Une politique sanitaire réussie n’exclut personne
Zurich – Mot de bienvenue d’Anne Lévy, directrice de l’OFSP, à l’occasion des 40 ans de l’Aide suisse contre le sida – La version orale fait foi.
Sehr geehrter Herr Bundesrat Jans
Liebe Freundinnen und Freunde der Aids-Hilfe Schweiz
Liebe Gäste – cher-e-s invité-e-s – cari ospiti – dear guests
Herzlichen Dank für diesen berührenden Einstieg.
Ich arbeitete in den 90er Jahren bei der Stadt Bern, war zuständig für Drogenfragen. So war das jetzt ein regelrechtes Flashback für mich. In eine tieftraurige Zeit, die voll war von menschlichen Tragödien.
Anknüpfen möchte ich aber an die Hoffnung und den Trost aus dem Quilt-Ritual. Und damit an den Kern dessen, was die Aids-Hilfe-Schweiz möglich gemacht hat:
«Erfolgreiche Gesundheitspolitik grenzt niemanden aus.»
Heute sagt sich das leicht! Das verdankt die Schweiz, zu einem grossen Teil der Aids-Hilfe Schweiz und den Menschen, die sie unterstützt haben. Heute ist uns klar: Stigmatisierung und Diskriminierung entwürdigen und schaden der Gesundheit. Angst vor Verachtung und Ausgrenzung macht krank.
Dass wir das heute wissen, hat viel mit HIV/Aids zu tun. Und mit den Menschen, die damals gestorben sind. Anfang der 1980er Jahre war eine Ansteckung mit dem Virus lebensgefährlich. Viele – viel zu Viele – starben daran. Das allein bedeutete schon viel Leid. Dazu kam, dass die Betroffenen ausgegrenzt wurden.
In der Schweiz organisierte sich die damalige Schwulenbewegung als erstes rund um das Thema. Männer, die Sex mit Männern haben, waren nebst den Menschen, die Drogen intravenös konsumierten, am meisten von der Krankheit betroffen. HIV/Aids bedrohte auch ihren Kampf für gleiche Rechte und gesellschaftliche Anerkennung.
Mancherorts war von der «Schwulenseuche» die Rede. Und auch Politikerinnen und Politiker nutzten die Gelegenheit, um Betroffene gesellschaftlich und moralisch abzuwerten und sie auszugrenzen.
Um dagegenzuhalten, formierte sich im Juni 1985 die Aids-Hilfe Schweiz. Mit dem Ziel, wissenschaftlich gestützte Informationen und Empfehlungen abzugeben. Um die Menschen vor HIV/Aids zu schützen und sich für einen menschenwürdigen Umgang mit den Betroffenen einzusetzen.
Da knüpfte auch das BAG an. Wenige Tage nach der Gründung der Aids-Hilfe-Schweiz kam es zu einem ersten Treffen und man vereinbarte, eng zusammenzuarbeiten. Wobei ich hier schon zugeben muss: Die Aidshilfe Schweiz hat ganz schön Druck gemacht, beim BAG. Zurecht. Und mit Erfolg. Dafür sind wir bis heute sehr dankbar. Auch, weil sich das BAG damit aus der verstaubten Beamtenecke wagte und zum Amt wurde, das sich getraut, die Dinge beim Namen zu nennen.
Öffentlich sichtbar wurde das 1987 bei der Lancierung der gemeinsamen STOP AIDS-Kampagne, die sich an die Bevölkerung der ganzen Schweiz richtete. Um Alle gut über HIV/Aids zu informieren. Damit alle lernen, ihr individuelles Ansteckungsrisiko abzuschätzen und alle Menschen in der Schweiz wissen, wie sie sich schützen können.
Vergessen wir nicht: Auf dem Höhepunkt der Epidemie Anfang der 1990er Jahre gab es über 3000 Neuansteckungen pro Jahr. Über all die Jahre starben Tausende Menschen. Zusammen engagierten sich das BAG und die Aids-Hilfe Schweiz gegen Panik und Ausgrenzung. Und legten damit den Grundstein für die wohl bekannteste und erfolgreichste Public-Health-Kampagnen der Schweiz: «Röllele, röllele, röllele» oder «Ohne Dings kein Bums», verstehen Deutschweizerinnen und Deutschschweizer meiner Generation sofort.
Pour les francophones de ma génération, c’est plutôt : «sécurité sur canapé» ou encore «Tu es un très bon coup – mais tu n’es pas le seul!» Und im Tessin erinnert man sich heute noch an «Senza coso non si cosa». Die Aids-Hilfe-Schweiz hat damit auch einen wesentlichen Beitrag geleistet, zur Normalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe oder wechselnder Sexpartnerschaften.
Inzwischen hat sich die Aids-Hilfe-Schweiz als nationale Dachorganisation etabliert. Und ist mit ihren über 50 Mitgliedsorganisationen auch heute noch eine wichtige Partnerorganisation bei Themen rund um die sexuelle Gesundheit: Für das BAG, für die Gesundheitsbehörden in den Kantonen, für Schulen und Jugendverbände.
Die Aids-Hilfe-Schweiz spielte damals auch in der Suchtpolitik eine wichtige Rolle.
Mit einem Ansatz, der auf den Menschenrechten basiert, und sich an der Gesundheit orientiert, statt ausschliesslich repressiv zu sein. Daraus entstand die 4-Säulen-Politik, mit Schadensminderung, Prävention, Repression und Therapie. Ein Ansatz, der einen wichtigen Aspekt der Drogenproblematik gelöst und die HIV-Ansteckungen praktisch auf null reduziert hat.
Zum Schluss möchte ich Ihnen allen – im Namen des BAG – herzlich danken. Für Ihren Mut, für Ihre Arbeit, für Ihr Engagement, über all die Jahre hinweg. Und ja, ich zähle auch weiterhin auf unsere gute Zusammenarbeit. Damit wir es schaffen, Neu-Ansteckungen mit HIV ganz zu verhindern und auch andere sexuell übertragene Krankheiten einzudämmen.
Liebe Aids-Hilfe-Schweiz,
Über all die Jahre, stand für euch der Grundsatz im Zentrum: «Nothing about us, without us». Es wird nicht über die Betroffenen gesprochen, sondern diese wirken selbst mit. Und so gilt auch heute noch: «Erfolgreiche Gesundheitspolitik grenzt niemanden aus.»
Bleiben wir diesem Credo treu! Es ist wichtig.
Damit hoffe ich, dass ihr schon bald rückblickend sagen könnt: «Wir prägten die Antwort auf HIV/Aids von A bis Z. Vom Anfang der Pandemie bis zu Zero neuen Infektionen.
Alles Gute zum 40-sten Geburtstag!
Und zum Jubiläumsfest: «Im Minimum das Maximum»!
Office fédéral de la santé publique OFSP
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