Wir benutzen täglich Materialien und Produkte, wie beispielsweise Reinigungsmittel, Medikamente, Biozide und Pflanzenschutzmittel. Diese können endokrine Disruptoren (ED) enthalten und durch den täglichen Gebrauch oder durch unsachgemässe Handhabung oder Entsorgung in die Umwelt gelangen und das Hormonsystem von Lebewesen stören.
Wie wirken endokrine Disruptoren in der Umwelt?
Gelangen endokrine Disruptoren in die Umwelt, können sie bei Wildtieren irreversible Entwicklungsstörungen hervorrufen. Beispielsweise beeinflussen sie
- Wachstum,
- Geschlechterverhältnisse,
- Fortpflanzungsverhalten und
- Fruchtbarkeit.
Substanzen, die im Verdacht stehen, endokrine Disruptoren zu sein, wurden in der Schweiz seit den 1970-er Jahren in Umweltproben gemessen. Chemikalien in Flammschutzmitteln, Tensiden, Weichmachern, Sonnenschutz- oder Pflanzenschutzmitteln wurden in Fliessgewässern, Sedimenten und Fischen nachgewiesen. Es wird vermutet, dass bestimmte Substanzen in den 1970-er Jahren zum Einbruch der Vogelpopulationen und zum Aussterben des einheimischen Fischotters um 1990 beigetragen haben.
Die Verwendung dieser Substanzen wurde deshalb bereits vor Jahren bzw. Jahrzehnten gesetzlich eingeschränkt oder verboten. Trotzdem findet man sie immer noch in der Umwelt, da einige biologisch schwer abbaubar sind und sich so in der Nahrungskette anreichern können.
Es ist bekannt, dass einige endokrine Disruptoren bereits in sehr geringen Konzentrationen wirken können und beispielsweise in Gewässern kaum nachweisbar sind. Messungen in Schweizer Fliessgewässern zeigen, dass insbesondere unterhalb von Kläranlagen, aber auch in kleinen Flüssen eine Mischung von verschiedenen endokrinen Disruptoren zu finden ist.
Zudem fand man bei männlichen Bachforellen aus Flüssen des Mittellandes Hinweise auf eine mögliche Verweiblichung. Dies bedeutet, dass diese Fische durch endokrine Disruptoren belastet wurden. Bisher fehlen jedoch Daten darüber, ob die Fortpflanzungsfähigkeit von einheimischen Wasserorganismen durch diese Substanzen beeinträchtigt wird und ob sie eine Rolle beim seit Jahren beobachteten Fischrückgang spielen.
Was unternehmen die Schweizer Behörden?
Die Schweizer Behörden arbeiten kontinuierlich daran, die Quellen endokriner Disruptoren zu identifizieren und deren Eintrag in die Umwelt zu reduzieren und zu eliminieren (z. B. Ausbau der Klär- und Müllverbrennungsanlagen).
Die Verwendung bestimmter endokriner Disruptoren – beispielsweise von bestimmten Flammschutzmitteln, Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und Industriechemikalien – ist bereits verboten oder eingeschränkt.
Zum Thema gibt es zahlreiche Faktenblätter mit weiteren Informationen (siehe unten «Links»).
Links
- Endokrine Disruptoren | www.bafu.admin.ch
- Abfallwegweiser: Stichworte A–Z | www.bafu.admin.ch
- Sorgfältiger Umgang mit Biozidprodukten | www.bafu.admin.ch
- Abwasserfinanzierung / Abwasserfonds | www.bafu.admin.ch
- Kehrichtverbrennungsanlagen: Abgasreinigung in der KVA: eine Erfolgsgeschichte | www.bafu.admin.ch
- Hormonaktive Stoffe in der Umwelt (PDF) | www.oekotoxzentrum.ch
- Sonnenschutzmittel in Gewässern | www.oekotoxzentrum.ch
Letzte Änderung 04.07.2024
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