Patientensicherheit in der Nuklearmedizin

In der Nuklearmedizin werden radioaktive Arzneimittel angewendet, um die Funktion von Organen, Geweben und Systemen zu untersuchen oder um Krankheiten zu behandeln. Auf dieser Seite finden Sie Erklärungen zu diesen diagnostischen und therapeutischen Anwendungen.

Nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie 

Das Grundprinzip der nuklearmedizinischen Diagnostik besteht darin, einer Patientin oder einem Patienten ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen und dann dessen Verteilung im Körper mit speziellen Kamerasystemen sichtbar zu machen. Ein solches Arzneimittel wird als «Radiopharmazeutikum» bezeichnet. Ein Radiopharmazeutikum besteht in der Regel aus einem radioaktiven Teil (dem «Radionuklid») und einem nicht-radioaktiven Teil (dem «Pharmazeutikum»).

Das Arzneimittel wird dem Patienten oder der Patientin zum Beispiel über eine Infusion oder eine Spritze verabreicht. Über den Blutkreislauf verteilt es sich im Körper und reichert sich in bestimmten Organen oder Geweben an. Danach wird die radioaktive Substanz zum Beispiel mit einem PET/CT-Gerät sichtbar gemacht. Je nachdem, welches Arzneimittel verwendet wird, können so zum Beispiel Tumore in der Leber oder in den Knochen erkannt werden («Tumordiagnostik»). In der Diagnostik werden sehr geringe Mengen dieser radioaktiven Substanzen verwendet. Die Strahlenbelastung für die Patientinnen und Patienten ist darum in der Regel gering.

Bei der nuklearmedizinischen Therapie geht man ähnlich vor wie bei der Diagnostik. Auch hier wird ein Radiopharmazeutikum verabreicht. In diesem Fall ist jedoch die verabreichte Menge an Radioaktivität und damit die Strahlenbelastung grösser. Auch die Art der Strahlung unterscheidet sich. Ziel der Therapie ist, Tumore zu behandeln («Tumortherapie»). Die radioaktive Substanz reichert sich im Tumorgewebe an und die Tumorzellen werden durch die Strahlung zerstört.

Strahlenbelastung 

In der Nuklearmedizin hängt die Strahlenbelastung für eine Patientin oder einen Patienten von verschiedenen Faktoren ab:

  • Der «Menge» an radioaktiver Substanz, welche verabreicht wird: Diese Menge wird in «Becquerel» (Bq) gemessen und als «Aktivität» bezeichnet. Je höher die Aktivität ist, desto grösser ist die Strahlenbelastung. Ziel bei jeder Untersuchung ist, so wenig Aktivität wie möglich zu verabreichen, um trotzdem die richtigen Informationen mit genügend guter Qualität zu erhalten oder die gewünschte Wirkung in der Therapie zu erzielen.
  • Dem verwendeten Radiopharmazeutikum: Je nachdem, welches Organ oder Gewebe man untersuchen oder behandeln möchte, braucht man andere Arzneimittel. Diese verteilen sich unterschiedlich im Körper und führen so zu unterschiedlicher Belastung des Körpers.
  • Der «Halbwertszeit» des Radionuklids: Radionuklide zerfallen unterschiedlich schnell in nicht-radioaktive Elemente. Die Halbwertszeit gibt an, wie lange es dauert, bis die Hälfte der am Anfang vorhandenen Radionuklide zerfallen sind. Je kleiner die Halbwertszeit, desto schneller sinkt die Aktivität im Radiopharmazeutikum ab. In der Diagnostik werden in der Regel Radionuklide mit einer sehr kurzen Halbwertszeit verwendet (wenige Minuten bis Tage). In der Therapie ist die Halbwertszeit in der Regel länger (Tage bis Wochen).
  • Der Verteilung und der Verweildauer im Körper («biologische Halbwertszeit»): Ein Radiopharmazeutikum verteilt sich im Körper, reichert sich in bestimmten Organen oder Geweben an und wird nach und nach wieder ausgeschieden. Die Art der Ausscheidung (z. B. über Urin, Stuhl) unterscheidet sich je nach Radiopharmazeutikum. Je schneller das Radiopharmazeutikum wieder ausgeschieden wird, desto kürzer ist die biologische Halbwertszeit.
  • Der Strahlungsart des Radionuklids: in der nuklearmedizinischen Diagnostik werden sogenannte «Gamma-Strahler» und «Positronen-Strahler» verwendet. Diese Art von Strahlung kann den Körper leicht durchdringen und gut von aussen mit einem Kamerasystem sichtbar gemacht werden. Die Strahlenbelastung für eine Patientin oder einen Patienten ist daher eher klein. In der Therapie werden Radionuklide verwendet, deren Strahlung beim Zerfall auch einen «Alpha-» oder «Beta-Anteil» besitzt. Diese Art von Strahlung hat eine sehr kurze Reichweite und führt sehr lokal zu einer grossen Strahlenbelastung (zum Beispiel in einem Tumor). Dies ist erwünscht, da so die Tumorzellen zerstört werden.
     

Andere Faktoren wie das Körpergewicht der Patientin oder des Patienten und die Technologie der verwendeten Kamerasysteme und Messgeräte können die verabreichte Aktivität und somit die Strahlenbelastung ebenfalls beeinflussen.

In der Fachinformation der Arzneimittel wird für jedes zugelassene Radiopharmazeutikum die Strahlendosis/Strahlenbelastung abhängig von der verabreichten Aktivitätsmenge angegeben. Für Patientinnen und Patienten ist die Strahlenbelastung durch nuklearmedizinische Untersuchungen ähnlich hoch wie bei radiologischen Untersuchungen (Röntgen- und CT-Strahlung).

Ihr Beitrag zur Patientensicherheit in der Nuklearmedizin 

Werden Sie vom Fachpersonal mit einem falschen Namen angesprochen oder zu einer anderen als der geplanten Untersuchung begleitet, kann eine Verwechslung vorliegen. Fragen Sie unbedingt nach, wenn Ihnen etwas nicht richtig erscheint.

In den meisten Fällen gelangt das Radiopharmazeutikum über eine Infusion in den Körper oder es wird gespritzt. Tritt es ins Gewebe aus, kann das zu Schädigungen führen. Sollten Sie nach der Injektion ein brennendes Gefühl um die Einstichstelle wahrnehmen, machen Sie sich unbedingt sofort beim Fachpersonal bemerkbar.

Im Unterschied zur Diagnostik werden in der Radionuklidtherapie hohe Aktivitäten verabreicht, welche über längere Zeit im Körper verbleiben. Aus diesem Grund müssen Patientinnen und Patienten nach der Verabreichung eine gewisse Zeit im Spital bleiben. Nach der Entlassung aus dem Spital gelten zudem die folgenden Strahlenschutz-Verhaltensregeln:

  • Längerer, naher Kontakt mit Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern vermeiden. Wenn möglich generell eine Distanz von einem Meter oder mehr einhalten, wenn sich eine Patientin oder ein Patient länger in der Umgebung von derselben Person befindet;
  • Enger körperlicher Kontakt zum Partner oder der Partnerin, wenn möglich vermeiden oder so kurz wie möglich halten;
  • Wenn möglich getrennt schlafen. Distanz von mindestens zwei Metern zwischen den Betten wahren;
  • Nach Benutzen der Toilette mindestens zweimal spülen;
  • Häufig und regelmässig Hände waschen;
  • Einwegtaschentücher benutzen und nach Gebrauch direkt in den Kehricht entsorgen;
  • Patientinnen und Patienten, welche Windeln benötigen, sollen das Vorgehen mit den Abfällen vor der Entlassung aus dem Spital mit dem behandelnden Arzt oder der Nuklearmedizinerin besprechen.
     

Eine Auflistung typischer Strahlendosen/Strahlenbelastungen bei nuklearmedizinischen Untersuchungen finden Sie auf der BAG-Webseite Strahlendosen in der Medizin .

Sie möchten wissen, wie sich Ihre durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung zusammensetzt? Sie finden weitere Informationen auf der Seite Strahlenexposition der Schweizer Bevölkerung .

Weiterführende Informationen

Strahlenanwendungen in der Medizin

In der Medizin kommen zahlreiche Verfahren zum Einsatz, die die Eigenschaften ionisierender Strahlung nutzen. Hier finden Sie kurze Beschreibungen der Strahlenanwendungen in der Medizin.

Strahlendosen in der Medizin

Die Anwendung von Röntgenstrahlung in der Radiologie oder von Radiopharmazeutika in der Nuklearmedizin ist mit einer Strahlenbelastung des Patienten verbunden.

Radiotherapeutika in der Nuklearmedizin

In der Medizin kommen zahlreiche Verfahren zum Einsatz, die die besonderen Eigenschaften ionisierender Strahlung nutzen. Nachfolgend finden Sie kurze Beschreibungen der Strahlenanwendungen in der Medizin.

Letzte Änderung 17.01.2024

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