräche des Supports sind vertraulich und werden nur auf Wunsch der/des Angehörigen dokumentiert.
Hilfs- und Entlastungsdienste
- Ergänzend zum stationären Aufenthalt ist die Aufnahme als Tages-, Übernachtungs- und Feriengast möglich. Das Pro Senectute Haus verfügt über zwei Ferienzimmer und einen Raum für die Tagesgäste. Angehörige erhalten dadurch die Möglichkeit, sich Freiräume zu schaffen.
Initiierung
- In der Pflegepraxis wurde beobachtet, dass Angehörige nicht nur Beratung innerhalb des Pflegeprozesses benötigen, sondern sehr oft in ihrer persönlichen Rollen- und Lebensgestaltung Anliegen haben. Für Pflegefachpersonen ist es nebst der Pflege und Beratung nicht möglich, noch Zeit für Support in der Rollengestaltung aufzubringen. So entstanden viele Konflikte zwischen Pflegenden und Angehörigen oder auch zwischen Bewohnenden und Angehörigen. Ergänzend beschäftigen Angehörige Themen, welche sie nicht immer mit einem ganzen Pflegeteam besprechen möchten. So entstand die Idee, Beratung und Support zu trennen und unterschiedliche Räume dafür zu schaffen.
Erfolgsfaktoren
- Die Mitarbeitenden im Angehörigensupport haben nebst ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau HF/FH ein «DAS» im Angehörigensupport absolviert und sich so spezifisches Fachwissen angeeignet.
Herausforderungen
- Die grösste Schwierigkeit war die Rollenfindung der Mitarbeitenden des Angehörigensupports und die Integration des Angebots in die bestehenden Strukturen. Nach Absolvierung des Pilotstudiengangs gab es keine Vergleichs- oder Austauschmöglichkeiten mit erfahrenen Institutionen. Bevor die Mitarbeitenden geschult werden konnten, wurde viel Zeit benötigt, um die Aufgaben der Pflegefachpersonen und der Mitarbeitenden des Angehörigensupports zu definieren und das Angebot innerhalb der Strategie und des Organigramms abzubilden.
Erkenntnisse
- Für die betreuenden Angehörigen: Die Trennung von Support und Beratung hat sich in der Praxis sehr bewährt. Angehörige aus dem teilstationären Bereich können ihre Rolle besser gestalten, ihre Aufgaben dadurch länger wahrnehmen und bleiben dabei gesund. So können ältere Menschen länger zu Hause in ihrem Umfeld leben, ohne dass ihre pflegenden Angehörigen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
- Für die Pflegefachpersonen: Auch für die Pflegeteams bewährt sich der Angehörigensupport. Sie können sich wieder auf ihren Hauptauftrag (Gestaltung des Pflegeprozesses) konzentrieren. Einzelne Bewohnende sind froh, dass ihre Angehörigen auch eine Ansprechperson haben und Unterstützung in der Rollengestaltung erhalten. Ebenfalls bewährt hat es sich, das Angebot auch den Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen. Besonders Angehörige, die in der Institution arbeiten und deren Familienmitglied in der Institution lebt, nehmen ihre Doppelrolle bewusster wahr und können diese besser gestalten.
- Für die Institution: Die Angehörigenarbeit hat sich gut etabliert und wirkt sich im Sozialraum positiv aus. Nicht selten melden sich Personen aufgrund einer Empfehlung von Angehörigen. Viele Angehörige bleiben auch nach dem Versterben der/des zu Pflegenden mit der Institution in Kontakt (besuchen andere Bewohnende, nehmen an Veranstaltungen teil, arbeiten als Freiwillige).
Evaluation
- Nein
Kosten
- Durch die laufenden Betriebskosten gedeckt
Finanzierung durch
- Betriebsbudget
- Konzeptphase: Institut Alter der Berner Fachhochschule
Steckbrief

Name des Anbietenden
Pro Senectute Haus Reichenbach
Art der Massnahme
- Beratung
- Hilfs- und Entlastungsdienste
Alter betreute Person
- Seniorinnen & Senioren
Interventionsbereich
- Arbeitswelt
- Stationäre Pflege & Betreuung
- Tages-/Nachtstruktur
Region
- Espace Mittelland
Sprachen
- Deutsch
Laufzeit
- Das Angebot des Angehörigensupports wurde 2011 eingeführt.
Stand
- Regulärer Betrieb
Kontakt
Bundesamt für Gesundheit BAG
Abteilung Gesundheitsstrategien
Sektion Nationale Gesundheitspolitik
Schwarzenburgstrasse 157
3003
Bern
Schweiz
Tel.
+41 58 463 30 11
Letzte Änderung 07.06.2018