Basel, 7.4.25 – Einbettender Beitrag anlässlich der Podiumsdiskussion am Biozentrum Basel zum Thema «Antibiotikaresistenzen – die schleichende Pandemie» im Rahmen des Festivals Interfinity2025.
Die Schweizer Forschung und Entwicklung engagiert sich stark für die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Das ist enorm wichtig. Denn es gibt immer mehr Erreger, bei denen Antibiotika nicht mehr wirken. Das gefährdet die Gesundheit der Menschen – weltweit und in der Schweiz. Der Bund stärkt daher Früherkennung, Forschung und Entwicklung.
Antibiotika sind lebenswichtig. Wir sind froh darum, wenn es sie braucht, etwa bei einer Blasenentzündung, Blutvergiftung oder einem chirurgischen Eingriff. Doch es gibt immer mehr Erreger, die gegen Antibiotika resistent sind. Mit schwerwiegenden Folgen: Weltweit sterben jährlich fast 1,3 Millionen Menschen an Infektionen mit resistenten Bakterien. Ich schätze es daher sehr, dass das Biozentrum Basel zusammen mit weiteren Akteuren dieser Tage mit verschiedenen Veranstaltungen auf das Thema aufmerksam macht.
Damit wir Infektionen auch in Zukunft gut behandeln können, müssen wir resistente Erreger bekämpfen. Der Bundesrat hat mit der Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) bereits 2016 entsprechende Massnahmen beschlossen. Damit konnten erste Erfolge erzielt werden: Die Schweiz hat die Resistenzen vorläufig stabilisiert und den Antibiotika-Einsatz gesenkt. Das ist wichtig. Denn je weniger Antibiotika eingesetzt werden, desto eher kann die Bildung von Resistenzen vermieden werden.
Resistenzen verhindern …
Im europäischen Vergleich gehört die Schweiz heute zu den Ländern mit dem niedrigsten Antibiotikaverbrauch. Aber es braucht weitere Anstrengungen. Der vom Bundesrat im Juni lancierte neue Aktionsplan stärkt Früherkennung und Überwachung, Prävention, Forschung und Entwicklung weiter. Weil das Problem Mensch, Tier und Umwelt betrifft, setzen wir auf den «One-Health»-Ansatz: mit Massnahmen in all diesen Bereichen.
Wichtig ist zum Beispiel, Ursprung und Verbreitungswege von Resistenzen zu kennen. Dank neuer Technologien können Bakterien rasch und umfassend genetisch analysiert und Übertragungswege rekonstruiert werden. Der Bund will diese Gesamtgenomsequenzierung in der Schweiz fördern. Indem genetische Resistenzdaten aus den Bereichen Mensch, Tier, Lebensmittel und Umwelt auf einer gemeinsamen Plattform gesammelt, analysiert und ausgewertet werden. Bei den Spitälern wird die Infektionsprävention und -kontrolle gestärkt. Dazu kommen Fortbildung, Monitoring von Antibiotikaverbrauch und Feedback-Systeme. Und im ambulanten Bereich gilt es, darauf zu achten, dass die Behandlungsrichtlinien beherzigt werden, die von den Fachgesellschaften regelmässig aktualisiert werden.
… und neue Antibiotika entwickeln
Resistenzen verhindern ist das eine. Ebenso wichtig ist, neue Antibiotika zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass sie auf den Markt kommen. Dazu wurden international wichtige Initiativen lanciert. Mit Geldern von Regierungen und der Pharmaindustrie wird die Entwicklung neuer Antibiotika unterstützt. Die Schweiz beteiligt sich daran – und Schweizer Firmen profitieren auch davon. Der Bund investiert zudem via Nationalfonds in die Grundlagenforschung. Konkret zum Beispiel in die Entdeckung und frühe Entwicklung von Wirkstoffen, wie dies am Biozentrum Basel mit dem Projekt Antiresist erfolgt.
Damit Antibiotika auf den Markt gebracht werden, braucht es künftig zudem neue, innovative Anreize. Grossbritannien setzt auf ein Modell, bei dem Hersteller dafür entschädigt werden mit einem jährlichen Beitrag unabhängig von der Menge verkaufter Antibiotika. Ein spannender Ansatz. Der Bund prüft, mit der Revision des Epidemiengesetzes die rechtlichen Grundlagen für solche Anreize zu schaffen. Damit es sich für die Hersteller lohnt, Antibiotika, die für die Schweiz zugelassen und verfügbar sind, auf den Schweizer Markt zu bringen.
An der gestrigen Podiumsdiskussion am Biozentrum Basel hat sich gezeigt, dass sich viele in Forschung und Produktion tätigen Akteure ein noch stärkeres Engagement des Bundes wünschen, um die Grundlagenforschung zu stärken, an die nötigen Antibiotika zu kommen und die Zulassung in der Schweiz zu vereinfachen. Und um «gute Köpfe» halten zu können, damit diese sich weiter für Antibiotika einsetzen, statt in andere Bereiche abzuwandern.
Das alles zeigt: Es braucht Anstrengungen auf allen Ebenen, um die Entstehung von Resistenzen möglichst zu verhindern, die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika zu stärken und ihre Verfügbarkeit sicherzustellen. Die Basler Forschung und Entwicklung trägt zusammen mit der Pharmaindustrie entscheidend dazu bei. Das schätze ich sehr, entspricht es doch dem Anliegen, für das sich auch das BAG einsetzt. Und so lade ich alle herzlich ein, mitzuhelfen, die für eine weitere Verbesserung nötigen gesetzlichen Anpassungen und finanzielle Stärkung hinzubekommen.
Auch die Bevölkerung kann mit einer sachgemässen Verwendung der Antibiotika gemäss der ärztlichen Verschreibung einen Beitrag dazu leisten – getreu dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich!
Letzte Änderung 08.04.2025
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