Sucht verursacht jährlich gesellschaftliche Kosten in der Höhe von 7.7 Milliarden Franken

(Letzte Änderung 03.05.2022)

Bern, 29.09.2020 - Suchtverhalten birgt nicht nur grosse Risiken für die Gesundheit, sondern führt auch zu erheblichen Kosten für die Gesellschaft. Eine neue Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat errechnet, dass sich die volkswirtschaftlichen Kosten von Sucht auf 7.7 Milliarden Franken belaufen. Mit der Nationalen Strategie Sucht beabsichtigt der Bund, Suchterkrankungen zu verhindern und suchtgefährdete Menschen zu unterstützen, was auch die gesellschaftlichen Kosten senkt.

Jeder siebte Todesfall in der Schweiz hat mit Rauchen zu tun und bei der Hälfte aller Straftaten ist Alkohol im Spiel. Dies verursacht nicht nur viel Leid für Betroffene, sondern auch hohe Kosten für die Gesellschaft. Diese belaufen sich gemäss der Studie «Volkswirtschaftliche Kosten der Sucht» auf insgesamt 7.7 Milliarden Franken, wobei diese Zahl auf einer konservativen Berechnung beruht. Der Tabak ist mit 3.9 Milliarden Franken der weitaus grösste Kostenfaktor. An zweiter Stelle folgt der Alkohol mit rund 2.8 Milliarden. Der Restbetrag verteilt sich auf illegale Drogen mit 0.9 Milliarden und Geldspielsucht mit 61 Millionen Franken. Die Kosten für weitere Verhaltenssüchte wurden nicht berechnet.

Kosten setzen sich unterschiedlich zusammen

Kosten für Sucht können durch unterschiedliche Faktoren entstehen. Zum einen aus den Gesundheitsausgaben, wozu ärztliche Leistungen, aber auch Ausgaben für Arzneimittel- und Spitalaufenthalte zählen. Weitere Kosten verursacht die Verfolgung suchtbedingter Straftaten. Ausserdem gehen dem Arbeitsmarkt aufgrund von krankheitsbedingten Absenzen, reduzierter Leistungsfähigkeit oder frühzeitigen Todesfällen wertvolle Ressourcen verloren. Je nach Substanz setzen sich die Folgekosten unterschiedlich zusammen: Beim Tabak fallen die Gesundheitskosten mit einem Anteil von rund 80% Prozent am meisten ins Gewicht. Denn Rauchen verursacht viele nicht-übertragbare Krankheiten wie Lungenkrebs, andere Krebsarten und Atemwegserkrankungen. Beim Alkohol hingegen machen die Produktivitätsverluste einen Anteil von 75% aus.

Die Kosten für alle diese Faktoren werden von der Allgemeinheit getragen und belaufen sich auf mehr als 1% des Bruttoinlandprodukts. Pro Kopf machen sie 900 Franken im Jahr aus. Ein grosser Teil von rund 4.8 Milliarden Franken entfallen auf den Staat und die Sozialversicherungen. 2.9 Milliarden Franken werden von den Unternehmen getragen.

Nationale Strategie Sucht verringert Folgekosten

Die Kosten in Milliardenhöhe zeigen, dass der Handlungsbedarf in der Suchtprävention weiterhin gross ist. Um die Anzahl Menschen mit einer Suchterkrankung zu senken, hat der Bund die Nationale Strategie Sucht erarbeitet. Sie hat auch Schnittstellen zur Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie). Die beiden Strategien leisten durch Früherkennung und Prävention sowie Massnahmen im Bereich der Versorgung und Therapie einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von direkten und indirekten Folgekosten von Sucht. Suchtbetroffene Menschen können mit einem funktionierenden Netz an psychosozialen sowie suchtmedizinischen Hilfeleistungen frühzeitig unterstützt werden. Die Massnahmen ermöglichen auch, die Prävention bei Kindern und Jugendlichen auszubauen und die verschiedenen Leistungserbringer besser zu vernetzen. Zudem soll die Arbeitsintegration gefördert werden. Viele Suchtbetroffene können so erwerbstätig bleiben, was sich positiv auf ihre Lebensqualität auswirkt.

Korrigendum Januar 2021: Die endgültige Fassung des Berichts wurde in zweierlei Hinsicht korrigiert. Zum einen wurde die Kategorie "Andere Süchte" in "Spielsucht" umbenannt, da die Kosten für diese Sucht in dieser Kategorie den grössten Anteil ausmachen. Zum anderen wurden die direkten Produktivitätsverluste aufgrund von Spielsucht auf der Grundlage der Prävalenz aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2017 neu berechnet. Die Kosten der Spielsucht belaufen sich somit auf 221 Millionen Franken.


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