In vielen Ländern haben Menschen keinen Zugang zu grundlegenden Arzneimitteln. Die Schweiz setzt sich dafür ein, diesen Zugang zu erleichtern. Sie beachtet dabei aber auch den Schutz des geistigen Eigentums, der einen wichtigen Anreiz für Forschung und Innovation darstellt. Dabei unterstützt die Schweiz im Rahmen der COVAX-Initiative auch die globale Verteilung von sicheren und wirksamen Covid-19 Impfstoffen.
Innovation und Zugang zu Arzneimitteln: eine schwierige Gratwanderung
Der Zugang aller zu qualitativ guten und bezahlbaren Arzneimitteln wird auf internationaler Ebene intensiv diskutiert. Im Mittelpunkt der Debatte stehen Umfang und Dauer der Patente sowie die Frage des exklusiven kommerziellen Nutzungsrechts der Hersteller der entsprechenden Wirkstoffe. Dabei besteht ein Spannungsfeld:
- Einerseits beeinträchtigt der eingeschränkte Zugang zu den sogenannten unentbehrlichen Arzneimitteln in vielen Staaten die Gesundheit der Menschen. Dieses Problem ist mancherorts auf regulatorische Gründe und ein schwaches Gesundheitssystem zurückzuführen, hat aber auch mit den hohen Preisen von Medikamenten zu tun. Die hohen Preise sind auch, aber nicht nur, eine Folge der Mechanismen zum Schutz des geistigen Eigentums.
- Andererseits ist die Entwicklung eines Medikamentes ein langer und kostspieliger Prozess. Zehn bis fünfzehn Jahre verstreichen von der Forschungsarbeit über die klinischen Studien bis hin zur Markteinführung, zumal nur ein Bruchteil der Forschung erfolgreich ist. Der Schutz des geistigen Eigentums gewährleistet eine gewisse Investitionsrendite, indem er die Marktposition des Herstellers über einen bestimmten Zeitraum stärkt. Ohne Schutz des geistigen Eigentums würden weniger Anstrengungen in der Forschung unternommen, wodurch die Wahrscheinlichkeit der Entdeckung neuer Arzneimittel abnehmen würde.
Unterstützung der Schweiz für die Erleichterung des Zugangs zu Arzneimitteln
Der erleichterte Zugang zu Arzneimitteln, die Förderung der globalen Gesundheitsforschung, der Schutz des geistigen Eigentums und die Stärkung der Menschenrechte sind für die Schweiz prioritäre Ziele, die in ihrer Gesundheitsaussenpolitik verankert sind.
Basierend auf der Gesundheitsaussenpolitik und der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung unterstützt die Schweiz unter anderem die Globale Strategie und den Globalen Aktionsplan der WHO zur öffentlichen Gesundheit, Innovation und geistigem Eigentum (Verbesserung von Forschung und Entwicklung sowie Zugang zu Arzneimitteln in Bezug auf Krankheiten, von denen insbesondere die Bevölkerung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen betroffen sind). Darüber hinaus unterstützt die Schweiz verschiedene Programme für den verbesserten Zugang über die über spezifische Zusammenarbeitsprojekte und internationale Kontakte.
COVAX-Initiative: Globale Verteilung von Covid-19 Impfstoffen
Die Schweiz setzt sich für eine globale Lösung zur gerechten Verteilung von sicheren und wirksamen Covid-19 Impfstoffen in allen Ländern ein. Die COVAX-Initiative nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. COVAX bildet den Impfstoffpfeiler des ACT-Accelerators, welcher daneben auch die Entwicklung von Medikamenten und Tests sowie zur weltweiten Stärkung der Gesundheitssysteme beiträgt und als multilaterale Reaktion auf die Pandemie von der WHO und anderen Organisationen im April 2020 ins Leben gerufen wurde.
- COVAX pflegt Kontakte mit den über 190 Mitgliedstaaten und unterhält damit ein globales Netzwerk für die Verteilung von Covid-19 Impfstoffen.
- Der mit Entwicklungsgeldern finanzierte COVAX Advance Market Commitment Mechanismus (COVAX AMC) ermöglicht dabei auch 92 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen den Bezug von Impfstoffen via COVAX. Die Schweiz hat 2020/2021 insgesamt 145 Mio. Franken an den COVAX AMC gesprochen.
- Die Schweiz hat bisher mehrere Millionen Impfstoffdosen an über 10 Länder weltweit gespendet. Alle Covid-19-Impfstofflieferungen der Schweiz (nach Kanal, Land, Produkt, Volumen usw.) können auf dem UNICEF-Dashboard eingesehen werden (siehe Link unten).
Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln und Impfstoffen
Versorgungsengpässe mit Medikamenten (Arzneimittel und Impfstoffe) nehmen weltweit zu, auch in der Schweiz. Und dies nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch in der sogenannten Normallage.
Sowohl bei den Arzneimitteln als auch bei den Impfstoffen ist die Schweiz auf funktionierende internationale Wertschöpfungsketten angewiesen. Die COVID-Krise hat gezeigt, dass externe Schocks bewährte globale Wertschöpfungsketten gefährden oder stören können. Sowohl bei der Beseitigung von Arzneimittelengpässen wie auch in der langfristigen Impfstoffstrategie bilden internationale Kooperationsmöglichkeiten und ein funktionierendes globales Netzwerk wichtige Handlungsfelder. Dazu sollen gezielt bilaterale und multilaterale Allianzen sowie die Teilnahme der Schweiz an internationalen Private Public Partnerships und Initativen gefördert werden.
Das BAG hat am 22. Februar 2022 einen Bericht veröffentlicht um die breiten Zusammenhänge für die Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln in der Schweiz aufzuzeigen.
Im Weiteren hat das BAG im Auftrag des Bundesrates und in Zusammenarbeit mit dem WBF eine «langfristige Strategie zur Erforschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen in der Schweiz» ausgearbeitet.
Letzte Änderung 16.11.2023
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