Erreger und Übertragung
Bestimmte Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli (E. coli), die sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC), produzieren ein Gift, das Verotoxin. Deshalb werden sie auch als verotoxinbildende E. coli (VTEC) bezeichnet. Da das Verotoxin einem Giftstoff der Shigellen ähnlich ist, nennt man sie zudem teilweise shigatoxinbildende E. coli (STEC).
Die natürlichen Reservoire für diese Keime sind Rinder und andere Wiederkäuer (z. B. Schafe, Ziegen, Rehe, Hirsche), bei denen EHEC im Darm und damit im Kot vorkommen können, ohne dass die Tiere erkranken. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt vor allem durch den Konsum von kontaminierten Lebensmitteln (ungenügend gekochtem Fleisch oder Gemüse sowie Früchten und Rohmilchprodukten) bzw. Trinkwasser.
Weiter ist es möglich, sich durch verunreinigtes Badewasser oder durch direkten Kontakt mit Körpersekreten (Kot) von infizierten Tieren oder Menschen anzustecken (Schmierinfektion). Beim Menschen erfolgt die Ausscheidung der Bakterien typischerweise über einen Zeitraum von 5 bis 20 Tagen, der sich jedoch insbesondere bei Kindern mitunter länger hinzieht. In dieser Zeit ist die Ansteckung weiterer Personen möglich.
Krankheitsbild
3 bis 4 Tage (manchmal auch 2 bis 10 Tage) nach einer Ansteckung mit EHEC können Durchfall und starke Bauchkrämpfe auftreten. Bei einem kleinen Teil kann sich nach ein paar Tagen eine schwere Verlaufsform mit blutigem Durchfall und teilweise Fieber entwickeln. Dabei zerstört das von den Bakterien produzierte Verotoxin die Zellen der Darmwand und der Blutgefässwände. Eine Infektion kann jedoch auch frei von Symptomen verlaufen. Säuglinge, Kleinkinder sowie ältere und abwehrgeschwächte Menschen sind von der schweren Verlaufsform besonders häufig betroffen. Gefürchtet ist das vor allem bei Kindern vorkommende hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), bei dem Nieren, Blutgefässe und Blutzellen angegriffen werden. Diese schwere Komplikation tritt jedoch selten auf. Trotz intensiver Behandlung können bis zu 5 Prozent der HUS-Fälle tödlich verlaufen, und bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen kann eine Nierenschädigung zurückbleiben.
Eine Behandlung durch Antibiotika ist nicht angezeigt, da diese den Krankheitsverlauf verschlimmern können. Sie konzentriert sich deshalb auf die Linderung der Symptome.
Verbreitung und Häufigkeit
Fälle von EHEC wurden in praktisch allen Industrieländern nachgewiesen und kommen wahrscheinlich weltweit vor. In der Schweiz ist EHEC meldepflichtig. Das Bundesamt für Gesundheit erhält jährlich bis zu 1000 Fallmeldungen.
Vorbeugung
Um eine Infektion mit EHEC zu verhindern, empfiehlt es sich, Rohmilch vor dem Konsum aufzukochen und Fleisch vollständig durchzugaren. Zur Vorbeugung gehört überdies das gründliche Händewaschen mit Wasser und Seife nach jedem Toilettengang, vor der Küchenarbeit, nach dem Hantieren mit rohem Fleisch, vor dem Essen und nach dem Umgang mit Tieren. Letzteres dient auch dem Schutz von Kindern, z. B. nach dem Besuch eines Streichelzoos. Um Kreuzkontaminationen zu vermeiden, sollten Fleisch und andere rohe Lebensmittel nicht unter Verwendung derselben Arbeitsgeräte und Arbeitsflächen zubereitet werden, solange man diese vor einer allfälligen weiteren Verwendung nicht gründlich gereinigt hat.