Fukushima

Ein starkes Erdbeben sowie ein verheerender Tsunami lösten am 11. März 2011 die nukleare Katastrophe von Fukushima in Japan aus.

Fukushima – 10 Jahre nach dem KKW-Unfall

Faktenblatt (PDF, 2 MB, 19.04.2021)

Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr ereignete sich im Nordpazifik, 130 km von Japan entfernt, ein Erdbeben der Stärke 9. Die erzeugte Schockwelle löste eine Flutwelle aus, die eine Stunde später auf die japanische Küste traf. Eine gigantische Welle, die an manchen Stellen 30 m hoch war, überflutete 500 km2 Land, verursachte den Tod von 20'000 Menschen, zerstörte 250'000 Gebäude und 22'000 Fischerboote und machte 200 km2 Landwirtschaftsfläche für mehrere Jahre unbrauchbar. Der auf das Erdbeben folgende Tsunami setzte das Hauptkühlsystem des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi ausser Betrieb, wodurch die Kerne der Reaktoren 1, 2 und 3 schmolzen und sich das Abklingbecken von Reaktor 4 überhitzte. In den folgenden Tagen wurde eine grosse Menge an Radioaktivität (~ 120 PBq Jod-131 und 10 PBq Cäsium-137[1]) aus den ausgefallenen Reaktoren der Kernanlage freigesetzt. Die terrestrische Ablagerung betraf hauptsächlich Regionen, die weniger als 30 km von den Anlagen entfernt sind, sowie eine Landzunge, die sich mehr als 40 km in nordwestlicher Richtung
erstreckt. Mehr als 160'000 Personen mussten als Folge des Unfalles evakuiert werden.

Infolge des radioaktiven Zerfalls von Cäsium-134 (Halbwertszeit von 2.1 Jahren) und Cäsium-137 (Halbwertszeit von 30.1 Jahren) sowie der Dekontaminationsbemühungen hat sich die Fläche der evakuierten Gebiete von 1'150 km2 im April 2011 auf 337 km2 am 1. März 2020 reduziert.

Im Juli 2020 waren immer noch 37 000 Menschen innerhalb oder ausserhalb der Präfektur Fukushima evakuiert. Zehn Jahre nach dem Unfall liegt die durchschnittliche Kontamination lokaler Lebensmittel, einschliesslich Fischereierzeugnissen, deutlich unter dem seit 1. April 2012 geltenden Grenzwert von 100 Bq/kg. Der produzierte Abfall, der ursprünglich auf 150'000 Standorte in der Präfektur Fukushima verteilt war, hat ein Volumen von 16 Millionen Kubikmetern. Der grösste Teil davon wird nun in einem grossen Zwischenlager in der Nähe der Kernanlage gesammelt.

In der Schweiz war die Exposition der Bevölkerung durch die Freisetzungen aus dem Fukushima-Unfall war praktisch gleich Null (höchstens einige hundert Nano-Sv). Diese Katastrophe hat aber deutlich gemacht, dass ein schwerer Reaktorunfall nirgendwo auf der Welt, auch nicht in Europa, ausgeschlossen werden kann. Die vielen Lehren aus diesem Unfall für die Schweiz und insbesondere für das BAG waren Anstoss für Verbesserungen des radiologischen Notfallschutzes.

Eine wichtige Erkenntnis für den Strahlenschutz ist, dass stets das Rechtfertigungs- und Optimierungsprinzip anzuwenden ist, auch bei der Wahl der kurz-, mittel- und langfristig zu treffenden Schutzmassnahmen. Auch wenn in der eigentlichen Notfallphase das Ziel darin besteht, inakzeptable Dosen für die Bevölkerung unbedingt zu vermeiden, müssen wirtschaftliche und psychosoziale Aspekte sowie allgemeine Umweltschutzaspekte rasch berücksichtigt werden, um die Auswirkungen von Schutzmassnahmen abzuschätzen und risikogerechte Entscheidungen zu treffen. Der in Fukushima beobachtete Vertrauensverlust der lokalen Bevölkerung in ihre Behörden und in die Experten, einschliesslich der Strahlenschutzexperten, hat einmal mehr aufgezeigt, dass die Bevölkerung unbedingt informiert sowie in die Planung der Einsatzmassnahmen und anschliessend in die Sanierung des kontaminierten Gebiets einbezogen werden muss.

Auch wenn man in der Schweiz aus der Katastrophe von Fukushima gelernt und den (radiologischen) Notfallschutz verbessert hat, gilt weiterhin: Die Bewältigung eines Unfalls dieser Grössenordnung bleibt eine schwierige Herausforderung für die Notfallorganisation. Daher bleiben Unterhalt, Übung und kontinuierliche Anpassung des Einsatzdispositivs prioritär.

[1] Zum Vergleich: Infolge des Unfalls inTschernobyl wurden 2000 PBq 131I und 50 PBq 137Cs in die Umwelt freigesetzt.

Letzte Änderung 21.04.2023

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