Die Verfassung schreibt eine ausreichende, allen zugängliche medizinische Grundversorgung vor. Dazu braucht es einen Austausch zwischen Bund, Kantonen und Leistungserbringern. Das Forum medizinische Grundversorgung übernimmt diese Aufgabe.
Ausgangslage und Zielsetzung
Der Verfassungsartikel 117a zur medizinischen Grundversorgung verpflichtet Bund und Kantone, für eine ausreichende, allen zugängliche, medizinische Grundversorgung von hoher Qualität zu sorgen.
Zu diesem Zweck hat der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) im Herbst 2015 das Forum medizinische Grundversorgung lanciert. Das Ziel des Forums ist es, dass sich Bund, Kantone und die massgeblichen Vertreterinnen und Vertreter der medizinischen Grundversorgung regelmässig austauschen können, um den vielfältigen Herausforderungen der medizinischen Gesundheitsversorgung zu begegnen.
Ziel und Trägerschaft
Das Forum bezieht eine breite Gruppe von Stakeholdern mit ein. Ziel ist es,
- anstehende Probleme offen zu debattieren;
- Handlungsbedarf zu klären und bestehende politische Dossiers zu begleiten;
- gemeinsam Lösungen oder Lösungswege zu entwickeln;
- Handlungsfelder zu priorisieren;
- Themen der medizinischen Grundversorgung politisch zeitnah zu thematisieren;
- neue Ideen voranzutreiben;
- tragfähige Absprachen zwischen den involvierten Partnern zu ermöglichen;
- die Koordination von Initiativen unterschiedlicher Protagonisten im Bereich der medizinischen Grundversorgung zu erleichtern;
- allfällige Aufträge an die Verwaltung und die teilnehmenden Partner gemeinsam zu klären und zu terminieren.
Das Forum wurde von 2015 bis 2018 vom eidgenössischen Departement des Innern (Bund) und der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (Kantone) gemeinsam getragen. Seit 2019 wird es vom BAG geleitet. Es setzt sich aus 24 Organisationen zusammen, welche sich unter anderem mit Fragen der medizinischen Grundversorgung befassen.
Bisherige Arbeiten des Forums
Das Forum hat bisher zu folgenden Schwerpunktthemen stattgefunden:
Im Forum war man sich einig, dass noch immer viel Handlungsbedarf für eine stärkere interprofessionelle Zusammenarbeit besteht. Diskutiert wurde die Steigerung der Attraktivität gewisser Professionen, die durch finanzielle Anreize (Tarifsystem etc.), aber auch durch eine Wandlung des Wertesystems (Wertschätzung der Profession) und/oder bessere Arbeitsbedingungen (Teilzeitarbeit, Interprofessionalität etc.) erleichtert werden könnte.
Weiterführende Informationen zum Förderprogramm «Interprofessionalität im
Gesundheitswesen 2017–2020»
Auf Basis von Inputreferaten durch H+ und durch den Verband Haus- und Kinderärzte Schweiz diskutierte das Forum die aktuellen und künftigen Rollen, Chancen und Herausforderungen der Spitäler sowie ihre Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Grundversorgerinnen und -versorgern.
Im Vorfeld des dritten Forums hat die Kerngruppe eine Studie zu Abgeltungssystemen in Auftrag gegeben (siehe Rubrik «Dokumente»). Im Forum zeigte sich, dass man gegenüber Reformen des Abgeltungssystems in Richtung von Pauschalen offen war.
Im Rahmen des vierten Forums wurde auf der Basis einer Studie (siehe Rubrik «Dokumente») diskutiert, welche Umsetzungsoptionen in der Schweiz für integrale Vergütungssysteme (insbesondere Komplexpauschalen) bestehen. Dabei zeigte sich eine gewisse Skepsis der Tarifpartner bezüglich dieses Instruments. Dennoch liegt die weitere Bearbeitung des Themas nun in deren Händen.
Auf Basis einer Studie des Obsan (siehe Rubrik «Dokumente») diskutierten die Teilnehmenden im fünften Forum zunächst das Angebot und die Inanspruchnahme von Leistungen in den verschiedenen Regionen der Schweiz.
Im zweiten Teil der Veranstaltung fokussierten die Diskussionen auf die aktuelle Covid-19-Lage und auf die Vorbereitungsarbeiten für eine zweite Welle.
Die Teilnehmenden des sechsten Forums disktuierten auf Basis einer Studie unter Leitung der Universität Lausanne (siehe Rubrik «Dokumente») inwieweit die derzeitigen Inhalte der formalen und weiterführenden Pflegeausbildung die zukünftigen Anforderungen der Langzeitpflege berücksichtigen und welche weiteren Massnahmen ergriffen werden sollten.
Die Teilnehmenden des siebten Forums diskutierten ausgehend von einer Studie des Think Tanks The W.I.R.E. (siehe Rubrik «Dokumente») und einem Vortrag von Prof. Rouven Porz (Leiter Medizinethik und ärztliche Weiterbildung am Inselspital Bern) Potentiale und Chancen der digitalen Transformation. Die Diskussionen zu Handlungsbedarf und abzuleitenden Massnahmen sollen in den Organisationen weitergeführt und am achten Forum wiederaufgenommen werden.
Am achten Forum präsentierte das BAG den Handlungsbedarf im Bereich der psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter sowie drei von der Kerngruppe eruierte Handlungsfelder für die Akteure. Anschliessend diskutierten die Teilnehmenden in Gruppen eigene Handlungsmöglichkeiten. Die skizzierten Handlungsmöglichkeiten wurden im Nachgang des Forums mit der Kerngruppe geschärft. Im Laufe des kommenden Jahres werden zwei Projektskizzen zur «Konkretisierung der Rolle als Erstkontakt» und zur «Vernetzung der Akteure» in Arbeitsgruppen vertieft.
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eröffnete das neunte Forum und lancierte damit die Erarbeitung der Agenda Grundversorgung. Auf ein Inputreferat des Swiss Learning Health Systems zur zukunftsfähigen ambulanten Grundversorgung in der Schweiz folgte die Präsentation der Eckwerte der Agenda Grundversorgung durch die Direktorin des BAG, Anne Lévy. Anschliessend konnten die Forumsmitglieder in einer Diskussionsrunde ihre Überlegungen zur Vision und zu den Zielen der Agenda Grundversorgung kundtun. Das Forum wird künftig als Sounding Board für die Agenda Grundversorgung fungieren.
Das Forum trifft sich dieses Jahr wie folgt:
- 24. Juni 2025
- 25. November 2025
Dokumente
«Digitale Transformation – Potentiale und Chancen für das Gesundheitswesen und die Gesundheitsberufe»
Zukünftig erforderte Kompetenzen in der Langzeitpflege auf Tertiärstufe
Stärkung der Koordination und der Interprofessionalität in bestehenden Abgeltungssystemen
Die Studie liefert einen Überblick über jene Abgeltungssysteme, welche die Koordination der Leistungserbringung und die interprofessionelle Arbeitsweise positiv beeinflussen. Nebst einer Literaturrecherche stellt der Bericht verschiedene Fallstudien aus diversen Ländern vor. Zudem beurteilt er das Schweizer Abgeltungssystem im Hinblick auf dessen Eignung zur Bewältigung künftiger Herausforderungen. Basierend auf den Erkenntnissen der Literaturrecherche und der Analyse der Fallstudien formuliert der Bericht konkrete Handlungsempfehlungen.
Komplexpauschalen in der Schweiz
Umsetzbarkeit integraler Vergütungssysteme im Schweizer Gesundheitswesen
Versorgungssituation in den Regionen der Schweiz; Covid-19
Trägerschaft, Partnerorganisationen:
Grundlagendokument:
Gesetze
Letzte Änderung 04.03.2025
Kontakt
Bundesamt für Gesundheit BAG
Abteilung Gesundheitsversorgung und Berufe
Sektion Grundversorgung Gesundheitsberufe
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