Krankheitserreger und Übertragung
Das Variolavirus gehört zur Familie der Poxviridae und zur Gattung der Orthopoxviren. Die Krankheit ist sehr ansteckend, das heisst leicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Übertragung des Variolavirus erfolgt durch Tröpfchen auf kurze Entfernung, durch direkten Kontakt mit Verletzungen (Haut, Mund und Rachen) oder indirekt über kontaminierte Gegenstände. Der Mensch ist der einzige Wirt des Virus. Das Variolavirus kann auch bei Kontakt mit einer kürzlich geimpften Person (namentlich an der Einstichstelle) übertragen werden.
Krankheitsbild
Pockenviren werden in die Stämme Variola major und Variola minor unterteilt. Im Vergleich zu Variola minor ist der Krankheitsverlauf der Variola major in der Regel schwerer. Die Inkubationszeit beträgt rund 10 bis 14 Tage (min. 7 bis max. 17 Tage möglich). Die Betroffenen sind in diesem Zeitraum nicht ansteckend. Die ersten Symptome sind plötzliches Fieber, allgemeines Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Nach 2 bis 4 Tagen erscheinen kleine rote Punkte auf der Zunge und im Rachen. Dann tritt ein Hautausschlag auf, der im Gesicht beginnt und sich rasch auf die Extremitäten (Arme, Beine, Hände und Füsse) ausbreitet. Die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen entwickeln sich zu Pusteln, die nach etwa 5 Tagen verkrusten. Die Krusten fallen nach etwa 3 Wochen ab und hinterlassen oft typische Vernarbungen auf der Haut.
Geografische Verbreitung und Häufigkeit
Das Impfprogramm der WHO führte zur offiziellen Ausrottung der Pocken im Jahr 1980. Der letzte natürliche Erkrankungsfall wurde 1977 in Somalia verzeichnet. In der Schweiz wurden die Impfungen 1972 eingestellt, und der letzte Erkrankungsfall wurde 1963 gemeldet.
Es gibt weltweit nur zwei Laboratorien, die Variolaviren zu Forschungszwecken aufbewahren dürfen: das Vektor Institut in Nowosibirsk, Russland, und das Center for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta, USA.
Prävention
Für den Fall eines Wiederauftretens der Pocken pflegt das BAG einen regelmässigen Kontakt mit seinen internationalen Partnern, um die notwendigen Vorkehrungen treffen zu können. Je nach Situation meldet das BAG der WHO einen Fall gemäss den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV, 2005). Unser Land verfügt zudem über einen Notfallplan (Isolierung der Erkrankten, Quarantäne, Impfung exponierter Personen und Dekontamination von Gegenständen) sowie über eine genügende Menge eines Pockenimpfstoffes der 1. Generation, der für die Impfung einzelner Bevölkerungsgruppen bis hin zur Gesamtbevölkerung ausreicht. Zudem werden derzeit antivirale Medikamente entwickelt.