Ein gemeinsamer Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenzen

Bern, 26.6.2024 – Der Bundesrat hat den One Health-Aktionsplan 2024-2027 der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) verabschiedet. Damit konkretisiert der Bund seine Ziele und setzt Schwerpunkte für die kommenden Jahre. Dabei wird auch den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Vorstössen Rechnung getragen.

Antibiotikaresistenzen entstehen, wenn Bakterien unempfindlich oder weniger empfindlich gegenüber Antibiotika werden. Wirken Antibiotika nicht, können einfache Entzündungen tödlich enden. Jährlich sterben 1.3 Millionen Menschen, weil Antibiotika nicht anschlagen.

Durch die Umsetzung der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) konnten seit 2016 bereits zahlreiche Massnahmen erfolgreich auf- und ausgebaut werden. So wurde zum Beispiel der Antibiotikaverbrauch gesenkt und die Resistenzsituation in der Schweiz vorübergehend stabilisiert.

Weltweit spitzt sich jedoch die Problematik der antimikrobiellen Resistenzen weiterhin zu. Sie bleiben damit eine der drängendsten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme des 21. Jahrhunderts. Für die Schweiz ist es von zentraler Bedeutung, die Umsetzung der Strategie StAR unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse und Empfehlungen gezielt voranzutreiben.

Verabschiedung des One Health-Aktionsplans StAR 2024-2027

Zu diesem Zweck, hat der Bundesrat heute den One Health-Aktionsplan StAR 2024-2027 verabschiedet. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren und Interessenvertretern aus Forschung, Politik und Wirtschaft erarbeitet. Ziel des Aktionsplans ist es, die Umsetzung der Strategie StAR mit verbindlichen, innovativen und nachhaltigen Massnahmen zu stärken. Dabei sollen Lücken geschlossen und die Ressourcen in enger Zusammenarbeit mit allen involvierten Akteuren effektiver genutzt werden.

Der Plan verfolgt drei Stossrichtungen:

1) Verbindlichkeit

Die bereits entwickelten Hilfsmittel wie zum Beispiel Therapieleitfäden und Richtlinien sollen bekannter gemacht und deren Nutzung gefördert werden. Ziel ist die routinemässige Anwendung.

2) Innovation

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien werden verstärkt genutzt. So soll zum Beispiel die bereichsübergreifende One Health-Überwachung von Resistenzen mit einer systematischen Erhebung von Sequenzdaten weiterentwickelt werden und zum besseren Verständnis der Übertragungswege von Resistenzen beitragen. Neue Ansätze für Anreize werden geprüft, um die Versorgung mit Antibiotika zu verbessern.

3) Nachhaltigkeit

Antimikrobielle Resistenzen bleiben eine dauerhafte Herausforderung. Deshalb sollen die Strukturen und Prozesse zur Bekämpfung von Resistenzen langfristig sichergestellt werden. Dafür werden auch gesetzliche Grundlagen geschaffen.

One Health-Ansatz

Mit den geplanten Aktivitäten will die Schweiz sicherstellen, dass Antibiotika auch in Zukunft ihre lebenswichtige Wirkung entfalten können.

Dafür setzen sich die vier Bundesämter BAG, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und Bundesamt für Umwelt (BAFU) in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen sowie zahlreichen weiteren Akteuren aus den Bereichen Mensch, Tier, Landwirtschaft und Umwelt gemeinsam ein:

Weitere Informationen

Den Aktionsplan und weitere Informationen finden Sie auf:

Was sind Antibiotikaresistenzen?

Antibiotikaresistenzen entstehen, wenn Bakterien unempfindlich oder weniger empfindlich gegenüber Antibiotika werden. Die Entstehung resistenter Bakterien ist ein globales Problem für Mensch und Tier. Mikroorganismen entwickeln heute nicht nur vermehrt Resistenzen gegen einzelne, sondern öfters gegen mehrere Antibiotikaklassen (sogenannte Multiresistenzen).

Kommt es zu Infektionen mit multiresistenten Bakterien, können sie mit Antibiotika nur noch schwer oder teilweise gar nicht mehr behandelt werden. Der Hauptfaktor ist der häufige und unsachgemässe Einsatz von Antibiotika. Zudem führt die Globalisierung zu einer fortschreitenden weltweiten Verbreitung der Resistenzen. Dies hat zur Folge, dass die Wirksamkeit der vorhandenen Therapien abnimmt und deshalb Krankheiten und Todesfälle zunehmen.

Aktuelle Situation in der Schweiz

In der Humanmedizin sank der Verbrauch von, für die Entwicklung von Resistenzen besonders kritischen, «Watch»-Antibiotika zwischen 2015 und 2022 um 30 Prozent. In der Veterinärmedizin gingen im gleichen Zeitraum die Antibiotikaverschreibungen um rund 41 Prozent und der Verbrauch kritischer Antibiotika um über 77 Prozent zurück.

In Bezug auf die Resistenzraten zeichnet sich eine vorläufige Stabilisierung ab. Aufgrund deutlich höherer Raten im internationalen Kontext ist jedoch mit einer erneuten Verschärfung der Lage zu rechnen. Es besteht daher weiterhin Handlungsbedarf im Bereich der Prävention und Bekämpfung von Resistenzen, auch in der Schweiz.

Letzte Änderung 28.06.2024

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