Erkrankungen des Bewegungsapparats

Erkrankungen des Bewegungsapparats – oder «muskuloskelettale Erkrankungen» – gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Schweiz und verursachen neben einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen die höchsten direkten und indirekten medizinischen Kosten.

Was sind Erkrankungen des Bewegungsapparats?

Der Begriff «Erkrankungen des Bewegungsapparats» umfasst alle Erkrankungen, welche den aktiven (Skelettmuskulatur, Sehnen, Sehnenscheiden, Schleimbeutel und Faszien) und passiven Bewegungsapparat (Skelett, Gelenke, Bänder, Knorpel und Bandscheiben) betreffen und welche häufig mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen.

Vielfach werden Erkrankungen des Bewegungsapparats, wenn sie entzündlich sind und nicht etwa abnutzungsbedingt, auch mit dem Begriff «Rheuma» gleichgesetzt. Die Verwendung der Begriffe ist aber oft nicht eindeutig. Das BAG folgt im Rahmen der NCD-Strategie der Rheumaliga Schweiz RLS und der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie SGR, welche dem Begriff «muskuloskelettale Krankheiten» versuchen ein Gesicht zu geben, indem sie sich auf folgende Krankheiten, respektive Krankheitsgruppen konzentrieren:

  • Rückenschmerzen
  • Arthrose
  • Arthritis
  • Weichteilrheuma
  • Osteoporose

Aufgrund ihrer Bandbreite, sind sie die am häufigsten auftretenden Krankheiten in der Schweiz und verursachen neben Einschränkungen der Lebensqualität der Betroffenen auch die höchsten direkten Gesundheitskosten (Behandlungskosten) und indirekten Gesundheitskosten (z.B. Arbeitsausfälle). Wie die Schweizerische Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik von 2012 zeigt, gaben 40 % der Befragten an, innerhalb der letzten vier Wochen an Rücken- oder Kreuzschmerzen zu leiden.

Arthrose

Der Begriff «Arthrose» bezeichnet eine vorwiegend degenerative, also verschleiss- oder abnutzungsbedingte Erkrankung der Gelenke, welche sich durch einen fortschreitenden Abbau von Gelenkknorpel charakterisiert. Eine gesunde Knorpelschicht bildet zwischen den beiden Knochen in den Gelenken eine Art Stossdämpfer, welche harte und abrupte Bewegungen abfedert. Zudem ermöglicht die Knorpelschicht durch ihre glatte Oberfläche einen reibungslosen Bewegungsablauf. Im Prinzip kann Arthrose bei jedem Gelenk entstehen. Am häufigsten trifft man Arthrose jedoch an den Knien, Fingern, Schultern und der Hüfte an.

Bei Arthrose wird die schützende Knorpelschicht immer dünner und ihre glatte Oberfläche raut sich auf. Eine Arthrose kann so weit fortschreiten, dass die Knorpelschicht komplett zerstört wird, sodass bei der Bewegung der Gelenke Knochen an Knochen reibt. Arthrose kann zu Gelenkschmerzen führen und darüber hinaus die Beweglichkeit einschränken. Als Folgeerscheinung des Knorpelabbaus tritt häufig eine Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovitis) auf.

Da Gelenkknorpel keine Nerven besitzt, kann es durchaus vorkommen, dass Betroffene Symptome erst in einem forstgeschrittenen Stadium wahrnehmen. Erste Anzeichen sind dumpfe oder stechende Schmerzen, die auftreten, wenn ein betroffenes Gelenk belastet wird. Im Gegensatz zu einer Arthritis, kann Arthrose auch in einer Ruhestellung starke Schmerzen verursachen.

Rheumatoide Arthritis (RA)

Bei einer Arthritis handelt es sich immer um eine Entzündung der Gelenke und nicht – wie bei der Arthrose – um eine verschleissbedingte Veränderung. Je nach Ursache werden verschieden Formen von Arthritis unterschieden:

  • Bakterielle Arthritis: Keime gelangen durch eine Verletzung oder über die Blutbahn in das Gelenk und entzünden es. Die bakterielle Arthritis zählt also nicht zu den nichtübertragen Krankheiten.
  • Nicht-infektionsbedingte Arthritis: Wird aufgrund der Ursachen weiter unterteilt. Es handelt sich entweder um eine Arthritis, der eine Stoffwechselstörung zugrunde liegt (z.B. Gicht), als Begleitreaktion einer anderen Krankheit (bspw. der Schuppenflechte) oder es handelt sich um eine entzündliche Autoimmunerkrankung (rheumatoide Arthritis; die häufigste Form einer Arthritis). Im Folgenden soll die rheumatoide Arthritis (RA) näher beschrieben werden.

Die RA zählt zur Gruppe der Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Strukturen vom Immunsystem als fremd wahrgenommen und deshalb angegriffen werden. Weshalb das Immunsystem die körpereigenen Substanzen angreift, ist in der Medizin nicht restlos geklärt.

Gelenke werden von einer schützenden und stabilisierenden Gelenkkapsel umgeben, welche eine Innenhaut (Synovialis) besitzen, die für die Ernährung des Gelenkknorpels und Produktion der Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) zuständig ist. Bei einer RA kommt es zu einer Entzündung der Synovialis, welche zu schwellen und wuchern beginnt. Die wuchernde Gelenkinnenhaut überwächst allmählich den Gelenkknorpel und zerstört ihn, sodass – je nach Krankheitsverlauf – es zu einer kompletten Entblössung der Gelenkknochen kommen kann.

Die Entzündung der Gelenkinnenhaut führt zu Schwellungen, Schmerzen, einer Überwärmung des betroffenen Gelenks und schränkt die Bewegungsfreiheit ein (Morgensteife). Betroffene fühlen sich müde, unwohl und leicht fiebrig. Weiter kann die Leistungsfähigkeit der Betroffenen abnehmen. Diese Symptome führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität.

Typischerweise sind zunächst die kleineren Gelenke der Extremitäten betroffen, also die Zehen und Finger. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung breiten sich die Entzündungen auf immer mehr Gelenke aus und greifen auch grössere Gelenke an, wie Ellenbogen, Schultern, Hüfte, Knien oder Sprunggelenke. Weiter können die Entzündungsprozesse auch auf die Sehnenscheiden und Schleimbeutel übergreifen. Auch können mit der Zeit Organe und ganze Organsysteme in Mitleidenschaft gezogen werden.

Häufig ist eine symmetrische Ausbreitung der Erkrankung auf beide Körperseiten festzustellen und die Betroffenen erleben die Krankheit in sogenannten Schüben, bei der sich schmerzarme Phasen mit Rheumaschüben abwechseln.

Weichteilrheuma

Weichteilrheuma ist ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Probleme und Beschwerden, welche chronische Schmerzen der weichen, nicht-knöchernen Strukturen des Körpers umschreiben (bspw. der Muskeln, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel, Binde- oder Fettgewebe). Die Schmerzen treten entweder lokal, bzw. regional (bspw. Tennisellbogen, Fersensporn, Sehnenscheidenentzündung etc.) oder generalisiert auf. Treten Schmerzen in mindestens drei Körperregionen über längere Zeit auf, spricht man von einer «Fibromyalgie» (auch «chronisches Schmerzsyndrom» oder «Fibromyalgie-Syndrom (FMS)» genannt) und Betroffene leiden an Schmerzen am ganzen Körper.

Fibromyalgie gibt noch Rätsel auf. Betroffene leiden an diffusen chronischen Weichteilbeschwerden (meist Muskelbeschwerden), welche nicht entzündlich bedingt sind. Häufig treten die Beschwerden in Gelenknähe – im Gelenk selber aber nicht – z.B. im Schultergürtel, Rücken, Becken, Armen und Beinen beidseitig auf. Wer an FMS leidet, klagt vielfach auch über unspezifische Nebenerscheinungen, u.a. Erschöpfung, Depressionen oder Schlafstörungen. Der Krankheitsverlauf ist meist schleichend und unauffällig; die Ursachen einer Fibromyalgie sind noch weitgehend ungeklärt.

Aufgrund des relativ heterogenen Spektrums an Symptomen einer Fibromyalgie gestaltet sich die Diagnosestellung schwierig und kann oft erst nach mehreren Jahren gestellt werden, wobei Frauen viel häufiger betroffen sind als Männer. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 2,5 % der Bevölkerung in der Schweiz betroffen sind.

Osteoporose

Osteoporose ist eine schleichende Knochenerkrankung, bei der im ganzen Skelett die Knochensubstanz abgebaut wird. Die Knochendichte verringert sich und die Knochenstruktur wird porös und instabil. Dadurch steigt das Knochenbruchrisiko, sodass Knochen bereits bei geringer Belastung oder zum Teil ohne erkennbaren Grund brechen können.

Die Rheumaliga Schweiz schätzt die Zahl der Betroffenen in der Schweiz auf rund 600‘000 Personen, wobei mehrheitlich Frauen betroffen sind. Osteoporose kann zwar in jedem Alter auftreten, ist jedoch bei älteren Menschen weit häufiger.

Der Grund für eine Osteoporose ist entweder ein unzureichender Konchenaufbau oder eine Beschleunigung des natürlichen Knochenabbaus. Die Ursachen dafür können der normale Alterungsprozess der Knochen oder eine erbliche Veranlagung sein. Weshalb sich eine Osteoporose bei manchen Personen entwickelt, während andere verschont bleiben, lässt sich nicht abschliessend beurteilen.

Als begünstigende Faktoren gelten:

  • Nichtausreichende körperliche Betätigung
  • Übermässiger Nikotin- und Alkoholkonsum
  • Unterversorgung mit Vitamin D
  • Calciummangel
  • Bei Frauen: Östrogenmangel

Der Abbau der Knochenmasse an sich ruft keine Beschwerden hervor, weshalb die Anfänge einer Osteoporose meist schmerzfrei verlaufen. Häufig wird die Krankheit deshalb spät erkannt und erfolgt erst nach einem verdächtigen Knochenbruch. Die Anzeichen einer Osteoporose umfassen Rückenschmerzen, Buckelbildung und die Abnahme der Körpergrösse.

Rückenschmerzen

Als Rückenschmerzen werden – unabhängig von ihrer Ursache – alle mehr oder weniger starke Schmerzen im Bereich des Rückens bezeichnet. Die Bezeichnung wird also unpräzise verwendet. Eine Art der Unterteilung ist diejenige in unspezifische (nicht auf einen bestimmten Grunderkrankung zurückzuführende) und spezifische (auf eine Grunderkrankung zurückzuführende) Rückenschmerzen. Eine weitere Annäherung wird anhand der Dauer ihres Auftretens vorgenommen:

  • Akute Rückenschmerzen: Auftreten während bis zu sechs Wochen
  • Subakute Rückenschmerzen: sieben bis zwölf Wochen
  • Chronische Rückenschmerzen: mehr als zwölf Wochen

In westlichen Ländern leiden rund 80 % der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens ein- oder mehrmals an Rückenschmerzen. 85 % der Rückenschmerzen sind unspezifisch, gehen also nicht mit einer bestimmten Grunderkrankung einher und können deshalb keiner bestimmten Ursache zugeordnet werden. Vermutet werden unspezifische Ursachen wie Muskelverspannungen. Seit Neuerem werden unspezifische Rückenschmerzen mit dem Bindegewebe (Faszien) in Verbindung gebracht.

Risiko- und Schutzfaktoren

Arthrose

Da einer Arthrose meist eine Fehlstellung oder eine übermässige Belastung zugrunde liegt, liegt die beste Präventivmassnahme in der Vermeidung ebendieser. Weiter scheint Bewegungsmangel Arthrosen zu begünstigen, da Gelenke, die zu wenig bewegt werden, zu wenig Gelenkschmiere produzieren. Diese Gelenkflüssigkeit sorgt neben einem reibungsloseren Bewegungsablauf für die Versorgung des Gelenkknorpels mit Nährstoffen. Fehlt diese, weichen sich die Knorpelzellen auf und werden anfälliger für einen mechanischen Abrieb.

Daneben scheint die genetische Prädisposition eine wichtige Rolle zu spielen. Vor allem Finger- und Kniearthrosen kommen in einigen Familien gehäuft vor.

Rheumatoide Arthritis (RA)

Die Ursachen der einer rheumatoiden Arthritis zugrundeliegenden Autoimmunerkrankung sind weitestgehend unbekannt, weshalb vorbeugende Massnahmen nur schwer getroffen werden können. Die genetische Veranlagung scheint für das Auftreten einer RA eine wichtige Rolle zu spielen. Bei Geschwistern und Kindern von Betroffenen ist das Risiko an einer RA zu erkranken dreimal höher.

Dennoch haben Betroffene Einfluss auf die Auswirkungen einer Erkrankung. Wenn körperliche Aktivitäten – begleitet durch Fachpersonen – gut angepasst auf den Entzündungszustand werden, können sie sich positiv auswirken. Auch die Ernährung kann helfen die Symptome zu lindern. Am besten ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Früchten. Zur Eiweisszufuhr eignen sich fettarmes Fleisch und Fisch. Bei einer RA ist – besonders im Falle einer Therapie mit Cortison-haltigen Medikamenten – der Bedarf an Kalzium und Vitamin D erhöht.

Weichteilrheuma

Lokales Weichteilrheuma entsteht häufig aufgrund von Haltungsfehlern oder falschen Bewegungsabläufen und lassen sich daher auch recht gut behandeln, bspw. mit orthopädischen Schuheinlagen oder einer Korrektur von Trainingsfehlern. Zur Vorbeugung empfehlen sich das Vermeiden von übermässiger und einseitiger Belastung sowie das frühzeitige Korrigieren von Haltungsfehlern.

Da die Ursachen einer Fibromyalgie hingegen weiterhin Rätsel aufgeben, gestalten sich deren Vorbeugung und die Linderung der Auswirkungen auch relativ schwierig. Als mögliche Ursachen werden verschiedene Faktoren in Betracht gezogen: Genetik, Schmerzstörung, Stress, Psychosomatik, Nährstoffmangel usw.
Gemäss der Europäischen Rheumaliga und der Amerikanischen Schmerzgesellschaft lassen sich die chronischen Schmerzen mit einem interdisziplinären Programm aber durchaus lindern, obwohl Fibromyalgie als unheilbar gilt. Dieses Programm umfasst eine Kombination aus:

  • Körperlicher Aktivität
  • Psychologischer und psychosomatischer Therapie
  • Medikamentöser Therapie

Osteoporose

Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose dienen demselben Ziel: Die Anregung des Knochenstoffwechsels soll die Knochendichte erhalten oder sogar steigern, um die Gefahr von Knochenbrüchen und Stürzen zu reduzieren. Dies geschieht vorrangig durch Sport und Bewegung, einem Training des Gleichgewichts und durch eine ausgewogene Ernährung mit Eiweiss, Calcium und Vitamin D.

Um die Sturzgefahr zu reduzieren, sollten sich Betroffene ihrer eigenen Sturzgefährdung bewusst werden und gewisse Risikofaktoren ausschalten, etwa Stolperfallen in der Wohnung beseitigen.

Rückenschmerzen

Unspezifischen Rückenschmerzen kann man am besten durch Bewegung präventiv begegnen. Das Vermeiden von zu langem Sitzen in ungünstiger Position sowie Liegen und eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur sind die beste Strategie, um Rückenschmerzen vorzubeugen.

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Letzte Änderung 21.12.2018

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