Bern, 11.11.2024 – Im Rahmen der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) hat das BAG eine repräsentative Befragung zu den Themen Antibiotika und Antibiotikaresistenzen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen Wissensstand und Wissenslücken.
Bevölkerungsumfrage 2024 zu Antibiotikaresistenzen
Der erfolgreiche Einsatz von Antibiotika gegen bakterielle Infektionen gilt als eine der grossen Errungenschaften der Medizin. Jedoch können jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, resistente Bakterien entstehen. Solche resistenten Bakterien können die Behandlung von Infektionen erschweren oder sogar verunmöglichen. Deshalb ist es entscheidend, dass Antibiotika bei Mensch und Tier möglichst sachgemäss eingesetzt werden.
Dazu hat der Bundesrat 2015 die nationale Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) verabschiedet. Mit dem in diesem Jahr lancierten «One Health-Aktionsplan StAR 2024–2027» werden bereits umgesetzte Massnahmen gestärkt, Ziele konkretisiert und neue Schwerpunkte für die kommenden Jahre gesetzt.
Im Rahmen der StAR lässt das BAG seit 2016 periodisch Repräsentativbefragungen der Schweizer Bevölkerung zu Wissen, Einstellung und Umgang mit Antibiotika durchführen. Im Sommer 2024 wurde nun die fünfte Befragung mit 3485 Personen realisiert.
Die wichtigsten Ergebnisse
Antibiotikagebrauch
In den vergangenen zwölf Monaten haben 22 Prozent der Schweizer Bevölkerung Antibiotika eingenommen. Damit bleibt die Antibiotika-Einnahme seit Beginn der Erhebungen auf relativ konstantem Niveau. In rund 94 Prozent der Fälle erfolgte die Einnahme von Antibiotika nach ärztlicher Verschreibung.
Als Grund für die Einnahme von Antibiotika wurden am häufigsten Harnwegsinfekte und chirurgische Eingriffe genannt. Antibiotika werden jedoch auch bei durch Viren verursachten Erkrankungen eingenommen (zum Beispiel Grippe), obwohl Antibiotika bei viralen Infektionen nicht helfen. Dies geschieht jedoch vergleichsweise selten.
Übriggebliebene Antibiotika werden in den meisten Fällen korrekterweise in eine Apotheke oder eine Arztpraxis zurückgebracht und nicht aufbewahrt, geteilt oder später verwendet.
Wissensstand zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung kennt die Problematik rund um Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Rund 81 Prozent wissen, dass eine unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringern kann. Zudem weiss die Mehrheit, dass ein Antibiotikum wie verschrieben eingenommen werden sollte und Restbestände am besten an die Ausgabestelle zurückgebracht werden.
Es wurde aber auch deutlich, dass weiterhin Wissenslücken bestehen. So wussten zum Beispiel nur 55 Prozent der Befragten, dass Antibiotika keine Viren zerstören. Zudem gehen rund 80 Prozent fälschlicherweise davon aus, dass Menschen gegen Antibiotika resistent werden können. Dabei sind es die Bakterien, die Resistenzen entwickeln können.
Wenn es um den Bereich Tier geht, wussten wiederum nur 48 Prozent der Befragten, dass der Einsatz von Antibiotika als Wachstumsförderer bei Nutztieren in der Schweiz verboten ist.
Informationsquellen und Informationsbedarf
Beim Thema Antibiotika werden Ärztinnen und Ärzte als relevanteste Informationsquelle genannt, gefolgt von Apotheken und offiziellen Gesundheitswebseiten. Der grösste Informationsbedarf besteht bezüglich Alternativen zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen.
World AMR Awareness Week (18. bis 24. November 2024)
Auch dieses Jahr wird im Rahmen der «World AMR Awareness Week» international und in der Schweiz auf die Problematik der Antibiotikaresistenzen und den richtigen Umgang mit Antibiotika aufmerksam gemacht.
Da es sich um ein bereichsübergreifendes Problem handelt, engagieren sich die bei StAR involvierten Bundesämter:
- BAG,
- Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV),
- Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und
- Bundesamt für Umwelt (BAFU).
Die aktuelle Umfrage bietet eine wichtige Grundlage.
Die Bevölkerungsbefragung wurde zwischen Juni und August 2024 durchgeführt und ist repräsentativ für die sprachassimilierte Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren.
Für die Stichprobenziehung wurde auf den Stichprobenrahmen für Personen- und Haushaltserhebungen (SRPH) des Bundesamtes für Statistik (BFS) zurückgegriffen.
Mit computergestützten Telefon-Interviews und computergestützten Online-Interviews wurden insgesamt 3485 Personen befragt.
Letzte Änderung 06.11.2024
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