Nachhaltige und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung

Eine nachhaltig finanzierte und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung sind Schwerpunkte in der Gesundheit 2030 Strategie. Auf internationaler Ebene sind in diesem Zusammenhang für die Schweiz zwei Themen besonders relevant: Die internationale Migration des Gesundheitspersonals und die Förderung der Patientensicherheit.

Internationale Migration des Gesundheitspersonals

Die Qualität der Gesundheitsversorgung hängt stark vom Gesundheitspersonal, insbesondere aus dem Ausland, ab. Diese Zuwanderung verursacht jedoch einen Mangel in den Herkunftsländern. Die globale Erkennung dieser Problematik führte zu Massnahmen, zu denen die Schweiz sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene beiträgt.

Weltweiter Mangel

Das Gesundheitspersonal wird von der WHO definiert als «Gesamtheit der Personen, deren Tätigkeit im Wesentlichen die Gesundheit verbessern soll» (Bericht 2006). Die Organisation stellt einen weltweiten Mangel an Gesundheitspersonal fest, insbesondere in den Entwicklungsländern. Dieser Mangel verschärft sich noch durch die Abwanderung von Personal in andere Länder mit attraktiveren Arbeitsbedingungen. Gewisse einkommensschwache Länder verlieren so einen hohen Anteil ihres Gesundheitspersonals durch diese internationale Migration. Gemäss Schätzungen fehlen bis 2030 18 Millionen Pflegekräfte zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung («Sustainable Development Goals», SDGs) in den Entwicklungsländern.

Massnahmen der internationalen Gemeinschaft

Der Verhaltenskodex für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften, der 2010 von den Mitgliedstaaten der WHO verabschiedet wurde, stellt einen globalen Lösungsansatz für diese Problematik dar. Der Kodex enthält ethische Grundsätze für die internationale Rekrutierung und gibt namentlich zu folgenden Punkten Empfehlungen ab:

  • Anwerbungspraktiken,
  • Umgang mit ausländischem Gesundheitspersonal,
  • Schulung,
  • Personalbindung,
  • Praktiken der internationalen Zusammenarbeit,
  • Datensammlung.

 

Zwei Evaluationen (2015, 2020) haben die Effektivität und Relevanz des Verhaltenscodex bestätigt, und dessen anhaltende Gültigkeit bekräftigt.

Ausserdem hat die WHO 2016 eine globale Strategie für die Personalressourcen im Gesundheitsbereich bis 2030 verabschiedet. Die im März 2016 in der UNO eingesetzte «High-Level Commission on Health Employment and Economic Growth» (HEEG) hat zudem den Auftrag, Massnahmen vorzuschlagen, damit die Millionen von Arbeitsplätzen, die bis 2030 im Gesundheitswesen erforderlich sind, geschaffen werden können.

An der 75. Weltgesundheitsversammlung im Mai 2022 wurde der «Working for Health Action Plan 2022-2030» verabschiedet. Dieser zeigt auf, wie die WHO, die Mitgliedstaaten und die Interessengruppen gemeinsam die Länder bei der Optimierung, dem Aufbau und der Stärkung ihres Gesundheits- und Pflegepersonals unterstützen können. Der Aktionsplan ist eine Reaktion auf die Resolution WHA74.14 der 74. Weltgesundheitsversammlung im Jahr 2021: «Schutz, Sicherung und Investitionen in die Arbeitskräfte des Gesundheitswesens und der Pflege», in der ein klarer Katalog von Maßnahmen zur Beschleunigung der Investitionen in die Ausbildung, die Qualifikation, die Beschäftigung, die Sicherung und den Schutz der Arbeitskräfte des Gesundheitswesens bis 2030 gefordert wird.

In der Schweiz: Verringerung der Abhängigkeit von ausländischem Gesundheitspersonal

Die Schweiz profitiert von der internationalen, mehrheitlich aus den benachbarten EU-Staaten kommenden Zuwanderung. Laut OECD beschäftigt das Schweizer Gesundheitswesen im Vergleich mit den anderen Mitgliedstaaten überdurchschnittlich viele im Ausland ausgebildete Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachleute (siehe Grafik unten). Bestimmte Massnahmen, die von den Schweizer Behörden getroffen wurden, sollen diesem Trend entgegenwirken:

  • Die Schweiz hat die Umsetzung des WHO-Kodexes unterstützt, namentlich mittels Abgabe ihres nationalen Berichts 2012, 2015, 2018 und 2021.
  • Mit der nationalen Strategie Gesundheit2030 will der Bund im Bereich Langzeitpflege genügend und gut qualifizierte Gesundheitsfachpersonen sichern. Dies soll durch bedarfsgerechte Ausbildungskapazitäten und mehr Anreize für den Einstieg in die Langzeitpflege und eine längere Verweildauer im Beruf erreicht werden.
  • Zudem ist mit der Umsetzung der «Pflegeinitiative» in einem ersten Schritt eine Ausbildungsoffensive geplant. Die weiteren Ziele der Initiative (Regelungen bei den Arbeitsbedingungen, der Abgeltung, der beruflichen Entwicklung und der Abrechnung) werden in einem zweiten Schritt angegangen.
  • Im Rahmen der Fachkräfteinitiative hat der Bundesrat u.a. das Förderprogramm Interprofessionalität im Gesundheitswesen durchgeführt. Dieses sollte unter anderem dazu beitragen, die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung zu steigern und dadurch das Potenzial des im Inland tätigen Personals optimal zu nutzen.
  • Im Bereich der ärztlichen Ausbildung lancierte der Bundesrat 2016 das Sonderprogramm 2017-2020 «Erhöhung der Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin». Mit dieser Sonderfinanzierung von 100 Millionen Franken werden die jährlichen Abschlüsse in Humanmedizin an Schweizer Universitäten von rund 850 im Jahr 2014 auf mindestens 1350 im Jahr 2025 erhöht. Durch die neuen KVG-Bestimmungen zur Zulassungsbeschränkung können die Kantone seit 1. Januar 2022 Höchstzahlen für bestimmte Fachgebiete oder Regionen festlegen. Damit können sie die Zulassung von Ärztinnen und Ärzten – auch von ausländischen – im ambulanten Bereich gezielter steuern.

     

Schliesslich fördert die Schweiz (DEZA) das «Working for Health» Programm, welches gemeinsam von der WHO, der OECD und der ILO etabliert wurde. Das Programm unterstützt Länder finanziell, ihre nationalen Gesundheitspersonalstrategien und Investierungspläne umzusetzen.

Die internationale Migration des Gesundheitspersonals wird auch in den bilateralen Beziehungen mit Europäischen Ländern regelmässig thematisiert. Die Einwanderung von Ärztinnen und Ärzten aus EU/EFTA-Ländern lässt sich jedoch nicht direkt begrenzen, denn sie können ihr Diplom auf Basis der Freizügigkeitsabkommen anerkennen lassen und damit in der Schweiz arbeiten.

Stärkung der globalen Patientensicherheit

Gemäss Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören Zwischenfälle, die Patientinnen und Patienten im Rahmen der Gesundheitsversorgung erleiden, zu den zehn häufigsten Ursachen für Erkrankungen und Tod weltweit. Die Rede ist hierbei von sogenannten «unerwünschten Ereignissen» («adverse events»). Bei der Patientensicherheit geht es in erster Linie um die Verhinderung solcher Zwischenfälle und den daraus resultierenden Folgen. Patientensicherheit ist ein zentrales Thema der globalen öffentlichen Gesundheit, von grundlegender Bedeutung für die Stärkung von Gesundheitssystemen und einer hochstehender Gesundheitsversorgung. Auch die Schweiz setzt hier einen Schwerpunkt.

Das Logo des 5. Patient Safety Summit in Montreux

Internationale Aktivitäten

Die aus mangelnder Patientensicherheit resultierenden Folgen stellen heute eine grosse und dringende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Mit der Verabschiedung der Resolution über «Globale Massnahmen zur Patientensicherheit» im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung 2019 wurde die Patientensicherheit auch von den WHO-Mitgliedstaaten als globale Gesundheitspriorität anerkannt. Die globalen Bestrebungen zur Stärkung der Patientensicherheit umfassen diverse Elemente:

Global Patient Safety Action Plan 2021-2030

Die Weltgesundheitsversammlung hat im Mai 2021 den globalen Aktionsplan für Patientensicherheit mit dem Motto «Towards eliminating avoidable harm in health care» als internationalen Strategieplan für die nächsten zehn Jahre verabschiedet.

Welttag der Patientensicherheit

Mit der obengenannten Resolution wurde der 17. September als offizieller Welttag der Patientensicherheit der WHO etabliert.

Diverse WHO-Initiativen

Die WHO publiziert regelmässig evidenzbasierte Empfehlungen und Richtlinien zur Erarbeitung von Strategien für ihre Mitgliedstaaten und stellt konkrete Anleitungen für die Praxis zur Verfügung.

Globaler Ministergipfel zur Patientensicherheit

Der «Global Ministerial Summit on Patient Safety» vereint seit 2016 jährlich hochrangige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger mit Expertinnen und Experten, um die Qualität der Gesundheitsversorgung und erforderliche Massnahmen zu diskutieren. Ziel der Summit-Reihe ist, das Bewusstsein für Patientensicherheit auf allen Ebenen des Gesundheitssystems und der Gesundheitspolitik zu schärfen.

Weitere internationale Plattformen

Auch Aktivitäten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie Initiativen im Rahmen der G20 und der G7 tragen auf internationaler Ebene zur Stärkung der Patientensicherheit bei.

Mehr Informationen zu den nationalen Aktivitäten im Bereich der Patientensicherheit sind unter folgenden Links zu finden: Qualitätsentwicklung in der Schweiz, Strategie NOSO, Gesundheit2030

5. Globaler Ministergipfel zur Patientensicherheit 2023 in der Schweiz

Als zentrales Element ihres Engagements zur globalen Stärkung der Patientensicherheit richtete die Schweiz 2023 den 5. Globalen Ministergipfels zur Patientensicherheit aus. Der Gipfel in der Schweiz fokussierte auf die konkrete Umsetzung von Massnahmen zur Stärkung der Patientensicherheit.

Der 5. Globale Ministergipfel zur Patientensicherheit fand am 23./24. Februar 2023 in Montreux statt. In diesem Rahmen tauschten sich mehr als 600 Expertinnen und Experten und fast 80 Ministerdelegationen aus der ganzen Welt über Massnahmen zur Stärkung der Patientensicherheit aus.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass trotz der weltweit erzielten Fortschritte noch weitere Bemühungen erforderlich sind, um eine wirksame und hochwertige Versorgung für alle Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Insofern bieten die aus der Covid-19-Pandemie gezogenen Lehren ein grosses Potenzial für den Aufbau belastbarer Gesundheitssysteme. Ebenso wurde die Bedeutung des Globalen WHO-Aktionsplans für Patientensicherheit 2021–2030 hervorgehoben. Dieser bietet einen umfassenden «Fahrplan» für die Stärkung der Patientensicherheit. Die Minister/-innen und Experten/-innen würdigten auch die wichtigen nationalen und internationalen Initiativen sowie das Engagement zahlreicher Interessengruppen auf der ganzen Welt.

Der Gipfel wurde 2016 ins Leben gerufen und fand zuvor im Vereinigten Königreich, in Deutschland, Japan und Saudi-Arabien statt. Dabei lag der Fokus auf der Stärkung des Bewusstseins für Patientensicherheit und der Bekanntmachung von entsprechenden Massnahmen. Der Anlass in der Schweiz konzentrierte sich darauf aufbauend auf deren Umsetzung. International wird in diesem Zusammenhang von der Diskrepanz zwischen vorhandenen Ansätzen und ungenügender Umsetzung gesprochen (sogenannte «implementation gap»). Das Motto des Gipfels in der Schweiz lautete in diesem Sinne «Less harm, better care – from Resolution to Implementation». Ziel muss weiterhin eine adäquate und nachhaltige Umsetzung der Massnahmen sein. Im Rahmen des Gipfels arbeitete die Schweiz eng mit internationalen Akteuren zusammen, unter anderem mit der WHO, der OECD und diversen Partnerländern.

Weiterführende Themen

Diplome der Medizinalberufe aus Staaten der EU/EFTA

Diplome aus der EU/EFTA können gemäss dem Personenfreizügigkeitsabkommen mit den Staaten der EU und EFTA anerkannt werden. Die 90-Tage-Dienstleistenden sind verpflichtet, ein spezielles Meldeverfahren einzuleiten.


Weiterbildungstitel der Medizinalberufe aus Staaten der EU/EFTA

Weiterbildungstitel aus der EU/EFTA können gemäss dem Personenfreizügigkeitsabkommen mit den Staaten der EU und EFTA anerkannt werden. Die 90-Tage-Dienstleistenden sind verpflichtet, ein spezielles Meldeverfahren einzuleiten.


Diplome der Medizinalberufe ausserhalb der EU/EFTA

Diplome der Medizinalberufe von ausserhalb der EU/EFTA können in der Regel nicht in der Schweiz anerkannt werden.

Weiterbildungstitel der Medizinalberufe ausserhalb der EU/EFTA

Wer einen Weiterbildungstitel in der Humanmedizin, Zahnmedizin, Chiropraktik oder Pharmazie ausserhalb der EU oder EFTA erworben hat, kann seinen Weiterbildungstitel grundsätzlich nicht in der Schweiz anerkennen lassen.

Anerkennungen von Psychologieberufen

Seit Inkrafttreten des Psychologieberufegesetzes (PsyG) am 1. April 2013 prüft die Psychologieberufekommission (PsyKo) ausländische Hochschulabschlüsse in Psychologie und Weiterbildungstitel im Geltungsbereich des PsyG.

Letzte Änderung 17.11.2023

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