Radioaktivität in Sedimenten des Bielersees

Im Januar 2013 veröffentlichten Forscher der Universität Genf eine Untersuchung zu Sedimentkernen aus dem Bielersee und berichteten über leicht erhöhte Cäsium-137-Gehalte in Sedimentschichten, die sich um das Jahr 2000 abgelagert hatten. Die Autoren mutmassten, dass dieses Cäsium-137 (Cs-137) aus einer nicht deklarierten Abgabe aus dem Kernkraftwerk Mühleberg stamme und betonten im gleichen Zuge die Wichtigkeit des Seewassers für die Trinkwasserversorgung der Stadt Biel. Im Juli nahm die Sonntagspresse diese Aussagen auf und sorgte damit für Verunsicherung bei Anwohnerinnen und Anwohnern und in politischen Kreisen. Von Behördenseite wurde darauf hingewiesen, dass das KKW Mühleberg um den besagten Zeitpunkt tatsächlich eine leicht erhöhte Cs-137-Abgabe hatte, welche im vom BAG veröffentlichten Jahresbericht „Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz 1999" dokumentiert ist und innerhalb der bewilligten Abgabelimiten lag.

Im Sommer 2013 entnahmen die Eawag (ein Forschungsinstitut im ETH-Bereich) und das Schweizerische Institut für ABC-Schutz (LABOR SPIEZ) weitere Sedimentkerne aus dem Bielersee und untersuchten die einzelnen Sedimentschichten auf Radioaktivität. Diese Studie ist inzwischen abgeschlossen und bestätigt die Existenz einer Cs-137-Spitze (Peak), die den veröffentlichten Abgaben von 1999 aus dem KKW Mühleberg zugeordnet werden kann. Neben Cs-137 und Cobalt-60 wurde an einigen der Sedimentkerne auch Plutonium gemessen. Die Verteilung des Plutoniums im Bielersee-Sediment zeigt, dass dieses Radionuklid ausschliesslich vom radioaktiven Ausfall nach den oberirdischen Atomwaffentests in den frühen 60-er Jahren stammt.

In Abbildung 1 werden die Einträge von Cs-137 in den Bielersee den verschiedenen Quellen zugordnet. Über den gesamten Zeitraum (1950-2013) betrachtet, hatte etwas mehr als die Hälfte des Cs-137 im Bielersee-Sediment seinen Ursprung in den Atomwaffentests der frühen 60-er Jahren. Das KKW Mühleberg ist für knapp einen Drittel des gesamten im See abgelagerten Cs-137 verantwortlich. Der Rest (rund ein Achtel) ist dem Reaktorunfall in Tschernobyl zuzuordnen.

Der von den Genfer Forschern gefundene neue Peak macht weniger als 3% des Gesamteintrages von Cs-137 aus und stimmt in dieser Grössenordnung mit den publizierten Abgaben von 1999 aus dem KKW Mühleberg überein.

Radioaktivität in Sedimenten des Bielersees
Abbildung 1: Sedimentkern aus dem Bielersee mit Zuordnung der Herkunft des künstlichen Radioisotopes Cs-137. Dargestellt ist das gesamte, ursprünglich im Sediment eingelagerte Cs-137.

Keine gesundheitliche Folgen durch Cs-137 im Bielersee
Trotz der zusätzlichen Quelle durch das KKW Mühleberg sind die Cs-137 Konzentrationen im Bielerseesediment nicht höher als in anderen Seen vergleichbarer Grösse. Die Seen im Tessin, welche stärker vom Fallout aus Tschernobyl betroffen waren, weisen sogar erheblich grössere Cs-137 Konzentrationen auf. Die höchste im Bielerseesediment gemessene Cs-137 Konzentration beträgt 200 Bq/kg und liegt 30 cm unterhalb der Sedimentoberfläche. Betrachtet man nur die obersten 20 cm des Sediments, so ist die durchschnittliche Cs-137 Konzentration kleiner als 20 Bq/kg. Diese Werte liegen deutlich unterhalb des Grenzwertes für Cs-137 in Lebensmitteln von 1000 Bq/kg. Für die Gesundheit der Bevölkerung stellt Cs-137 in den Bielersee-Sedimenten deshalb keine Gefährdung dar.

Bleibt noch die Frage nach einer möglichen Kontamination von Trinkwasser: Die Abgabelimiten von Radioaktivität an die Flüsse durch die Kernkraftwerke sind so gewählt, dass aufgrund der Verdünnung durch das Flusswasser die Grenzwerte für Trinkwasser eingehalten werden. Die Eawag bestimmt die Radioaktivität in der Aare bei Hagneck seit 1998 an kontinuierlich gesammelten Monatsproben. Für das Jahr 1999 (das Jahr mit den leicht erhöhten Cs-137 Abgaben) zeigen die Messungen Höchstwerte für das Cs-137 von 2 milli-Becquerel pro Liter (mBq/L). Diese Konzentration liegt einen Faktor 5000 unterhalb des Toleranzwertes. Es bestand also keine Gefährdung der Gesundheit durch Cs-137 im Trinkwasser aus dem Bielersee.

Letzte Änderung 13.11.2018

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