Bei einem schweren Kernkraftwerk-Unfall (KKW-Unfall) kommen Jodtabletten zum Einsatz. Wie Jodtabletten in der Schweiz verteilt werden, in welchem Fall man sie einnehmen muss und welche Wirkung sie erzielen, erfahren Sie hier.
Wirkung von Jodtabletten bei einem KKW-Unfall
Bei einem KKW-Unfall kann radioaktives Jod in die Umgebung austreten. Wenn man dieses einatmet oder über Nahrung oder Getränke einnimmt, kann es sich in der Schilddrüse anreichern. Als Folge davon kann langfristig Schilddrüsenkrebs entstehen. Um eine Anreicherung in der Schilddrüse zu vermeiden, sollte nicht-radioaktives Jod in Form von Jodtabletten in der entsprechenden Dosierung eingenommen werden. Die Tabletten müssen dabei zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden.
Rechtzeitig eingenommene Jodtabletten schützen allerdings nur die Schilddrüse vor der Aufnahme von radioaktivem Jod. Sie schützen den Körper nicht vor der schädlichen Wirkung anderer radioaktiver Stoffe. Deshalb ordnen die Behörden die Einnahme von Jodtabletten immer zusammen mit weiteren Schutzmassnahmen an, wie etwa dem Aufenthalt im Haus.
Einnahme von Jodtabletten – Anweisungen der Behörden befolgen
Jodtabletten sind für den Notfall bestimmt und dürfen nur auf ausdrückliche Anordnung der Behörden (Nationale Alarmzentrale (naz.ch)) eingenommen werden. Die Tabletten sind nach Aufforderung der Behörden zum angegebenen Zeitpunkt und gemäss Packungsbeilage in den angegebenen Dosierungen einzunehmen. Die rechtzeitige Einnahme von Jodtabletten zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs ist bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk eine wirksame Massnahme für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Personen unter 45 Jahren. Um eine rechtzeitige Einnahme sicherzustellen, werden die Jodtabletten in allen Haushalten im Umkreis von 50 km um die Schweizer Kernkraftwerke vorverteilt (siehe Verteilung der Jodtabletten in der Schweiz weiter unten).
Personen über 45 Jahren ist neu gemäss der Eidg. Kommission für Strahlenschutz (KSR) eine Einnahme der Jodtabletten nicht mehr empfohlen (KSR-Empfehlung vom 20. September 2022 (PDF, 495 kB, 05.12.2022)). Betroffene über 45 Jahre, die nicht auf die Einnahme von Jodtabletten verzichten möchten, sollten dies vorher mit ihrem Arzt besprechen.
Die empfohlene Dosierung beträgt:
Neugeborene bis zu 1 Monat | ¼ Tablette, nur einmal |
Kinder ab 2 Monaten bis 3 Jahren | ½ Tablette pro Tag* |
Kinder von 4 Jahren bis 12 Jahren | 1 Tablette pro Tag* |
Kinder über 12 Jahre und Erwachsene | 2 Tabletten pro Tag* auf einmal einnehmen |
Schwangere und stillende Frauen | 2 Tabletten pro Tag, die auf einmal eingenommen werden, über einen Zeitraum von bis zu 2 Tagen |

Weitere Informationen zur Einnahme von Jodtabletten können der Packungsbeilage entnommen werden:
Verteilung der Jodtabletten in der Schweiz
Verteilung innerhalb von 50 km um ein Schweizer KKW
Jodtabletten werden alle zehn Jahre an Schweizer Haushalte und Betriebe (inklusive Schulen, Kindergärten und Kitas) abgegeben, die im Umkreis von 50 km eines Schweizer KKW liegen. In den Gebieten ausserhalb dieses Bereichs lagern die Kantone genügend Jodtabletten, um die Bevölkerung im Ereignisfall damit versorgen können (siehe Verteilung ausserhalb von 50 km um ein Schweizer KKW weiter unten). Es handelt sich dabei um eine vorsorgliche Schutzmassnahme für den Fall eines schweren KKW-Unfalls in der Schweiz oder im nahen Ausland.
Die Verteilung der Jodtabletten im Umkreis von 50 km erfolgte letztmals 2023. Damals erhielten Jodtabletten: rund 5 Millionen Personen in 779 Gemeinden.
Verteilung ausserhalb von 50 km um ein Schweizer KKW
Ausserhalb von 50 km um ein KKW sind die Kantone für die Lagerung der Jodtabletten zuständig. In einem Ereignisfall würden sie innert zwölf Stunden ab Anordnung die Jodtabletten rechtzeitig an die Bevölkerung abgeben.
Die letzte Verteilung an die Kantone erfolgte Ende 2020. Ausgeliefert wurden rund 278 Paletten mit 4 122 738 Tablettenpackungen, an 55 Lagerstandorte in 18 Kantonen.
Neues Verteilgebiet der Jodtabletten seit Herbst 2023
Nachdem das Kernkraftwerk Mühleberg 2019 vom Netz genommen wurde, liegen nun zahlreiche Gemeinden in den Regionen Bern, Solothurn, Fribourg, Neuenburg und Waadt nicht mehr im Verteilradius von 50 km. Die Jodtabletten werden dort künftig nicht mehr vorsorglich an die Bevölkerung verteilt. Stattdessen lagert sie der jeweilige Kanton für die Bewohnerinnen und Bewohner ein, um sie im Ereignisfall rechtzeitig an die Bevölkerung abzugeben.
Jodtabletten im Falle eines nuklearen Ereignisses im Ausland
Jodtabletten sind für einen möglichen KKW-Unfall in der Schweiz und grenznahen Ausland vorgesehen.
Ob wir in der Schweiz nach einem nuklearen Ereignis im Ausland Jodtabletten einnehmen müssen, ist abhängig von den Umständen des Ereignisses wie Ereignisart und -ort, Umfang und Windverhältnissen. Die Nationale Alarmzentrale würde die Einnahme anordnen. Mehr Informationen unter Krieg in der Ukraine: Radiologische Situation in der Schweiz und Ukraine
Fragen und Antworten zu Jodtabletten
Nach einem Atomunfall kann radioaktives Jod (I-131) in die Atmosphäre freigesetzt werden und anschliessend eingeatmet oder über die Nahrungskette in den Körper aufgenommen werden. Es wird in der Schilddrüse gespeichert, bestrahlt diese von innen und kann sie so schädigen. Dies kann zu Schilddrüsenkrebs führen. Kinder und Jugendliche haben ein höheres Risiko, durch radioaktives Jod Schilddrüsenkrebs zu entwickeln.
Die Schilddrüse braucht Jod für ihre Funktion und speichert dieses auf natürliche Weise. Sie kann dabei nicht zwischen radioaktivem und nicht-radioaktivem Jod unterscheiden. Nach einem Atomunfall kann radioaktives Jod (I-131) in die Atmosphäre freigesetzt werden und anschliessend eingeatmet oder über die Nahrungskette in den Körper aufgenommen werden. Darum muss die Schilddrüse mit Jodtabletten gesättigt werden, sodass sie keinen Platz mehr hat, um das radioaktive Jod zu speichern.
Der Schutz der Schilddrüse durch nicht-radioaktives Jod ist gegeben, wenn die Einnahme der Tabletten innerhalb weniger Stunden vor der Gefährdung durch radioaktives Jod erfolgt oder, falls dies nicht möglich ist, so schnell wie möglich innerhalb der ersten Stunden danach.
Werden die Tabletten zu früh eingenommen, verlieren sie ihre Schutzwirkung. Deshalb ist es sehr wichtig, den Anweisungen der Behörden zu folgen und die Tabletten genau dann einzunehmen, wenn sie die Anweisung dazu geben.
Die Einnahme von Jodtabletten schützt den Körper zudem nicht vor den schädlichen Auswirkungen der anderen radioaktiven Elemente (z. B. Cäsium, Strontium), die bei einem Atomunfall in die Umwelt gelangen können. Aus diesem Grund werden die Behörden neben der Einnahme von Jodtabletten immer auch andere Schutzmassnahmen anordnen, wie z. B. der Aufenthalt im Haus oder Keller oder die Evakuierung der betroffenen Bevölkerung.
Jodtabletten schützen nicht vor direkter radioaktiver Strahlung. Sie schützen einzig die Schilddrüse vor radioaktivem Jod, wenn man sie zum richtigen Zeitpunkt einnimmt.
Im Fall eines KKW-Unfalls informiert die Nationale Alarmzentrale (NAZ) vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz über die Medien und über AlertSwiss, wie sich die Bevölkerung verhalten muss. Mögliche weitere Schutzmassnahmen sind eine Evakuierung aus dem Gebiet (sofern genügend Zeit bleibt) oder der Aufenthalt im Haus oder Keller.
Radioaktives Jod gelangt in die Schilddrüse, bestrahlt diese von innen und kann sie so schädigen. Dies kann zu Schilddrüsenkrebs führen. Kinder und Jugendliche, haben ein höheres Risiko, durch radioaktives Jod Schilddrüsenkrebs zu entwickeln.
Jodtabletten sollten mit ausreichend Wasser und möglichst nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Die Einnahme kann erleichtert werden, indem man die Tabletten in einem beliebigen Getränk (z. B. Milch oder auch Joghurt) auflöst. Die Lösung ist nicht haltbar und sollte daher erst kurz vor dem Gebrauch zubereitet werden. Die Dosierung ist für Kinder und Erwachsene unterschiedlich und kann der Packungsbeilage (PDF, 1 MB, 07.03.2023) entnommen werden.
Nebenwirkungen von Jodtabletten sind selten und in der Regel harmlos. Sie werden in der Packungsbeilage (PDF, 1 MB, 07.03.2023) beschrieben. Vorübergehend können unter anderem auftreten: metallischer Geschmack, Magenbeschwerden, Haut- und Schleimhautreaktionen, Speicheldrüsenschwellung, Kopfschmerzen, Bronchitis, Herzklopfen, Ödeme (Wasserablagerungen) vorwiegend im Gesicht oder Hals.
Personen mit Schilddrüsenproblemen sollten sich beim Hausarzt erkundigen, wie sie sich im Fall eines KKW-Unfalls verhalten müssen.
Obwohl das Neugeborene beim Stillen ein wenig zusätzliches, nicht-radioaktives Jod über die Muttermilch erhält, wird eine Jodprophylaxe für beide, Mutter und Kind, empfohlen. Beachten Sie, dass die Dosierung für Kinder und Erwachsene unterschiedlich ist und der Packungsbeilage (PDF, 1 MB, 07.03.2023) entnommen werden kann.
Schwangere Frauen sollen im Ereignisfall die Jodtabletten zum Schutz des ungeborenen Kindes einnehmen. Die Dosierung kann der Packungsbeilage (PDF, 1 MB, 07.03.2023) entnommen werden.
Die rechtzeitige Einnahme von Jodtabletten zur Vorbeugung von Schilddrüsenkrebs ist für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Personen unter 45 Jahren eine wirksame Massnahme bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk. Das Risiko, Schilddrüsenkrebs zu entwickeln, nimmt mit zunehmendem Alter stark ab. Mögliche Nebenwirkungen von Jodtabletten erhalten dadurch mehr Gewicht.
Die Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz (KSR) empfiehlt neu, die Einnahme von Jodtabletten, wie in den umliegenden Ländern, mit einer Alterslimite von sinnvollerweise 45 Jahren zu versehen. Schwangere oder stillende Frauen sind von dieser Alterslimite nicht betroffen und sollten im Ereignisfall Jodtabletten auch dann einnehmen, wenn sie älter als 45 Jahre sind. Weitere Informationen finden Sie in der Empfehlung der KSR vom 20. September 2022 (PDF, 495 kB, 05.12.2022).
Personen, die unsicher sind, ob Jodtabletten aufgrund ihres Alters oder allfälliger Schilddrüsenprobleme für sie geeignet sind, sollten sich beim nächsten Arztbesuch bei ihrem Hausarzt erkundigen.
Nein, gegen radioaktive Substanzen wie Cäsium oder Strontium helfen Jodtabletten nicht. Diese Stoffe können bei einem KKW-Unfall ebenfalls freigesetzt werden. Man nimmt sie vor allem über Nahrungsmittel zu sich. Entsprechende Schutzmassnahmen würden von den Behörden angeordnet werden.
Das Verfallsdatum ist auf der Verpackung aufgedruckt (z. B. EXP: 12.2024). Die Tabletten sind so lange aufzubewahren, bis Sie von den Behörden aufgefordert werden, sie zurückzugeben.
Die Tabletten müssen in der verschlossenen Originalpackung bei Raumtemperatur (15–25 °C) aufbewahrt werden und vor Licht und Feuchtigkeit geschützt sein. Bitte lagern Sie die Tabletten an einem Ort, an dem sie schnell griffbereit und ausserhalb der Reichweite von Kindern sind.
Personen mit Schilddrüsenproblemen oder Jodallergien sollten sich beim nächsten Arztbesuch bei ihrem Hausarzt erkundigen, wie sie sich bei einem nuklearen Unfall verhalten sollen.
Für die Versorgung seiner Bevölkerung mit Jodtabletten ist jedes Land selbst verantwortlich. Internationale Gremien empfehlen den Ländern, eine Strategie für die Jodtabletten-Verteilung zu erarbeiten. Die Verteilung von Jodtabletten in der Schweiz ist eine vorsorgliche Schutzmassnahme für den Fall eines schweren Kernkraft-Unfalls in einem Schweizer Kernkraftwerk.
Nein, ausserhalb des 50 km Umkreises lagern die Kantone die Jodtabletten zentral und verteilen sie im Ereignisfall rechtzeitig an die betroffene Bevölkerung (siehe Verteilung ausserhalb von 50 km um ein Schweizer KKW). Jodtabletten sind in der Schweiz für die gesamte Bevölkerung vorrätig.
Kaliumiodid 65 SERB Tabletten können unter Abgabe eines Bezugsscheines in einer Apotheke oder Drogerie im 50 km Radius um ein Schweizer KKW bezogen werden. Bitte gehen Sie mit den bezogenen Tabletten sorgsam um und verlieren Sie diese nicht. Bei Verlust
wenden Sie sich an die Geschäftsstelle Jodtabletten: office@jdmt.ch.
Dokumente
Gesetze
Erläuternder Bericht (PDF, 1 MB, 01.02.2023)Teilrevision der Verordnung über die Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten (Jodtabletten-Verordnung; SR 814.52)
Ergebnisbericht (PDF, 213 kB, 19.12.2022)Vernehmlassung zur Teilrevision der Verordnung über die Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten (Jodtabletten-Verordnung; SR 814.52)
Letzte Änderung 29.01.2025
Kontakt
Bundesamt für Gesundheit BAG
Abteilung Strahlenschutz
Sektion Radiologische Risiken
Schwarzenburgstrasse 157
3003
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Tel.
+41 58 462 96 14