Video- oder Geldspiele können süchtig machen. Entwickelt sich Spielen zu einer Sucht, sprechen wir von einer Verhaltenssucht. Bei anderen Verhaltensweisen wie Einkaufen oder im Internet surfen können suchtartige Symptome auftreten.
Wie der Konsum von Alkohol oder Drogen, kann sich auch ein Verhalten zu einer Sucht entwickeln. Die «internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD)» beschreibt zwei Formen der Verhaltenssüchte: Problematisches Geldspiel («Gambling») sowie Videospiel («Gaming»). Häufig entstehen durch diese Verhaltensweisen psychische, körperliche und finanzielle Probleme. Andere problematische Verhaltensweisen, wie beispielsweise exzessives Kauf- oder Onlineverhalten, werden häufig als Sucht bezeichnet, weil suchtartige Symptome auftreten können.
Definition von Verhaltenssucht
Verhaltenssüchte, substanzungebundene Süchte oder suchtartige Verhaltensweisen lassen sich definieren als langfristiger Kontrollverlust über die Nutzung. Dieser Kontrollverlust erlaubt es der Person nicht mehr, funktional in Bezug auf ihren Lebensentwurf und ihre sozialen Beziehungen zu sein, und wird von Leiden und Veränderungen in der Beziehung der Person zur Welt begleitet (in Anlehnung an Notari et al., 2022).
Wie stoffgebundene Süchte (Tabak, Alkohol, Drogen usw.) lassen sich Verhaltenssüchte an typischen Zeichen erkennen. Zum Beispiel:
- Beeinträchtigte Kontrolle über die Tätigkeit: die Tätigkeit kann zum Beispiel nicht unterbrochen oder beendet werden.
- Das Ausführen der Tätigkeit wird fortschreitend zur Priorität im Leben (Tätigkeit hat Vorrang über andere Interessen, Vergnügungen, alltägliche Aktivitäten, Verpflichtungen oder persönliche Pflege).
- Trotz Auftreten von Problemen wird die Tätigkeit fortgeführt.
Es braucht mehr Daten, insbesondere zum Onlineverhalten
In der Schweiz bestehen bisher nur begrenzt verlässliche Zahlen zu den suchtartigen Verhaltensweisen. Die Datengrundlage muss verbessert werden, um Prävention, Therapie und Schadenminderung zu optimieren.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem suchtartigen Onlineverhalten. Denn das Internet dient als Medium, um Geld- oder Videospiele auszuleben. Es gilt, den Zusammenhang zwischen Sucht und der digitalen Welt besser zu verstehen. 2012 hat das BAG eine Gruppe mit Expertinnen und Experten konstituiert, die sich mit dem Thema suchtartiges Onlineverhalten auseinandersetzt. Sie publiziert alle zwei Jahre einen Bericht, der den aktuellen Stand in der Schweiz abbildet.
Auslegeordnung Verhaltenssüchte
Aktuell bestehen in der wissenschaftlichen Literatur und der Versorgungspraxis teils unterschiedliche Auffassungen zu Verhaltenssucht. Die Auslegeordnung gibt einen Überblick über den aktuellen Stand zur Definition von Verhaltenssüchten aus wissenschaftlicher Perspektive. Die kritische Würdigung der Expertinnen- und Expertengruppe Onlinesucht ordnet die Ergebnisse aus Praxisperspektive ein.
Auslegeordnung Verhaltenssüchte (PDF, 2 MB, 23.03.2022)
Kritische Würdigung (PDF, 172 kB, 27.07.2023)
Weitere Informationen
Letzte Änderung 29.09.2023
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