Welche bakteriellen Krankheiten gibt es?

Zahlreiche Infektionen werden von Bakterienarten verursacht, die in oder auf den meisten Personen vorkommen, ohne irgendwelche Krankheiten auszulösen.

Oft entwickeln sich nicht krankmachende Bakterien zu Krankheitserregern, wenn sie sich im Körper an einem Ort befinden, wo sie nicht sein sollten. Wenn das Abwehrsystem des Körpers geschwächt ist, können sich ansonsten harmlose Bakterien derart vermehren, dass sie Krankheiten verursachen. Es gibt aber auch Bakterienstämme, die immer krank machen (zum Beispiel die enterohämorrhagischen Stämme der Bakterie Escherichia coli).

Erreger der häufigsten Infektionen

Streptococcus pneumoniae – die sogenannten «Pneumokokken» – sind normalerweise in der Nase und im Rachen von zahlreichen Personen zu finden, ohne dass sie eine Erkrankung verursachen. Das Ansteckungsrisiko von älteren Menschen, Kindern oder anderen verletzlichen Personen, in denen Pneumokokken gefährliche Entzündungen verursachen können, geht deshalb von der ganzen Bevölkerung aus. In der Schweiz verursachen Pneumokokken jährlich etwa Tausend schwere Infektionen (im Blut oder in der Hirnhaut) und mehrere Tausend Lungenentzündungen. Pneumokokken lösen aber auch zahlreiche Entzündungen aus, die von selbst wieder abheilen, wie etwa gewisse Mittelohrenentzündungen oder manche Fälle von Bronchitis.

Staphylococcus aureus gehört zur mikrobiellen Hautflora von ungefähr einem Drittel der Bevölkerung und löst bei diesen Personen keine Krankheit aus. Doch in Abhängigkeit vom Bakterienstamm und vom Zustand des Abwehrsystems, kann dieser Keim Haut- und Knochenentzündungen verursachen und sogar das Blut befallen. In den Spitälern ist Staphylococcus aureus der häufigste Verursacher von Infektionen bei chirurgischen Wunden. Bei der Tierzucht kann der Keim verschiedene Entzündungen hervorrufen, insbesondere an den Eutern von Milchkühen.  

Escherichia coli (E. coli) ist ein Enterobakterium. Es gehört zu den unschädlichen Darmbewohnern bei Mensch und Tier und verursacht normalerweise keine Krankheiten. E. coli sind sogar nützlich und hilfreich. Diese Bakterienart kann aber Entzündungen auslösen, wenn sie in andere Körperteile vorstösst (Infektionen der Harnwege und im Bauchinnern sowie Hirnhautentzündungen bei Neugeborenen). Einige krankmachende Stämme von E. coli (beispielsweise der Stamm O157:H7, der ein Toxin produziert) übertragen sich zwischen Tieren, Nahrungsmitteln und dem Menschen. Sie können Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe und Durchfall hervorrufen. In seltenen Fällen führen solche Infektionen sogar zum Tod.

Klebsiella pneumoniae ist eine weitere Enterobakterie, die im Verdauungstrakt von Mensch und Tier beheimatet ist. Doch sie gehört auch zu den häufigsten Verursachern von Spitalinfektionen sowie von Entzündungen der Harnwege und Atemwege, besonders bei schweren Lungenentzündungen. Bei Neugeborenen kann Klebsiella pneumoniae Blutvergiftungen auslösen, die mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Diese Bakterienart ist ausserdem durch ihre Fähigkeit gekennzeichnet, rasch Mehrfachresistenzen gegen Antibiotika auszubilden.
Zu dieser Liste lassen sich auch Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa hinzufügen, zwei Bakterienarten, die zu den so genannten Spitalkeimen zählen, weil sie vor allem in Spitälern und Pflegeheimen Infektionen hervorrufen. Die beiden Bakterienarten werden – sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene – immer widerstandsfähiger gegen Antibiotika, die als letztes Mittel im Kampf gegen resistente Keime zum Einsatz kommen (Carbapeneme und Polymyxine).

Die wichtigsten meldepflichtigen Krankheiten

In der Schweiz sind Ärztinnen und Ärzte sowie die medizinischen Laboratorien verpflichtet, gewisse übertragbare Krankheiten den Kantonsärztinnen und Kantonsärzten und dem Bundesamt für Gesundheit zu melden. Die Meldepflicht erlaubt es, allfällige Gesundheitsgefährdungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Die Liste der meldepflichtigen
Erkrankungen umfasst über 40 verschiedene Krankheiten.   

Untenstehend sind die Zahlen der jährlich gemeldeten Erkrankungsfälle aufgrund bakterieller Infektionen aufgeführt (Durchschnitt 2017-2019).

Über die Atemluft übertragene Krankheitserreger

  • Pneumokokken: invasive Erkrankungen (ungefähr 900 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Tuberkulose (ungefähr 500 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Legionellosen (ungefähr 500 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Haemophilus influenzae (eine Bakterienart, die nichts mit dem viralen Grippeerreger namens Influenza zu tun hat): invasive Erkrankungen (ungefähr 100 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Meningokokken: invasive Erkrankungen (ungefähr 50 gemeldete Fälle pro Jahr)

Über den Mund übertragene Krankheitserreger

Sexuell oder über das Blut übertragene Krankheitserreger

  • Chlamydiosen (ungefähr 11 500 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Gonorrhoe (oder Tripper) (ungefähr 3 500 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Syphilis (ungefähr 1 000 gemeldete Fälle pro Jahr)  

Über Tiere übertragene Krankheitserreger

  • Borreliosen (oder Lyme-Krankheit) (zwischen 8 000 und 15 000 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Tularämien (oder Hasenpest) (ungefähr 130 gemeldete Fälle pro Jahr)
  • Brucellosen (ungefähr 10 gemeldete Fälle pro Jahr) 

 

Während der Covid-19-Pandemie ab März 2020 sind die Meldezahlen aufgrund verschiedener Effekte teilweise stark zurückgegangen, siehe dazu den Artikel im BAG-Bulletin zum Einfluss von COVID-19 auf meldepflichtige Infektionskrankheiten (PDF, 463 kB, 18.08.2021)

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Letzte Änderung 07.12.2023

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